Aventuriers de la croisade – Kreuzzüge als heroische Abenteuer

Die Chanson d'Antioche ist eine Chanson de geste die sich von anderen Heldenepen dadurch abhebt, dass sie Elemente des Abenteuerlichen aufweist. Dies ist in dieser literarischen Gattung normalerweise nicht zu erwarten. In der chanson, die im 12. Jahrhundert in ihrer jetzigen Form niedergeschrieben wurde, werden die Taten prominenter Teilnehmer des ersten christlichen Kreuzzugs (1096–1099) im Rahmen der Eroberung Antiochiens erzählt. Es lässt sich jedoch die bisher noch weitgehend unbeachtete Hypothese aufstellen, dass diese Handlungen als Abenteuer bzw. aventure der Kreuzritter dargestellt werden, mit dem Ziel, das Publikum zu Nachahmung anzustiften. Daher kann man zur Chanson d'Antioche die These aufstellen, dass es sich hier um die Vorstufe einer Entwicklung handelt, die in späteren Heldengesten weitergeführt wird. Für die romanistische Forschung wäre dies ein Lösungsvorschlag zum Schließen einer wichtigen, noch umstrittenen Lücke in der Gattungsentwicklung. Zwar schlug Kibler den Begriff der chanson d'aventures vor (vgl. Kibler 1984), der jedoch auf wenig Zuspruch stößt und dem ich mich auch nicht anschließen möchte, da er sich auch weitestgehend auf Gedichte bezieht, die erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sind und da er also m.E. zu spät ansetzt. Meine Arbeit soll hier sowohl eine gattungstypologische Brücke bauen als auch Aufschlüsse über die Verwendung von Literatur zur Werbung für die Kreuzzüge liefern.