
Selbstorganisation braucht Führung, Haltung und Eigenverantwortung
Am 4. November 2021 startet der Themenblock „Selbstorganisation braucht Führung, Haltung und Eigenverantwortung“.
Das Thema wird sein: Unsichere Zeiten erfordern neue Führungsansätze und vermehrt Kompetenzen in Selbststeuerung und Selbstmanagement. Wie für sich und andere sorgen?
In diesem Themenblock wird Folgendes bearbeitet:
- Komplexe Systeme der Wissensgesellschaft und Entscheiden unter unsicheren Bedingungen erfordern neue Führungsansätze.
- Selbstorganisation braucht Strukturen, Rollen/Aufgabenverteilungen und Prozesse, vielleicht auch einen Anführenden sowie ein echtes gemeinsames Problem!
- Ohne die darunterliegende Weltsicht, das entsprechende Menschenbild und die Haltung werden solche Führungsansätze schnell leblos und die Gesamtlage vielleicht noch schlimmer!
- Aus diesem Wesen und der persönlichen Vision von wirkungsvolleren und effektiveren Arbeitsweisen können neue Wege der Organisationsführung entstehen.
- Ein evolutionärer Sinn mit vielen Sensoren übertrifft die klassische strategische Planung.
- Selbstführung/Selbstmanagement heißt, die eigene Aufmerksamkeit bewusst auszurichten und einzusetzen.
- Schulleitungen sollten eine geeignete Balance zwischen transaktionaler (Organisation des Schulalltags) und transformationaler (Schulentwicklung) Leadership finden.
- Führungskräfte sollten zwischen förderlicher Individualität und notwendigem Konsens oszillieren.
- Reflexion des eigenen Tuns, der Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit der eigenen Aufgaben sowie eigener Stärken und Schwächen und der Umgang damit sind das zentrale Instrument des Selbstmanagements.
Zielperspektive:
- Wie kann es gelingen, Schulen in der Komplexität zu steuern und die Organisationsstruktur und -kultur so auszurichten, dass sich Partizipation und Identifikation der Mitarbeitenden erhöhen?
- Wie kann es Schulleitungen gelingen, ihre eigene Wirksamkeit zu erhöhen, indem sie sich am eigentlichen Sinn ihrer Aufgaben orientieren und ihre Aufmerksamkeit entsprechend fokussieren?
Führungskräfte in allen Bereichen erleben aktuell, dass ein beträchtlicher Teil der Mitarbeitenden resigniert oder gar innerlich gekündigt hat. Sie selbst sind angesichts der Steuerung in komplexen Situationen und der Forderung nach immer weiterer Effizienzsteigerung erschöpft. Strukturen und Prozesse aus Zeiten der Industrialisierung scheinen mit der Wissensgesellschaft nur bedingt kompatibel. Vielen fehlen Sinn und Ganzheitlichkeit in ihrem Tun, doch gerade für die finanziell gut abgesicherte nachkommende Generation sind diese Erwartungen bedeutungsvoll. Sie wollen Beruf, Familie und Freizeitaktivitäten vereinen, wobei alles einen ähnlich hohen Stellenwert hat.
Selbstorganisation wird deshalb bereits seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Bereichen und Ansätzen als ein „Heilsbringer“ propagiert, um immer wieder an ähnlichen Missverständnissen zu scheitern. Auch in Schule gibt es Ansätze, in diese Richtung zu denken und zu handeln, und dies unter besonders stark regulierten Rahmenbedingungen. Wie kann dies aussehen und gelingen?
In einer Lebenswelt mit hoher Individualisierung sind Schulleitungen zudem gefordert, Ihre Werte und Zielvorstellungen zu fokussieren, um in den Problemen des Alltags ihren Auftrag und ihre Vision nicht aus dem Blick zu verlieren. Zudem gilt es, den erforderlichen Umfang an Konsens z. B. im Lehrerkollegium abzuwägen, dann klar zu kommunizieren und einzufordern.
Nicht zuletzt erfordert die digitale Lebens- und Arbeitswelt zunehmend Kompetenzen im Bereich der Selbststeuerung / Selbstmanagement – von Schulleitungen, Lehrkräften und insbesondere auch Schülerinnen und Schüler müssen dazu angeleitet und darin gefördert werden.
Programmpunkte

Boris Gloger, Gründer, Eigentümer, CEO
„Neues Lernen braucht neue Führung“ – diese These stellt Boris Gloger in seiner Keynote vor. Wie in wirtschaftlichen Unternehmen die Geschäftsleitung, so hat es in der Schule die Schulleitung in der Hand, ob Schüler/-innen und Lehrkräfte Schule als einen Ort erfahren, an dem man gerne und gemeinsam fürs Leben lernt. Die Haltung der Schulleitung ist u.a. maßgeblich dafür, ob neue (digitale) Lehr- und Lernformen Einzug in die Klassenzimmer halten und wie miteinander interagiert und kommuniziert wird. Sie ist es, die ein Team aus Lehrkräften formt, das gemeinsam für die Schüler/-innen da ist, anstelle einer Schulkultur, in der alle gegeneinander arbeiten und ihr eigenes Ding machen.
Agiles Management führt einen reflexiven Management-Prozess ein, der dazu führt, dass das Lehrer/-innenkollegium die Verantwortung für die Schulentwicklung gemeinschaftlich übernimmt. In dieser 30-minütigen Keynote wird Boris Gloger aufzeigen, welche Prinzipien dazu führen, dass Kolleg/-innen sich wertgeschätzt fühlen und bei diesem Transformationsprozess aktiv mitmachen wollen.
Herr Gloger wird in seine Keynote Silke Henningsen, stellv. Schulleiterin der IGS Süd einbinden. Ihr Impuls geht in Richtung „Schule neu denken – eine Frage der Haltung“.
Welche Frage beschäftigt Sie im Kontext Selbstorganisation? Selbstorganisation als Führungsprinzip – wie kann dies konkret aussehen? Worin liegen die Chancen? Wie verändert sich die Rolle der Schulleitung? Mit welchen Herausforderungen werden Schulleitungen mit agilem Mindset konfrontiert? Welche Erfahrungen haben Sie bereits gemacht? Wie kann ein Veränderungsprozess angestoßen werden und gelingen?
Wolfgang Bauhofer und Heike Ott laden Sie ein zum Austausch über Ihre Fragen, Anliegen und Erfahrungen zum Themenfeld dieses Wochenschwerpunkts – das Ganze selbstverständlich selbstbestimmt, ergebnisoffen und interaktiv.
Wie sich die Zusammenarbeit und das Miteinander in der Schulfamilie gestalten, hängt stark von der gelebten Besprechungskultur ab. Wer sich bei Besprechungen beteiligen kann und dabei das Gefühl hat, gehört und beachtet zu werden, trägt gemeinsame Entscheidungen eher mit, als wenn diese vorbestimmt und auferlegt werden. Die Entscheidungsfindung im Kollegium wird nachhaltiger.
Welche Besprechungsformate bieten sich in Präsenz und im digitalen Raum für welche Zielsetzungen an? Wie kann die schuleigene Besprechungskultur sukzessive aufgebaut und weiterentwickelt werden? Welche Kompetenzen benötigt ein Kollegium und wie ändert sich die Führungsrolle? Welche Haltung und Motivation erfordert eine gute Moderation?
Erleben und probieren Sie dies im Workshop aus und inspirieren Sie sich im gegenseitigen Austausch.
Schulleitungen stehen traditionell vor der Aufgabe, einerseits mit hohem Verwaltungsaufwand einen möglichst reibungslosen Schulbetrieb sicherzustellen. Zugleich sind sie aufgefordert, Schulen zu entwickeln und so zukunftsfähig zu machen. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Administrieren und Entwickeln bedeutet in Zeiten der Pandemie nochmals eine Verstärkung der Frage, wie mit den eigenen Ressourcen und jenen des Kollegiums umgegangen werden kann. Diese Frage wird auf Grundlage von Ergebnissen einer bundesweiten Repräsentativstudie zu Schulleitungen in Deutschland vor und nach der Pandemie in einem Impulsvortrag zugespitzt und dann gemeinsam diskutiert.
Die Workshopteilnehmenden bringen aus ihrer Praxis je eine eigene Herausforderung rund um Selbstorganisation mit und tragen diese im Voraus unter www.agiledidaktik.ch/l/selbst/ ein. Wir entwickeln theoriebezogen Lösungsvarianten.
Drei Aspekte der Analyse: Führung → Macher:innen-Qualitäten | Haltung → Selbstreflexion | Eigenverantwortung → Vielfaltspflege.
Drei Ansätze für Lösungen: Partizipative Führung | gemeinsame Steuerung | Spielregelung.
Inhalt rund um diese Fragen:
- Was bedeutet überhaupt "agil"?
- Welche agilen Methoden gibt es, um Feedback zu geben und zu erhalten?
- Warum können diese sinnvoll sein?
- Wie kann ich als Führungspersönlichkeit, Schulleitung oder Lehrkraft dadurch für eine gute Feedbackkultur im gesamten Kollegium sorgen?
Scrum4Schools bringt agiles Denken und Handeln in die Schule. Gestartet als Scrum-inspirierte Lernmethode, die u.a. Teamfähigkeit, Eigenverantwortung und intrinsische Motivation von Schülerinnen und Schülern im Unterricht fördert, unterstützt Scrum4Schools auch Lehrkräfte und Schulleitungen bei der agilen Schulentwicklung.
In diesem interaktiven Workshop stellen wir Scrum4Schools vor und zeigen, wie agile Arbeitsweisen die Zusammenarbeit im Lehrer/-innenkollegium verbessern können. Wir blicken auf die Vorteile und Herausforderung agiler Transformationsprozesse im Schulkontext. Erleben Sie in diesen 90 Minuten, wie wir Schulleitungen in diesem Prozess begleiten.
In diesem Schulleitungssymposium bieten wir die Möglichkeit, Menschen zu treffen, die für Schule in anderen Kontexten verantwortlich sind.
Jürg Schoch kann auf eine sehr lange und erfolgreiche Karriere als Leiter eines großen, traditionsreichen Schulkomplexes mit einem angeschlossenen Lehrerbildungsseminar in der Schweiz zurückschauen. In diesem Kamingespräch berichtet er über seinen eigenen Entwicklungsweg, sich selbst so zu organisieren, dass mehr und komplexere Aufgaben bewältigbar wurden. Zudem wird ein Einblick in die Arbeit von Schulleitungen in der Schweiz gegeben.