Im Gedenken an Volker Eid
Volker Eid, emeritierter Professor für Moraltheologie und einer der Gründungsväter der Universität Bamberg, ist in den frühen Morgenstunden des 14. Dezember 2022 nach einer kurzen, schweren Krankheit gestorben.
Die Universität Bamberg, insbesondere aber das Institut für Katholische Theologie trauert um einen als Mensch und Hochschullehrer hoch geschätzten Kollegen.
Er wurde 1940 in Kirchheimbolanden in Rheinlad-Pfalz geboren, wuchs in kriegsbedingt prekären Verhältnissen in Deidesheim auf und erfuhr im Bischöflichen Konvikt in Speyer eine musische Förderung, für die er zeitlebens dankbar war. Nach seinem Studium der Philosophie, Katholischen Theologie und Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde er 1966 dort mit einer Studie über »Die Kunst in christlicher Daseinsverantwortung nach Theodor Haecker« promoviert und 1968 von Kardinal Josef Döpfner zum Priester im Erzbistum München-Freising geweiht.
1972 wurde er auf den Lehrstuhl für Moraltheologie der damaligen Gesamthochschule Bamberg berufen und war von 1977 bis 1980 als Vizepräsident an deren Erhebung zur Universität 1979 maßgeblich beteiligt.
Prägend für sein Ringen um eine dem Menschen würdige christliche Ethik waren einerseits prekäre Erfahrungen seiner Kindheit und die Aufbruchstimmung in der katholischen Kirche im Umfeld des zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) ebenso wie die Infragestellung politischer Verhältnisse durch die studentischen Proteste der späten 1960er Jahre. Dabei stand er systemischem Dogmatismus von kirchlicher Seite ebenso kritisch gegenüber wie den dogmatischen Zügen dieser Proteste. Diese Erfahrungen führten ihn zur Frage nach einer theologischen Ethik, die nicht von einem System, sondern von existentiellen menschlichen Erfahrungen ausgeht, um autonom begründete und zugleich christlich integrierte und motivierte Optionen des Handelns zu entwickeln. Mit dieser Orientierung verfasste er, inspiriert von Alfons Auer, 1975 gemeinsam mit seinem Freund und Bamberger Kollegen Paul Hoffmann eine programmatische Schrift mit dem Titel »Jesus von Nazareth und eine christliche Moral«, die auf eine starke Resonanz stieß.
Seine Abschiedsvorlesung im Sommer 2006 stand unter dem Titel »Gottes Gerechtigkeit und die Moral der Menschen« und wurde 2008 mit 28 Beiträgen von Kolleginnen und Kollegen, die sich mit seinem Vortrag auseinandersetzen, als Zeichen ihres Dankes an ihn publiziert.
Volker Eid war nicht nur ein von Studentinnen und Studenten, Kolleginnen und Kollegen hoch geschätzter Hochschullehrer und Forscher, sondern auch ein begnadeter Pianist und profunder Kenner des Vorderen Orients. Vor allem die Türkei als Begegnungsraum von Kulturen und Religionen aus Ost und West wurde ihm im Laufe der Jahrzehnte zur geistigen Heimat, was auch in mehreren Büchern zur Archäologie und Geschichte des Landes einen lesenswerten Ausdruck fand.
Die Universität Bamberg hat in ihm nicht nur einen profilierten Hochschullehrer und Hochschulpolitiker, sondern vor allem einen hoch geschätzten Menschen verloren.
Seine Beisetzung fand am Dienstag, 20. Dezember, auf dem Hauptfriedhof in Bamberg statt.
Wir trauern um Volker Eid. R. I. P.
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Den Nachruf verfasste Prof. em. Dr. Klaus Bieberstein. Er steht Journalist:innen zur freien Verfügung.