“The Why, What, & How of Human Consciousness” - Vortrag von Roy Baumeister

Am 30.6.2015 ging die Vortragsreihe von Roy Baumeister, dem renommierten Sozialpsychologen aus Florida, in die zweite Runde. Nachdem der erste Vortrag das Thema „Selbst“ behandelte, wählte Baumeister diesmal ein nicht weniger spannendes und kontroverses Thema – das Bewusstsein.

Baumeister unterschied in seinem Vortrag zwischen Gewahrsein und bewusstem Denken. Während das Gewahrsein für Sinnesreize auch von Tieren geteilt wird, ist das bewusste Denken ein typisch menschliches Phänomen, zumindest in dem Ausmaß, in dem wir es kennen. Baumeister entkräftete aktuelle Hypothesen, die Bewusstsein lediglich als nutzloses Nebenprodukt der Aktivitäten des Nervensystems verstehen und zeigte auf, dass es durchaus wichtige Funktionen erfüllt.

Besonderer Fokus lag auf der Frage, inwieweit Bewusstsein das Verhalten beeinflussen kann. Zahlreiche Studien zeigten, dass konkretes Verhalten stark auf unbewussten Prozessen basiert und  es lässt sich argumentieren, dass Bewusstsein folglich eine untergeordnete Rolle spiele. Baumeister hingegen vertrat die Hypothese, dass Bewusstsein als Schnittstelle zwischen Unbewusstem und sozialer Umwelt menschliches Verhalten indirekt beeinflusse. Bewusstsein diene dabei der internen Verarbeitung von Informationen. Eine zentrale Rolle spiele es auch für Kommunikation. Baumeister argumentierte, dass Denken in den meisten Fällen inneres Sprechen ist und Konversation nur auf der Basis von Bewusstsein stattfinden könne. Die Fähigkeit zu kommunizieren ermögliche es dem Menschen Informationen zu teilen, was wiederum einen großen evolutionären Vorteil biete.

Mithilfe von Bewusstsein könnten Handlungen mental simuliert werden. So könnten Pläne formuliert und Handlungsintentionen über längere Zeiträume aufrechterhalten werden. Auch könnten Handlungen mental geübt werden, auch ohne, dass sich die Person tatsächlich in der Situation befindet. Den Vorteil derartiger Strategien zeigen Studien zur mentalen Vorbereitung von Bewegung bei Sportlern. Auch bei  Perspektivenübernahme und der Regulation spontaner Handlungstendenzen zeigt sich die Bedeutung bewusster Prozesse.

Zuletzt beantwortete Baumeister die Frage, auf welche Weise Bewusstsein funktioniere. Er betrachtete Bewusstsein als einen Ort, an dem das Unbewusste bedeutungsvolle Gedankengänge konstruiert. Beispielsweise sei man unbewusst in der Lage, einzelne Wörter zu verstehen, was durch Priming-Studien gezeigt wurde. Allerdings  ist es ausschließlich auf bewusstem Wege möglich, bedeutungshaltige Sätze zu verarbeiten.