"Mit der Natur statt gegen die Natur"
Im Interview erzählt Lisa Heidelmeier gemeinsam mit Dr. Yelva Larsen, der Organisatorin des Nachhaltigkeitsmonats, vom Workshop „Urban Gardening Pflanzaktion“, bei der Universitätsangehörige zu Spaten, Harke und Co. greifen konnten.
Was hat Sie dazu bewegt, sich für den diesjährigen Nachhaltigkeitsmonat zu engagieren?
Lisa Heidelmeier: Zuhause bei meinen Eltern haben wir auch einen Garten. Ich mache sowas gerne und möchte, dass man besser auf die Natur achtet. Man sollte wissen, woher das Essen eigentlich kommt und was für ein Kreislauf dahintersteckt. Yelva Larsen war noch auf der Suche nach Unterstützung bei der Koordination des Nachhaltigkeitsmonats. Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, welche Aktionen man anbieten kann und alles zusammen geplant.
Welche Idee steckt hinter dem Nachhaltigkeitsmonat?
Yelva Larsen: Die Idee hinter dem Nachhaltigkeitsmonat besteht aus drei Aspekten. Zuerst geht es darum, sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Daraus entstehen dann die unterschiedlichen Aktionen des Nachhaltigkeitsmonats, die geplant und umgesetzt werden. Zuletzt findet eine Reflexionsphase statt, um das transformative Potenzial der Aktionen, auch in Hinsicht auf ihre Langfristigkeit, einzuordnen.
Im Rahmen des Nachhaltigkeitsmonats gab es heuer auch eine „Urban Gardening Pflanzaktion“. Worum geht es beim nachhaltigen „Gardening“?
Lisa Heidelmeier: Für mich ist nachhaltiges „Gardening“ der Anbau mit der Natur und nicht gegen die Natur. Mit der Natur statt gegen die Natur ist das Motto.
Yelva Larsen: Wir versuchen beim nachhaltigen „Gardening“ immer einen Kreislauf aufzubauen. Nicht nur die Wertschätzung der Lebensmittel spielt dabei eine große Rolle, sondern auch der Bestäuberschutz und die Saatgutgewinnung, aus der Jungpflanzen gezogen werden, damit man auf den Kauf von Pflanzen verzichten kann.
An der „Urban Gardening Pflanzaktion“ waren auch „Transition Bamberg“ und die Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau beteiligt. Wie ist diese besondere Kooperation entstanden?
Yelva Larsen: „Die essbare Stadt“ hat das gesamte Projekt in die Wege geleitet. Wir haben uns an das Team gewendet und wollten die Idee explizit für die Universität Bamberg umsetzen. Wir arbeiten alle ehrenamtlich und ohne zusätzliche finanzielle Mittel. Im Gegensatz zum Demonstrationsgarten, der bisher noch mithilfe finanzieller Unterstützung geführt wird. Aber unser Ziel ist es, auch den Demonstrationsgarten irgendwann unabhängig von finanzieller Unterstützung versorgen zu können.
Was waren Ihre Beweggründe, das „Uni Gardening“ an der Universität Bamberg ins Leben zu rufen?
Yelva Larsen: Vor ungefähr sechs Jahren haben wir mit dem Projekt begonnen. Aus „Transition Bamberg“ und „Die essbare Stadt“ ist so das „Uni Gardening“ entstanden. Die Stadt Bamberg hat ja eine lange Tradition des städtischen Gärtnerns, die so auch in der Uni umgesetzt werden sollte. Ich komme aus der Didaktik der Naturwissenschaft, deshalb geht es besonders um die schulische Perspektive. Es geht zum Beispiel darum, zu lernen, die eigenen Lebensmittel wertzuschätzen und diese Wertschätzung dann auch konkret in seinem Umgang und Handeln umzusetzen.
Wer kann beim „Uni Gardening“ mitmachen?
Yelva Larsen: Das „Uni Gardening“ ist ein Kooperationsprojekt mit der Stadt Bamberg. Das „Uni Gardening“ bezieht sich also nicht nur auf Universitätsangehörige. Jeder kann bei uns mitmachen. Wir haben viele unterschiedliche Angebote, zum einen unsere Hochbeete. Da freuen wir uns auch immer, wenn vor allem in den Semesterferien einige neue Leute dazukommen, die sich in Bamberg dann auch um das regelmäßige Gießen kümmern. Außerdem haben wir regelmäßige Pflanzaktionen, beispielsweise am Markusplatz, die Bepflanzungen für den Bestäuberschutz und die ökologische Aufwertung der Uniflächen.
Was für Aktionen gab es in den vergangenen Jahren rund um das „Uni Gardening“?
Yelva Larsen: Die Hochbeete auf dem Markusgelände, die zum Wildbienenschutz mit Sand aufgefüllt wurden, um Nistgelegenheiten schaffen. Da die meisten Insekten im Boden nisten, haben wir daraus eine Art Insektenhotel gemacht und ein vielfältiges Blühangebot gepflanzt. An unterschiedlichen Standorten der Uni haben wir Hochbeete aufgestellt.
Wie kann die Universität Bamberg heute und in Zukunft zu Nachhaltigkeit beitragen?
Yelva Larsen: Das Thema Nachhaltigkeit kann in Forschung und Lehre umgesetzt werden. Das muss sichtbar gemacht werden. Derzeit entwickeln wir ein Zertifikat für Nachhaltigkeit. Unser Ziel für die Zukunft ist es, ein fortlaufend funktionierendes Angebot, an dem viele Studenten eigenverantwortlich teilnehmen, zu entwickeln.
Lisa Heidelmeier: Dabei kann das Thema Nachhaltigkeit in den unterschiedlichen Fakultäten der Universität umgesetzt werden, nicht nur in der Biologie. Es gibt ja Bezüge in unterschiedliche Richtungen, die man auf dem ersten Blick gar nicht sieht. Ich wünsche mir außerdem, dass das „Uni Gardening“ eine Art Selbstläufer wird und dass das Engagement der vielen Teilnehmer wahrgenommen wird und zur Teilnahme inspiriert.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führten Verena Ziller und Teresa Kaufmann.
Das Interview wurde von Studierenden der Universität Bamberg im Rahmen der praktischen Lehrveranstaltung „Grundlagen des digitalen Journalismus“ am Institut für Kommunikationswissenschaft unter Leitung von Vera Katzenberger durchgeführt.