Prof. Dr. Susanne Rässler (1962-2018)

Die Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Statistik und Ökonometrie in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Bamberg trauern um Frau Prof. Dr. Susanne Rässler, die am 29. August 2018 völlig unerwartet im Alter von 55 Jahren verstarb. Wir verlieren mit ihr eine engagierte und herausragende Wissenschaftlerin, eine geschätzte und beliebte Dozentin sowie eine herzliche und fürsorgliche Mentorin.

Prof. Dr. Susanne Rässler, Foto: Jürgen Schabel/Universität Bamberg
(Foto: Jürgen Schabel/Universität Bamberg)

Susanne Rässler ist immer ihren Weg gegangen

Nach einer Ausbildung bei der Siemens AG schloss sie ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre 1990 als Diplomkaufmann ab – sie verwies gerne süffisant auf die maskuline Endung in ihrem Zeugnis. Im Anschluss wurde sie im Fach Statistik bei Prof. Dr. Hans Schneeberger sowie dessen Nachfolger Prof. Dr. Ingo Klein an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg promoviert.

Nach der Habilitation 2001 und anschließender Tätigkeit als Wissenschaftliche Oberassistentin leitete sie ab 2004 als Wissenschaftliche Direktorin das Kompetenzzentrum Empirische Methoden am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg und den Bereich Produkt- und Programmanalyse in der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit. Im Jahr 2007 wurde sie zunächst auf eine Professur in Computational Statistics an der Frankfurt School of Finance & Management berufen und erhielt im gleichen Jahr den Ruf auf den Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Susanne Rässler hat Brücken gebaut

Seit Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn beschäftigte sie sich mit einem Spezialgebiet der Statistik, der multiplen Imputation fehlender Daten. Da sie damit zu diesem Zeitpunkt im deutschsprachigen Raum ein neues Forschungsfeld besetzte, suchte und fand sie in Prof. Donald B. Rubin, Ph.D. von der Universität Harvard einen engen wissenschaftlichen Vertrauten. Dank ihrer Initiative und ihres Engagements verlieh die Universität Donald B. Rubin 2011 die Ehrendoktorwürde und gewann mit ihm ihren ersten Preisträger des Alexander-von-Humboldt-Preises.

Susanne Rässlers leidenschaftliches Interesse und kontaktfreudiges Wesen führten zu einem regen Austausch und einer langjährigen Freundschaft mit Donald B. Rubin und vielen anderen renommierten nationalen und internationalen Forscherinnen und Forschern. Dieser wissenschaftliche Austausch war stets geprägt von ihrer außergewöhnlichen Großzügigkeit und Gastfreundschaft auch außerhalb der Universität in ihrem fränkischen Idyll im Landkreis Forchheim.

Susanne Rässler hat Spuren hinterlassen und Bleibendes geschaffen

Bereits während des Studiums war sie Anfang der 90er Jahre zusammen mit Ihrem Mann Hendrik an der Gründung und dem Aufbau der imbus AG in Erlangen beteiligt und gründete später mit ihm eine weitere Softwarefirma. Schon seit dem Studium und während ihrer gesamten wissenschaftlichen Laufbahn war sie in zahlreichen akademischen Gremien aktiv und unermüdlich als wissenschaftliche Gutachterin tätig. Hervorzuheben sind hierbei ihre Mitgliedschaften in der Zensuskommission von 2007 bis 2013 und im Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten von 2008 bis 2014.

Nach ihrer Tätigkeit als Universitätsfrauenbeauftragte war sie von 2008 bis 2018 Studiendekanin der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Von 2009 bis 2013 leitete sie die Methodengruppe des Nationalen Bildungspanels und wirkte anschließend als wissenschaftliche Leitung im Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V.

Neben ihren Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der statistischen Analyse unvollständiger Daten forschte und publizierte sie in den Themengebieten Stichprobentheorie, Datenfusion und Datenanonymisierung sowie zu rechenintensiven und Bayesianischen Verfahren. Darüber hinaus war sie Mitherausgeberin der Fachzeitschriften Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv und Journal of Official Statistics.

Susanne Rässler gehörte der Deutschen Statistischen Gesellschaft (DStatG), der American Statistical Association (ASA), der International Association of Survey Statisticians (IASS) und der Methodensektion der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) an. Zudem war sie Gründungsmitglied der European Association of Methodology (EAM) und des Statistiknetzwerks Bayern.

Susanne Rässler hat begeistert

Im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit vermittelte und teilte sie ihr Wissen. Dank ihrer unkomplizierten und hilfsbereiten Art war sie eine überaus beliebte Dozentin, die komplexe und abstrakte Zusammenhänge anschaulich vermitteln konnte. Auf diese Weise half sie vielen Studierenden, ihre Scheu vor dem Fach Statistik zu überwinden. Der von ihr aufgebaute Masterstudiengang Survey-Statistik steht exemplarisch für ihr großes Engagement in der statistischen Methodenausbildung. Auch in zahlreichen Workshops und Vorträgen hat sie ihren Enthusiasmus auf das Publikum übertragen und Interesse für ihre Forschung geweckt. Sie war Wegbereiterin und Wegbegleiterin für viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dies gilt insbesondere für ihre zahlreichen Doktorandinnen und Doktoranden.

Susanne Rässler hat Eindruck hinterlassen

Man spürte von der ersten Begegnung an die große Lebensfreude und Warmherzigkeit, mit denen sie die Menschen in ihrer Umgebung berührte. Neben allen ihren beruflichen Erfolgen bleiben ihre herzliche Art und ihr fröhliches Lachen in Erinnerung.

Wir vermissen Susanne sehr und sind dankbar für die gemeinsame, viel zu kurze Zeit. Unsere Gedanken sind bei ihrem Mann Hendrik und ihrer Familie.

 

Bamberg, den 31. August 2018

Das Team des Lehrstuhls für Statistik und Ökonometrie