Vortrag - Hans-Ingo Radatz: Von der endlich (!) "reinen Liebe". Nach dem Tod ... Ausias Marchs „Cants de mort“

06. Juli 2023, 14-16 c.t.

An alle Interessierten,

diesen Donnerstag halte ich im Rahmen des Mediävistischen Seminars im ZEMAS "Tod und Sterben im Mittelalter" einen Gastvortrag mit dem Thema:
 

Von der endlich (!) "reinen Liebe". Nach dem Tod ...

„Cants de mort“ - Die sechs Totenklagen des valencianischen Lyrikers Ausias March (1400-1459) an seine verstorbene Frau

Donnerstag, den 6.7.2023, 14.15-15.45 Uhr, Am Kranen 10, Raum KR10/03.03 (Sitzungsraum ZeMas)


Es wird, dem Thema des Seminars entsprechend, natürlich um Marchs kuriose Toteklagen gehen.

Zugleich ist mein Vortrag aber auch bereits die Vorstellung meiner Ausias March-Anthologie, an der ich die letzten dreißig Jahre immer wieder gearbeitet habe und die nun bei Bamberg University Press erscheinen wird: Eine kommentierte zweisprachige Ausgabe der 30 wichtigsten Gedichte des valencianischen Klassikers in metrischen deutschen Übertragungen.

Ich werde den Autor vorstellen und in seinem zeitgenössischen kulturellen Kontext verorten. March war ein rastloser Geist, der versuchte, die Ideale der altokzitanischen Trobadore mit seiner Lebenswirklichkeit des 15. Jahrhunderts in Übereinstimmung zu bringen und daran immer wieder scheiterte. Als wahrer Renaissance-Intellektueller lässt er uns als Leser allerdings an diesem Scheitern teilhaben. Sein ganzes Leben lang ringt er um eine "hohe Minne" ohne jegliche Körperlichkeit - und scheitert auch daran immer wieder. Erst der Tod der Geliebten lässt ihn zur "reinen Liebe " finden. Eher zwangsweise ...

Die Cants de mort sind einzigartige literarische Schöpfungen, in denen March seinen Schmerz und seine Trauer um die gestorbene Geliebte mit scharfer psychologisierender Selbstbeobachtung gnadenlos analysiert. Dabei geht es, neben der traditionellen Liebeskausitstik, auch um die Verantwortung für gemeinsam begangene Sünden, das ewige Seelenheil der Geliebten - und, daran gekoppelt, das eigene.

Informationen zum Seminar finden Sie auf dem Plakat(684.2 KB).