Lehre

Sommersemester 2024

V/Ü: Kolonialismus und postkoloniale Debatten in Frankreich und Italien

Diese Vorlesung soll einen tiefgehenden Blick auf Konzepte, Motive und Theorien der Kolonial- und Postkolonialzeit mit besonderer Berücksichtigung fortwährender Prozesse und Brüche sowohl auf produktions , als auch auf rezeptionsorientierter Ebene bieten. Insbesondere gilt der Fokus der transnationalen Verflechtung der sich abspielenden Debatten, sowie auf deren Akteure und Stimmen, wobei auch Veränderungen in der Rolle der europäischen Mächte in der Welt mitverhandelt werden sollen. Die Erinnerung an die Kolonialgeschichte wurde (und wird noch) in vielen Ländern aufgrund eines bewußten Prozesses der Verdrängung von einer jahrzehntelangen Amnesie überdeckt, die spezifische Narrative zufolge haben. Kulturgeschichtliche Aspekte, aber auch Einflüsse von tradierten kolonialen Diskursen und Vorstellungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Postkoloniale Denkansätze avancieren bereits in Folge der ersten Entkolonialisierungsbewegungen, die Etablierung einer postkolonialen Theorie im akademischen Bereich folgt jedoch erst in den 1970er Jahren. Dazu ist das weltberühmte Werk Orientalism (1978) von Edward W. Said der eindrucksvollste theoretische Auftakt.
Durch Berücksichtigung verschiedener Perspektiven und Fragen, die anhand ausgewählter Lektüren thematisiert werden sollen, will die Veranstaltung insbesondere den Fall Frankreich und den Fall Italien untersuchen. Gibt es zwischen den hier genannten Ländern einen direkteren Austausch als zwischen anderen Akteuren? Welche Motive lassen sich in den jeweiligen Debatten feststellen? Wie lässt sich das Phänomen Kolonialismus in Räumen, in denen bspw. der Import billiger als Eigenproduktion ist und Rohstoffe weit unter Weltmarktpreisen liegen, noch beobachten?
Chancen und Grenzen eines postkolonialen Denkens sollen anhand von Beispielen aus der Geschichte und der Gegenwart ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken und mittels literarischer Texte und anderer Materialien erarbeitet werden.

 

S: Kulturelle Politik und Medien in Italien

Kultur offenbart sich insbesondere in unserer Epoche der fortschreitenden Digitalisierung oft über medialisierte Welten, die auf mediatisierten Strategien aufbauen und wiederum weiteres Medienecho lostreten können.
Besonders in Italien hat der Einsatz der Medien mit dem Fortschreiten der Zeit nichts an Brisanz verloren: Sie lösen Debatten aus und steuern diese; schaffen Machtpositionen, ermöglichen die Stabilisierung der Macht, stets mit dem Potenzial zu deren Missbrauch; sie nehmen maßgeblichen Einfluss auf Kultur und erlebte Geschichte des Landes, beispielsweise über das Handwerk der Nachrichtenproduktion oder durch die Duldung des Erlasses von Gesetzen ad personam. Hierdurch läuft viele Jahrzehnte nach dem Ende des Faschismus der Kulturbereich Gefahr, Opfer von Eingriffen zur Durchsetzung persönlicher politischer Narrative zu werden. Eloquente Beispiele sind die aktuelle systematische Neubesetzung der Leitungsposten von Museen und anderen Kulturinstitutionen sowie die Umstrukturierung des Staatssenders RAI. Was Italien heutzutage erlebt, polarisiert die Meinungen. Prominente Stimmen wie diejenigen des Schauspielers und Regisseurs Nanni Moretti, aber auch von Marco Bellocchio und Matteo Garrone schrecken nicht vor Stellungnahmen zurück.
Ziel dieses Seminars ist es, nicht zuletzt anhand medienwissenschaftlicher Theorien einen Blick auf aktuelle Phänomene der italienischen Kultur zu werfen und damit eng verzahnte politische Strategien zu diskutieren. Zentrale Fragen, mit denen wir uns befassen werden, sind bspw.: Was ist unter „Legitimität demokratischer Systeme“ zu verstehen? Wie ändert sich der Begriff „öffentliche Meinung“ in Zeiten, in denen die Freiheit der Kultur gefährdet ist? Als Instrumentarium für die Analyse sollen u.a. Zeitungsartikel, Filmeausschnitte und Fernsehsendungen sowie Podcasts und Social Media herangezogen werden.

 

Ü: Textinterpretation und Literaturgeschichte / Französisch

Die Lehrveranstaltung bietet einen Überblick über die Epochen der französischen Literatur und ermöglicht so zu Beginn des Studiums einen Einblick in mögliche Vertiefungsgebiete. Anhand von ausgewählten Texten wird zusätzlich die Analyse der drei Hauptgattungen Narrativik, Lyrik und Drama erlernt.
Zu Beginn der Lehrveranstaltung werden Kopiervorlagen mit Textlektüren sowie einige literatur- und kulturhistorische Aufsätze im Virtuellen Campus bereitgestellt. Die Sitzungen finden in deutscher Sprache statt, allerdings sind französischsprachige Texte Basis unserer Lehrverastaltung und sie sind nicht immer in Übersetzungen vorhanden, weshalb ein passives Verständnis des Französischen äußerst hilfreich ist.