Italienischer Wein zur "Philosophy of Biology"

Exkursion nach Margredis, Italien, vom 22. bis 29. März 2009.
Ein Bericht von Jana Wolf.

Es ist Sonntag, der 22. März, spät abends. Ein Reisebus windet sich müde auf holprigen Straßen durch die nächtliche Landschaft Norditaliens auf der Suche nach einem kleinen abgelegenen Ort. Gut zwei Dutzend Philosophiestudenten aus Bamberg befinden sich in diesem Bus samt all ihren Habseligkeiten. Ihre lange Reise soll sie nach Magredis führen, ein beschauliches Örtchen in der norditalienischen Campagna, wenige Kilometer außerhalb Udines. Von der Beschaulichkeit ist in der Dunkelheit leider nur wenig zu erkennen. Deshalb wundern sich die Bamberger wohl, wohin es sie verschlagen mag.

Die Idylle offenbart sich früh am nächsten Morgen, als sich alle zusammenfinden, um das Seminar zur „Philosophy of Biology“ anzutreten. Eine ungewöhnliche Mischung – angehende Philosophen aus Oberfranken wollen in Norditalien auf Englisch über Darwins Evolutionstheorie diskutieren.

Wieso legen Rotkehlchen blaue Eier?

Das verspricht eine vielseitige Woche. Da die Philosophie der Biologie jedoch nicht mit Darwin abgetan ist, haben es sich Prof. Gabriele de Anna und Prof. Christian Illies zur Aufgabe gemacht, eine Einführung in die philosophischen Fragen an die Naturwissenschaften zu geben.

Vorab konnten sich die Studenten mit Hilfe eines Readers mit dem Thema vertraut machen. In Magredis wurden die Texte im Detail besprochen, zerpflückt und in Gruppenarbeit heiter über Biologie philosophiert. Eine Woche Seminar bietet viel Zeit sich in komplexen Fragen zu verlieren: Kann man jede Form von Leben mit Darwins Theorie erklären? Wieso haben Giraffen lange Hälse und wieso legen Rotkehlchen blaue Eier? Gesetzt den Fall, ein Rotkehlchen legte ein grünes Ei, wäre es dann kein Rotkehlchen mehr? Kann man in der Biologie Arten und deren Mutationen eindeutig definieren? Nachdem es in der Biologie schwierig ist, derartige Gesetzmäßigkeiten zu formulieren, kann sie denn tatsächlich vollwertige Wissenschaft gelten? Die Diskussionen drangen schließlich in die Metaethik vor, und warfen heikle Fragen über menschliches Moralbewusstsein auf. Ist es moralisch verwerflich, Nadeln in Kinderaugen zu spießen?

La dolce vita

Doch in einer Woche Exkursion ist auch Zeit für außer-philosophische Vergnügungen. Herzlich empfangen in dem formidablen Landhaus, das von Familie de Anna und den Schwiegereltern für das Seminar zur Verfügung gestellt wurde, konnten wir la dolce vita genießen. Die prächtig ausgestatteten Räumlichkeiten des Hauses, und der geschützte, meist sonnige Hof wurden uns großzügig zur Verfügung gestellt. In der Trattoria neben an gab es feine italienische Speisen und dazu hausgemachtem Wein. An den Abenden wurde auf den mitgebrachten Instrumenten musiziert, das Werwolf-Spiel (das die Dorfgemeinde in der Woche lieben gelernt hat) exerziert oder durch lauschige Weinberge, die Magredis umgeben, flaniert.

Gebührende Abrundung

Ein freier Nachmittag in Udine war eine nette Abwechslung in der Wochenmitte, und ein Ausflug ans Meer rundete das Seminar gebührend ab. Entlang der Klippen spazierten wir auf Rilkes Spuren zum Schloss Duino an der Adria. Der Samstag-Ausflug führte uns schließlich nach Aquileia, einer bedeutenden Stadt des römischen Reichs. Sicher geführt von Prof. de Anna, wanderten wir in der Kathedrale über frühchristliches Fußbodenmosaik und hin zum alten Handelshafen der Stadt.

Sonntag, der 29. März, und bereits eine halbe Stunde nach vereinbarter Abreisezeit: Busfahrer Uli steht unruhig bereit, während die letzten Nachzügler noch ihr Hab und Gut in den Bus packen. Es regnet in Strömen – der allmächtige Schöpfer betrauert wohl unseren Abschied. Vielleicht ist ja doch er an allem schuld, und Darwin ist nichts weiter als eine üble Verschwörungstheorie.