Vortrag: Apokalyptische Tiere bei den russischen Symbolisten

Am Dienstag, dem 31.1.2012 spricht Frau Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann (Bamberg) im Rahmen der Ringvorlesung "Das Tier in der Sprache, Literatur und Kultur" zum Thema "Apokalyptische Tiere bei den russischen Symbolisten."

Der Symbolismus wurde zu einer Bewegung, die die russische Kultur und ihr Weltgefühl seit den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg prägte und bis ca 1920 eine große Wirkung besonders in der bildenden Kunst und in der Literatur ausübte. Er entfaltete sich in gegensätzlichen poetologischen Konzepten und stellte die Erwartung eines Umbruchs, der sich als Apokalypse und Parusie, als Phantasmagorie und Neuschöpfung der Wirklichkeit durch Kunst realisieren würde, in seinen Mittelpunkt. Besonders die Dichter machten das in der russischen Kultur immer sehr präsente apokalyptische Weltempfinden zu einer ästhetischen Strategie. So verbanden sie die Apokalypse mit dem Stadtmythos der Moderne und knüpften u. v. a. an der Person und am Reiterstandbild Peters I. in St Petersburg (von E.-M. Falconet) an: Der Imperator, der auch als eine Verkörperung des Antichristen galt, sitzt auf einem sich aufbäumenden Pferd, das eine Schlange zertritt. Die symbolistischen Dichter schufen einen Kosmos poetischer Bilder, der auch Tiere (Pferd, Schlange u. a.) in das Bedeutungsnetz apokalyptischer Erwartungen hüllte und in die von Ahnungen in Atem gehaltene Epoche am Vorabend der Katastrophen des 20. Jhs miteinbezog.