GPMR-Arbeitskreis „Praktische Philosophie“
Marguerite Porète,
Le mirouer des simples ames / Der Spiegel der einfachen Seelen
17./18. März 2022, Universität Bamberg
Organisation: PD Dr. Marko J. Fuchs / Prof. Dr. Isabelle Mandrella
Marguerite Porètes Mirouer des simples ames gehört zu den wichtigsten Texten mittelalterlicher Mystik. Bekanntlich wurde die Autorin im Jahre 1310 als Häretikerin verbrannt, fünfzehn Sätze aus dem Mirouer wurden verurteilt. Die Überlieferung bezeugt, dass die Inquisitoren Porète das Vertreten einer tugendfreien und morallosen Ethik sowie Gleichgültigkeit gegenüber den von der Kirche vermittelten Heilsinstrumenten vorwarfen. Und tatsächlich finden sich Stellen im Mirouer, in denen die Bedeutungslosigkeit der Tugenden für die ‚vernichtigte und freie Seele‘ (l’ame adnientie et franche) zum Ausdruck kommt. Zugleich ist jedoch festzuhalten, dass die ‚Vernichtigung‘ der Seele deren gänzliche existentielle Transformation bedeutet, an deren Ende eine vollkommene Öffnung für und Vereinigung mit Gott als der Liebe (l’Amour) steht – einer Liebe, welche sich in Freiheit durchaus auch der Tugenden bedient, ohne jedoch deren Forderungen unterworfen zu sein. Die dergestalt erreichte Freiheit der Seele bedeutet demgemäß nicht ein Verlassen aller Moralität, sondern vielmehr ganz im Gegenteil: Erst eine ame adnientie handelt diesem Entwurf zufolge überhaupt in eigentlicher und ursprünglicher Weise aus (göttlicher) Liebe als dem Grund aller Moralität heraus und damit auch im echten Sinne moralisch.
Im Workshop soll es genau um diese Fragen gehen: Inwieweit können in Porètes Text in der Tat Grundzüge einer mystischen praktischen Philosophie entdeckt und wie genau kann diese bestimmt und charakterisiert werden? Wie sind überdies die Konflikte systematisch zu rekonstruieren, in denen sich die von Porète entwickelte Denkfigur mit der damals vorherrschenden, überwiegend an der aristotelischen Tugendethik orientieren scholastischen Ethik verstrickt hat? Methodisch sollen hierbei ausgewählte Passagen des Textes gemeinsam gelesen und kommentiert werden. Leitidee und Grundintuition der Veranstaltung ist es, dass nicht nur einzelne Topoi innerhalb des Mirouer, sondern vielmehr der gesamte mystische Entwurf als solcher als praktische Philosophie zu verstehen ist.
Ort der Veranstaltung ist die Universität Bamberg, Raum U2/02.04. Die Veranstaltung wird im Hybridformat mit starkem Schwerpunkt auf der Präsenz stattfinden. Die Texte werden im Vorfeld zur Verfügung gestellt.
Eine Anmeldung wird bis zum 12. März 2022 bei Marko Fuchs unter marko.fuchs(at)uni-bamberg.de erbeten.
Programm
Donnerstag, 17. März 2022
14:15 Uhr
Ankommen, Begrüßung, Einführung
14:30-15:30 Uhr
Die Autorin und ihr Grundanliegen: Eingangsgedicht, Kapitel 1-2, Kapitel 96
15:30-16:00 Uhr
Kaffeepause
16:00-17:00 Uhr
Die liebende Seele nimmt Abschied von den Tugenden: Kapitel 5-9, Kapitel 21
17:00-18:00 Uhr
„Liebe und tue, was du willst“: Kapitel 13
19:00 Uhr
Gemeinsames Abendessen
Freitag, 18. März 2022
09:30-10:30 Uhr
Die Seele liebt nichts als die Liebe: Kapitel 26-28
10:30-11:00 Uhr
Kaffeepause
11:00-12:00 Uhr
Der freie Wille: Kapitel 104-107
12:15-13:30 Uhr
Mittagspause
13:30-15:00 Uhr
Der Aufstieg der Seele zur Einswerdung mit Gott: Kapitel 118
Philosophischer Workshop an der Universität Budweis
Philosophischer Workshop
07.-08.12.2017
Universität Budweis/Tschechien
Die Forschungsstelle ‚Methoden der Normenbegründung‘ des Bamberger Instituts für Philosophie organisiert im Rahmen einer Kooperation mit der theologischen Fakultät der Universität Budweis/Tschechien vom 07.-08.12.2017 in Budweis einen philosophischen Workshop. Das Programm finden Sie hier(506.7 KB, 1 Seite). Interessierte sind herzlich eingeladen.
11. Workshop des Arbeitskreises für Praktische Philosophie der GanPh: ‚Natur und Normen für die Polis‘
16.-17.02.2017
Obere Karolinenstraße 8 (Langheimer Hof), Raum 02.04
Universität Bamberg
Der 11. Workshop des Arbeitskreises für Praktische Philosophie der Gesellschaft für antike Philosophie (GanPh) beschäftigt sich unter dem Titel „Natur und Normen für die Polis“ mit der zentralen Frage, wie innerhalb der antiken Philosophie und Literatur die Verbindung von Normativität und Natur (physis) in Hinsicht auf den Menschen als zoon politikon, also als eines in Gemeinschaft (polis) lebenden Wesens, thematisiert und diskutiert wird. Stehen sittliche Normen und Naturbestimmtheit des Menschen in einem Widerspruch zueinander oder bedingen sie sich wechselseitig? Wie wäre ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis genauer zu beschreiben, ohne dass man sich etwa in die Schwierigkeiten eines naturalistischen Fehlschlusses verstrickt? Was ist der Ursprung von sittlicher Normativität? – Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Das Programm zum Download(319.9 KB, 2 Seiten)
Der Tagungsbericht zum Download(273.1 KB, 5 Seiten)
Forschungsreihe „Nature, Value, and Normativity“
An der Forschungsstelle findet im laufenden akademischen Jahr eine Reihe von Kolloquien zum Thema: „Nature, Value, and Normativity“ statt. Es sollen Fragen diskutiert werden wie: Was ist die Funktion der menschlichen Natur bei der Begründung von Werten? Wie kann man die menschliche Natur verstehen? Welche Verbindungen gibt es zwischen Wissenschaft(en), Werten und Normen? Welche theologische Dimension hat die Diskussion über Werte und Normativität? Jedes Kolloquium ist dabei so aufgebaut, dass jeweils zwei bzw. drei Philosoph*innen eine bestimmte Problemstellung in Vorträgen besprechen und dann miteinander und dem Publikum diskutieren. Bis auf das Kolloquium am 09.-10.03.17 finden alle Kolloquien an der Universität Bamberg statt.
Termine und Themen:
14.12.16, 12:00-14:00 (U2/01.36)
Walter Schweidler (Eichstätt-Ingolstadt) + Gabriele De Anna (Bamberg)
Is there a natural basis for political norms?
02.02.17, 12:00-14:00 (U2/00.25) und 16:00-18:00 (U2/01.33)
Dieter Schönecker (Siegen) + Fiona Ellis (London)
Is God relevant for the relation between nature and normativity and if so how?
09.-10.03.17 (Universität Udine)
Marko J. Fuchs (Bamberg) + Veronica Rodriguez-Blanco (Bristol) + Erin Kelly (Tufts)
What are the relations between values and legal norms?
10.05.17, 14:00-18:00 (OK8/02.04)
Mario De Caro (Rom) + Olaf Müller (Berlin)
What is the relation between facts and values?
31.05.17, 14:00-18:00 (OK8/02.04)
Roger Pouivet (Nancy) + Uwe Voigt (Augsburg)
How does aesthetics account for normativity? Are there aesthetical values?
21.06.17, 12:00-16:00 (K20/02.08)
Carla Bagnoli (Modena) + John Hacker-Wright (Guelph University)
How are the emotions relevant for value and normativity? Is there a (set of) morally correct arrangements of emotions?