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Lehrangebot der Europäischen Ethnologie im Sommersemester 2024
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Alltagskultur in Geschichte und Gegenwart

Europäische Ethnologie ist eine kulturwissenschaftliche Disziplin, die ihren Blick auf die kulturellen Äußerungen der breiten Bevölkerung richtet. Den Ausgangspunkt bildet ein weiter Kulturbegriff, bei dem es um das Kulturschaffen als spezifisch menschliche Fähigkeit der Lebensweltgestaltung geht, und der sich in Handlungsmustern und deren Ding- und Symbolproduktion ausdrückt. Bezugspunkt bilden die vielgestaltigen, alltäglichen Lebens- und Erfahrungsräume in Vergangenheit und Gegenwart.

Ziel ist es, auf diese Weise Einsicht in die Vielfalt der Kulturen Europas und ihrer Phänomene zu bekommen und zwar in ihren historischen Tiefendimensionen, ihren sozialen Verhältnissen und ihren regionalen Ausprägungen. Auf eine Formel gebracht geht es um das wechselseitige Verhältnis von Kultur – Geschichte – Gesellschaft – Raum. In sog. Mikrostudien lässt sich eine Dynamik kultureller Äußerungen erkennen, deren Prozesse in ihrer Dauer und ihrem Wandel, ihrer Tradition (Kontinuität) und Transformation bzw. Diskontinuität zu verstehen sind.

    • Mündliche, literarische, visuelle Überlieferungsformen
      z. B. populäre Erzähl- und Lesestoffe, Bilder und Zeichen, mediale und virtuelle Welten, Sprichwörter, Matrikelbücher, Poesiealben, Märchen, Votivbilder, Werbespots, Onlineforen
    • Verhaltensweisen, Handlungsabläufe und Vorstellungswelten
      z. B. Alltags-, Fest- und Freizeitverhalten, Arbeitsweisen, Glaubensformen, Wertvorstellungen, Geschmackstile, Konventionen, Rituale, Bräuche, Events, Feiertage, Feierlichkeiten wie Hochzeit oder Kirchweih, Wallfahrten und Prozessionen, Festivals
    • gruppengebundenes Leben „in überlieferten Ordnungen“
      z. B. Institutionen, Lebensformen und -gemeinschaften, Familienstrukturen, Vereinsleben
    • Sachgüter
      z. B. Gebäude, Wohnung, Kleidung, Accessoires, Keramik, Geräte, Bilder, Hausfiguren, Möbel, Kleidung, Objektbiographien, Plakate, Votivbilder, Bildstöcke

    • Wer Enkulturation und Akkulturation in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen rückt, kann fragen: Wie werden Wertvorstellungen sozialer Gruppen (Familie, Dorf, Stadtteil, Berufsgruppe) geprägt? Durch Mechanismen innerhalb der Gruppe selbst, d. h. durch innere Sozialisation oder durch nachdrückliche Einflussnahme von außen (z. B. organisiert vermittelte Folklore), durch Assimilation?
    • Welche Rolle spielen Machtverhältnisse, z. B. zwischen Mann und Frau, Grundherr und Untertan, Arbeitnehmer und -geber? Welchen Einfluss haben diese auf Normen und damit auf Verhaltensweisen und Lebensstile? Thematisiert werden hier die Beziehungen von Norm und Verhalten, Herrschaft und Kultur.
    • Fragen nach der Kommunikation und Diffusion gehen den Wegen der Normvorstellungen, Wertemustern und Verhaltensregeln nach. Auf welche Weise werden diese vermittelt (Katechese, Schule, Medien, orale Prozesse, etc.)? Finden dadurch spezifische Lebensstile eine Verbreitung?
    • Bieten diese Lebensformen in ihrer räumlichen Begrenzung Identifikationsmuster, die dem einzelnen Sicherheit und Geborgenheit gewähren? Wie verändern sich diese räumlichen Begrenztheiten im Zuge der Globalisierung? Wie sind Kulturraum und Identität aneinander gebunden?
    • In welchem Rahmen unterliegt der einzelne Mensch mit seinen kulturellen Äußerungen gruppenspezifischen, sozialen Bedingungen? Welche individuell-kreativen Möglichkeiten sind ihm eingeräumt, d. h. wie beeinflussen sich Gruppe und Individuum gegenseitig?
    • Ist der einzelne auch in seiner Kreativität eng an kollektive Geschmacksvorstellungen gebunden? Arbeiten Produktdesigner mit diesen Vorstellungen? Wie verhalten sich Kreativität und Kulturindustrie (Probleme des Folklorismus) zueinander?
    • Welche Funktion und Bedeutung für soziale, gesellschaftliche Systeme kann man hinter den kulturellen Objektivationen und Subjektivationen erkennen?
    • In welchen Zeichen und Symbolen verdichtet sich die Bedeutung kultureller Wertsysteme?

    Die Alltagskultur erforschen wir hauptsächlich mittels qualitativer Verfahren wie

    • historische Quellen analysieren und interpretieren;
    • gegenwartsbezogene empirische Verfahrensweisen der Europäischen Ethnologie anwenden,
      z. B. qualitatives Interview, Teilnehmende Beobachtung/Feldforschung;
    • weitere Quellen- und Methoden der Volkskunde/Europäischen Ethnologie/Kulturanthropologie,
      z. B. Filmanalyse, Internetethnographie, Narrative Raumkarten.

    All diese Herangehensweisen verlangen ein intensives Interesse für Menschen in all ihren Lebensformen und -welten. Damit wir deren Alltagskultur rekonstruieren können, ist ein hoher Grad der Teilnahme und Einfühlung, ebenso wie eine erkundend-forschende Auseinandersetzung mit dem eigenen Vertrauten und dem Unbekannten nötig. Diese reflektierte Auseinandersetzung führt schließlich zu einem Verstehen von „fremden“, „anderen“ Denk- und Handlungsweisen.

    Unser Fach Europäische Ethnologie trägt an deutschen Universitäten auch andere Namen, z.B.

    • Empirische Kulturwissenschaft
    • Kulturanalyse
    • Kulturanthropologie
    • Vergleichende Kulturwissenschaft

    Unsere Fachgesellschaft DGEKW vermerkt dazu: "In der Vergangenheit hieß es Volkskunde, was nur noch an wenigen Universitäten als Zweitbezeichnung erhalten geblieben ist. Kaum ein anderes Fach pflegt einen so reflexiven und kritischen Umgang mit der eigenen Fachgeschichte, den epistemologischen Grundlagen kulturwissenschaftlicher Forschung, den Gegenständen und Methoden sowie mit dem eigenen Selbstverständnis... In vielen programmatischen Beiträgen haben sich Kolleginnen und Kollegen dabei immer wieder auch mit der Bezeichnung unserer Disziplin auseinandergesetzt. Zahlreiche Institutionen (etwa Hochschulinstitute, Forschungseinrichtungen, regionale Verbände und Vereine oder Museen) haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in ihren Benennungen vom Begriff „Volkskunde“ abgewandt. Dabei ist die Pluralität der neuen Bezeichnungen... zwar zumindest für Außenstehende häufig hinderlich, respektiert aber letztlich auch die unterschiedlichen individuellen Profile von Institutionen und Standorten."

    Quelle: https://dgekw.de/kv-umbenennung-der-deutschen-gesellschaft-fuer-volkskunde-dgv/

     


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