Diversität und Persönlichkeit von Erwerbstätigen: Die Rolle der Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität

Inhalt und Ziele

Etwa 20% aller Individuen gelten hinsichtlich der Wahrnehmung und Verarbeitung von Reizen aus der Umwelt als hochsensibel. Hochsensible Personen nehmen z. B. auch kleinste Details und Veränderungen in ihrer Umgebung wahr. Zudem gelten sie als sehr empathisch und gewissenhaft. Gleichzeitig kann die Hochsensibilität bei einigen Personen mit Stressempfinden einhergehen.

Im Forschungsprojekt wird der Einfluss des Persönlichkeitsmerkmals der Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität auf das Arbeitsverhalten und -erleben von Erwerbstätigen untersucht, um Implikationen für das Personalmanagement abzuleiten.

Projektziele

  • Einführung der Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität in den wissenschaftlichen Diskurs im Personalmanagement und Diversity Management.
  • Analyse von Unterschieden und Bedingungsfaktoren in der Mobilitätsbereitschaft, der Führungs- und Karrieremotivation, Führungseffektivität sowie der Arbeitsleistung hochsensibler Erwerbstätiger im Vergleich zu anderen Beschäftigten.
  • Ableitung von Handlungsempfehlungen für das Diversity Management, um das Potenzial hochsensibler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Führungskräfte zu nutzen und die mit der Eigenschaft verbundene Risiken zu reduzieren.

Methode

Grundlage der Studien sind qualitative und quantitative Datensätze, die mit den für die Beantwortung der jeweiligen Fragestellung erforderlichen Methoden generiert und ausgewertet werden. Mixed methods design; multi-level.

Gesellschaftliche Relevanz und Nutzung der Ergebnisse

Durch die detailliertere Wahrnehmung der Umwelt sowie höhere Empathie und Gewissenhaftigkeit lassen sich positive Auswirkungen der Eigenschaft dieser Erwerbstätigengruppe auf ihre Arbeitsleistung und ihre Effektivität als Führungskraft vermuten.
Gleichzeitig könnte ein Stresserleben jedoch beispielsweise der Arbeitszufriedenheit und dem subjektiven Wohlbefinden entgegenstehen und somit Kündigungsabsichten oder andere Rückzugsverhaltensweisen begünstigen. Zudem ergibt sich die Frage, wie hochsensible Erwerbstätige auf eine Vielzahl neuer Reize im Arbeitsumfeld reagieren, wie z. B. während einer Auslandstätigkeit.

Bamberger Kompetenzen

Im betriebswirtschaftlichen Kontext wurde die Persönlichkeitseigenschaft der Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität bisher kaum untersucht. Die Bamberger Kompetenz liegt in einem interdisziplinären Forschungsansatz (Psychologie, Betriebswirtschaftslehre).

Aktuelle Publikationen

Andresen, M., Goldmann, P., & Volodina, A. (2018). Do overwhelmed expatriates intend to leave? The effects of sensory processing sensitivity, stress, and well-being on expatriates' turnover intention. European Management Review, 15(1), 315-328. doi: 10.1111/emre.12120

Andresen, M., & Margenfeld, J. (2015). International relocation mobility readiness and its antecedents. Journal of Managerial Psychology, 30(3), 234-249. http://dx.doi.org/10.1108/JMP-11-2012-0362

Andresen, M., & Goldmann, P. (2016). „Du bist aber ein Sensibelchen!“ Diversity in Schulklassen am Beispiel der Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität: Implikationen für die Führung. In M. Heibler, K. Bartel, K. Hackmann, & B. Weyand (Eds.), Leadership in der Lehrerbildung (pp. 149-163). University of Bamberg Press.

Andresen, M., & Goldmann, P. (2016). Effects of sensory processing sensitivity, well-being, and stress on expatriates' turnover intention. In: Proceedings of the 76th Academy of Management 2016 Annual Meeting, Anaheim/USA, August 5-9, 2016.

Andresen, M. (2015). Sensitive – The Untold Story. Film produced by Global Touch Group, USA. Interview with M. Andresen, September 2015.

Sensibler als andere
Interview, BUNTE Gesundheit, column „Forschen & Wissen“, 05/2020, p. 84-88.