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Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf das soziale Miteinander? Eine Frage, mit der sich Promovierende im Verbundkolleg Sozialer Wandel beschäftigen.

privat

Nadine Baumann forscht zu Mentoring-Plattformen im Internet.

BayWISS-Verbundkolleg Sozialer Wandel/Universität Bamberg

Am 6. Juli 2017 wurde das Kolleg eröffnet.

BayWISS-Verbundkolleg Sozialer Wandel/Universität Bamberg

Prof. Dr. Annette Scheunpflug ist eine der Gründungsprofessorinnen.

- Patricia Achter

Wie sich das soziale Miteinander verändert

Erste sieben Promovierende im BayWISS-Verbundkolleg Sozialer Wandel

Arbeitsmarkt, Familie, Bildung – alle Lebensbereiche verändern sich, verändern das soziale und gesellschaftliche Zusammenleben und sind mit Herausforderungen verbunden. „Wir alle sind von Prozessen zunehmender sozialer Ungleichheit, von Exklusionsprozessen, von Individualisierung betroffen“, sagt Prof. Dr. Katrin Liel von der Hochschule Landshut. Sie ist eine der vier Gründungsprofessorinnen des Verbundkollegs Sozialer Wandel. Unter dem Dach des Bayerischen Wissenschaftsforums BayWISS fördert das Verbundkolleg kooperativ betreute Promotionen an bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten. Die Sitzhochschule ist die Otto-Friedrich-Universität, die mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut und der Katholischen Stiftungsfachschule München kooperiert. Am 6. Juli 2017 wurde das Kolleg offiziell in Bamberg eröffnet.

Pionierarbeit für neu strukturierte Promotionsform

Mit dabei: Die ersten sieben Kollegiatinnen und Kollegiaten, die ihre Arbeiten vorstellten. In den nächsten drei Jahren beschäftigen sie sich mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen des Sozialen Wandels: Von Innovationen in der Suchthilfe über traumatisierte Kinder mit Fluchterfahrungen bis hin zu Auswirkungen der Digitalisierung. So auch Nadine Baumann. Sie betrachtet Mentoring-Plattformen im Internet. Auf Online-Plattformen geben Mentoren als erfahrene Berufstätige ihr Wissen an Mentees weiter – an unerfahrene, oft junge Mitarbeiter. Am wichtigsten bei dem Konzept ist der persönliche Austausch im Chat oder per E-Mail. Auch durch Videos werden Mentees geschult. Baumann untersucht unter anderem, wie die Betreiberinnen und Betreiber der Plattformen die Teilnehmenden auf ihre Rolle als Mentor oder Mentee vorbereiten und wie sie diese zu Tandems zusammenführen.

„Es ist spannend, Teil der Pionierarbeit für eine neu strukturierte Promotionsform im sozialwissenschaftlichen Bereich zu sein“, findet Baumann. Bis 2020 werden jedes Jahr 10 Personen mit überdurchschnittlichem Notendurchschnitt aufgenommen, insbesondere aus den Masterstudiengängen Soziale Arbeit, Religionspädagogik und Erwachsenenbildung. „Das Besondere an diesem Verbundkolleg ist, dass sich nur Absolventinnen und Absolventen von HAW bewerben können“, hebt Prof. Dr. Maike Andresen hervor, Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Und Prof. Dr. Annette Scheunpflug, eine der Gründungsprofessorinnen, ist überzeugt, dass das Verbundkolleg „zu einer geregelten Zusammenarbeit zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten im Bereich Promotion“ beitragen werde.

Betreuung im Tandem

Baumann ist seit Mai 2017 Promovendin, nachdem sie sich mit Unterstützung ihrer jetzigen Betreuerin Prof. Dr. Julia Franz von der Universität Bamberg beworben hat. Franz hat die Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung inne. Sie betreut die Promotionsarbeit zusammen mit Prof. Dr. Joachim König, Professor für Allgemeine Pädagogik und Empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Nürnberg.

Alle Promovierenden werden von einem Tandemteam betreut, bestehend aus jeweils einer Dozentin oder einem Dozenten einer Universität und einer HAW, und in regelmäßigen Treffen beraten. „Ich empfinde das als große Chance für mich, die Richtung nicht zu verlieren und vom Wissen der beiden Betreuenden profitieren zu können“, bewertet Baumann die Betreuungssituation. Das Kolleg, das von Caroline Rau an der Universität Bamberg koordiniert wird, bietet außerdem öffentliche Gastvorträge und Workshops zu Forschungsmethoden an. Finanzielle Unterstützung erhalten die Promovierenden beispielsweise in Form von Reisekostenzuschüssen. Außerdem können sie Stipendien beantragen.

Für Nadine Baumann kommt ein Stipendium nicht in Frage, weil sie berufsbegleitend promoviert. Sie arbeitet im öffentlichen Dienst im Bereich Personalentwicklung und Digitalisierung von Personalprozessen. „Ich habe mich für die Promotion entschieden, um das Thema Mentoring, das mir sehr am Herzen liegt, weiter wissenschaftlich zu verfolgen“, beschreibt sie ihre Motivation. Bei der Eröffnungsfeier gab Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert ihr und den sechs weiteren Kollegiatinnen und Kollegiaten einen Ratschlag mit auf den Weg: „Genießen Sie es, sich intensiv mit einem Thema beschäftigen zu können. Das ist eine intellektuelle Herausforderung und gleichzeitig ein Punkt im Leben, der ganz besonders ist.“