Fördermöglichkeiten, Führungskompetenzen, fächerübergreifender Austausch

Seit nunmehr fünf Jahren stärkt die Trimberg Research Academy (TRAc) mit zahlreichen Informations-, Beratungs-, Veranstaltungs- und Vernetzungsangeboten den wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Bamberg. Dazu zählen neben allen Promovierenden auch „Postdocs“: Forscherinnen und Forscher also, die bereits promoviert sind, aber noch nicht auf eine Vollprofessur berufen wurden. Für diese heterogene Gruppe startete die TRAc nun einen Testballon und bot erstmals einen „Postdoc-Tag“ an.

"Die Postdoc-Phase rückt immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit"

Im Seminarturm des ERBA-Gebäudes hatten sich am 9. März etwa 30 Interessierte aus allen Fachbereichen eingefunden, um am Postdoc-Tag teilzunehmen. Vizepräsidentin Prof. Dr. Astrid Schütz eröffnete die neuartige Veranstaltung und merkte einführend an, dass diese Initiative durchaus im Einklang mit aktuellen hochschulpolitischen Trends in Deutschland stehe: „Nachdem einige Jahre die Promotionsphase im Zentrum des hochschulpolitischen Interesses stand, verschiebt sich nun die Aufmerksamkeit ganz klar in Richtung der Qualifikationsphase nach Abschluss der Promotion.“ Dies sei auch dringend nötig, da die Postdoc-Phase von schwerwiegenden Risiken und Unsicherheiten geprägt sei: „Im deutschen Wissenschaftssystem sind akademische Karrieren in aller Regel nur schwer planbar. Zu viele Arbeitsverträge haben eine unverhältnismäßig kurze Laufzeit. Solange man selbst keine Professur bekleidet, bleibt man häufig in starken Abhängigkeitsverhältnissen gefangen – nicht selten bis ins fünfte Lebensjahrzehnt hinein!“ Diese Rahmenbedingungen, so die Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, erschwerten für wissenschaftlich Beschäftigte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und schwächten so letztlich die Attraktivität des deutschen Wissenschaftssystems.

Die Tatsache, dass diese Herausforderungen von den maßgeblichen wissenschaftspolitischen Akteuren auf Bundes- und Länderebene nicht nur übereinstimmend erkannt, sondern auf nationaler und europäischer Ebene zunehmend auf die politische Agenda gesetzt würden, stimme sie jedoch auch optimistisch, so Schütz. So sei man sich nicht nur in der Analyse der Probleme weitgehend einig, sondern durchaus auch hinsichtlich der möglichen Reformvorschläge: „Mehr ‚Tenure Track‘-Optionen bei Juniorprofessuren, Mindestlaufzeiten für die Arbeitsverträge der wissenschaftlich Beschäftigten und die schrittweise Professionalisierung von Personalentwicklungsmaßnahmen an Universitäten sind in diesem Zusammenhang zentrale Forderungen.“

Wichtige Rolle fächerübergreifender Qualifikationen und Angebote

Was aber können wissenschaftsstützende Einrichtungen an Universitäten selbst tun, um die Situation und die Chancen des promovierten wissenschaftlichen Nachwuchses unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu verbessern? Hier verwies Schütz auf mehrere bereits bestehende Beratungs- und Unterstützungsangebote und hob dabei insbesondere die Angebote der TRAc und des Dezernats Forschungsförderung und Transfer hervor, die in enger Kooperation Forschende bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und der Einwerbung von Drittmittelprojekten unterstützen. „TRAc steht dabei vor allem dem gesamten wissenschaftlichen Nachwuchs als Erstanlaufstelle bei allen überfachlichen Fragen zur Verfügung und hält die Forschenden mit dem ‚Postdoc-Forum‘ und Vortragsangeboten zu aktuellen Förderinitiativen und Veranstaltungen auf dem Laufenden.“

Die Vizepräsidentin hob außerdem das Instrument „TRAc Projects“ hervor, das promovierten Forschenden auf Wunsch die Möglichkeit eröffne, ihr Drittmittelprojekt unabhängig von Lehrstuhlstrukturen in größtmöglicher Unabhängigkeit durchzuführen. Dies biete sich etwa bei besonders interdisziplinär angelegten Vorhaben oder bei erfahreneren Postdocs an, die ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit auch institutionell untermauern möchten. Abschließend wies Schütz auf die Bedeutung von Schlüsselqualifikationsangeboten hin, die nun auch im Postdoc-Bereich verstärkt angeboten würden: „Diese Qualifikationen sind für Sie in ganz unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen wertvoll. Im universitären Bereich spielen Schlüsselqualifikationen etwa bei Erstberufungsverhandlungen eine ganz zentrale Rolle – das wird häufig unterschätzt.“

Weiterentwicklung des "Postdoc-Tags" für die kommenden Jahre geplant

Der erste Postdoc-Tag war ganz bewusst zunächst als eintägige Veranstaltung geplant worden, wie der Organisator Dr. Nicolas Giersig (TRAc) hervorhebt: „Wir konnten vorher nicht abschätzen, wie viele Postdocs sich tatsächlich für dieses Angebot interessieren würden. Daher erschien uns eine Kombination aus Vorträgen zum Bereich Drittmittelfinanzierung mit einem Workshop zum Thema ‚Führungskompetenzen für Postdocs‘ als ein sinnvoller Einstieg.“ Der Koordinator der TRAc zeigte sich zufrieden, dass rund 30 Postdocs aus allen Fakultäten (darunter auch etliche Forschende des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LifBi)) die Vorträge zu nationalen und internationalen Forschungsfördermöglichkeiten besuchten. Während Giersig ausgewählte nationale Fördermöglichkeiten präsentierte und dies mit einer Überblicksdarstellung zur Situation von Postdocs in Deutschland ergänzte, stellte Rick Glöckner, Referent für EU und Internationales am Dezernat Forschungsförderung und Transfer, anschließend das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ vor.

Nach den Vorträgen und Diskussionen nutzten viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich bei einem Mittagssnack über Fächer- und Fakultätsgrenzen hinweg auszutauschen, bevor schließlich im Nachmittagsblock der Workshop „Mitarbeiter und Teams führen“ stattfand. Als externe Workshopleiterinnen konnten hier die Sabine Gossner und Dr. Christine Bäumler (ubaris, Nürnberg) gewonnen werden. Die Tatsache, dass dieses Workshopangebot schon frühzeitig ausgebucht war, zeigt den hohen Bedarf an derartigen fächerübergreifenden Angeboten im Postdoc-Bereich. In der nun folgenden Evaluation des ersten Postdoc-Tags soll daher auch der Bedarf an weiteren Schlüsselqualifikationen abgefragt werden. Nach dem gelungenen Auftakt zeigte sich Prof. Dr. Schütz zuversichtlich: „Wir möchten den Postdoc-Tag auch im nächsten Jahr – vermutlich in etwas größerem Rahmen – erneut durchführen und diese Veranstaltung so zu einem festen Bestandteil unseres Angebots für den wissenschaftlichen Nachwuchs machen.“