Ab in den Klimadialog
Bei den „Psychologists for Future“ bringen Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen, ihr psychologisches Fachwissen im Umgang mit der Klimakrise ein. Im Rahmen des Nachhaltigkeitmonats der Universität Bamberg bot die Ortsgruppe aus Bamberg einen Workshop zu Klimakommunikation an. Im Interview berichten Vertreter*innen der Gruppe, wie gute Kommunikation zu effektivem Klimaschutz beiträgt.
Was hat die „Psychologists for Future“ dazu bewegt, sich am diesjährigen Nachhaltigkeitsmonat der Universität zu beteiligen?
Die „Psychologists for Future“ gibt es noch gar nicht so lange in Bamberg. Als Ortsgruppe in Bamberg gibt es uns erst seit dem Anfang des letzten Semesters. Da ist es unser Ziel, natürlich erstmal auf uns aufmerksam zu machen. Dazu bietet sich eine Veranstaltung wie der Nachhaltigkeitsmonat einfach an. Beim Thema Nachhaltigkeit wird oft nur über die Klimakrise gesprochen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zu solchen Veranstaltungen oft Teilnehmer*innen kommen, die sich eh schon mit diesen Themen beschäftigen. Da hatten wir die Idee, einen Workshop zum Thema Klimakommunikation anzubieten. Wir wollten erzählen und erarbeiten, wie man die Themen Nachhaltigkeit und Klimakrise am besten kommunizieren kann und auch mit Leuten umgehen kann, die von Klimaschutzmaßnahmen noch nicht viel halten. Wir hoffen, dass der Effekt der Multiplikator*innen groß ist und im Anschluss Wellen schlägt. Wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft und die Wellen große Entfernungen erreichen können.
Mit welchen Themen beschäftigen sich die „Psychologists for Future“ in Bamberg?
Es gibt die „Psychologists for Future“ in Deutschland ja schon länger. In Bamberg gab es engagierte Personen, die sich im letzten Jahr dazu entschlossen haben, eine eigene Ortsgruppe hier in Bamberg zu gründen, um auf lokaler Ebene aktiv werden zu können. Wir bei den „Psychologists for Future“ haben drei Säulen: Die erste Säule ist die Klimakommunikation. Da geht es heute in diesem Workshop drum. Als zweite Säule gibt es die Wirtschaftstransformation. Als dritte Säule gibt es die Carearbeit. Da geht es um die Unterstützung von Aktivist*innen und von Menschen, die mit Klima-Angst zu kämpfen haben.
Klimaresilienz ist ein wichtiges Thema bei den „Psychologists for Future“, wie definiert Ihr diesen Begriff?
Resilienz bedeutet in der Psychologie so viel wie eine allgemeine „Widerstandfähigkeit“ gegenüber mentalen Krisen. Gefühle wie Klima-Angst sind valide. Bei Klimaresilienz geht es dann darum, aus dieser Schockstarre, die oft entsteht, wenn man von der Klimakrise erfährt, herauszukommen. Das ist unser Ziel: Aus der Schockstarre rauskommen, in den Aktionismus reinkommen. Denn wenn man in so einer Starre ist, dann ist es ganz oft entweder Kapitulation oder Vermeidung. Da entsteht dann das Gefühl: „Es wird alles ganz, ganz schrecklich und wir können jetzt eh nichts mehr tun.“
Wie kann diese Klimaresilienz gefördert werden?
Unser Ziel ist es zu vermitteln, dass diese Klimakrise keine rein wissenschaftliche Frage mehr ist, weil die wissenschaftlichen Fakten mittlerweile bekannt sind. Es geht um das Umsetzen von Maßnahmen. Unser Ziel dabei ist es, Informationen so an Menschen heranzutragen, dass sie zwar einerseits dieses Wissen haben, aber andererseits auch die Kraft haben, diese Maßnahmen auch umzusetzen. Da setzen wir dann auf die drei Säulen, die ich vorhin schon erwähnt habe. Wir setzen auf Carearbeit, also die Sorge um jene, die sich für das Klima und dessen Schutz einsetzen. Wir treten für die Wirtschaftstransformation ein, denn es muss einfach ganz viel in der Wirtschaft vorangetrieben werden. Wir beschäftigen uns mit Change-Management, also der Frage, wie man Wandel auch in der Wirtschaft vorantreiben kann. Und als dritte Säule fördern wir die Klimakommunikation.
Mit welchen Ideen wollen die „Psychologists for Future“ in Bamberg auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Inspiration immer besser ist, als mit dem Zeigefinger auf andere zu zeigen. Das heißt, wir versuchen in unserem eigenen Leben Dinge umzusetzen, um das Klima zu schützen. Dazu gehört zum Beispiel vegetarisch oder vegan zu kochen, woraufhin dann jemand neugierig wird und das auch probiert. Da freut man sich dann natürlich, Wir sagen aber nicht: „Hey, wieso isst du denn jetzt nicht vegetarisch oder vegan?“ Man muss auch genau darauf achten, was für Werte das eigene Gegenüber vertritt. Denn es bringt gar nichts, nur die eigene Meinung zu vertreten und diese der anderen Person aufzudrücken. Und um das zu realisieren, dazu veranstalten wir Workshops wie den heutigen. Wir wollen den Teilnehmer*innen eine „Toolbox“ an die Hand geben.
Wen wollen Sie mit den Workshops im Rahmen des Nachhaltigkeitmonats erreichen?
Grundsätzlich möchten wir die Menschen erreichen, die sich noch nicht mit dem Thema Klimaschutz und Klimakrise beschäftigen. Mit Workshops, die sich nur mit der Klimakrise befassen, erreichen wir aber fast nur Personen, die sich bereits für das Thema interessieren und engagieren. Unser Ziel ist es, diese Personen, die sich bereits engagieren als eine Art „Klima Kommunikator*innen“ auszubilden, die mit dem Onkel oder der Tante, die noch nicht vom Klimaschutz überzeugt sind, sprechen. Die „Klima Kommunikator*innen“ können erklären, warum es wichtig ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. In dem wir sie mit diesen Tools ausstatten, geben wir ihnen Instrumente an die Hand, um mit solchen Situationen besser umzugehen. Wir schaffen so „Klima Botschafter*innen“.
Wie können sich die Teilnehmer*innen des Workshops auch nach dem Nachhaltigkeitmonats für den Klimaschutz engagieren?
Auf individueller Ebene gibt es ja ganz viele Punkte, an denen man viel verändern kann. Viele Menschen wissen beispielsweise, dass das Fliegen nicht gut ist, aber mir selbst war auch lange nicht bewusst, wie viel CO2 beim Fliegen tatsächlich ausgestoßen wird. Das meine ich nicht wertend, aber es gibt eben häufig Dinge, die man noch nicht weiß. Ich wünsche mir auch, dass alle die Augen gegenüber den Fakten aufmachen und den Mut haben, mit ihren Mitmenschen in den Dialog zu gehen und selbst Maßnahmen umzusetzen. Es gibt viele Gruppen, in denen man sich selbst engagieren kann. Die „Psychologists for Future“, auch in der Ortsgruppe in Bamberg, freuen sich immer über neue Mitglieder. Es ist keine Voraussetzung, Psychologie zu studieren oder studiert zu haben. Es geht um ein Interesse für die Psychologie und die Klimakrise.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führten Gesine Rüger und Sebastian Wilson.
Das Interview wurde von Studierenden der Universität Bamberg im Rahmen der praktischen Lehrveranstaltung „Grundlagen des digitalen Journalismus“ am Institut für Kommunikationswissenschaft unter Leitung von Vera Katzenberger durchgeführt.