Die Ausgrabungsstätte der Universität Bamberg auf dem Fuchsberg: Internationaler Besuch beim Grabungsteam.

Der Limesverlauf (parallele Linie); gelb: Ausgrabung 2015; rot: Lehmgruben im Tal

Dreidimensionale Geländeerfassung des Airborne Laserscan

"Für Strapazen und Mühen bringen sie keine Ausdauer auf, und am wenigsten ertragen sie Durst und Hitze; wohl aber sind sie durch Klima oder Bodenbeschaffenheit gegen Kälte und Hunger abgehärtet." - Tacitus' Beschreibung der Einwohner des "Barbaricums" traf auf das Team bei seiner Arbeit während der Rekordhitze nicht zu. (Bilder: Team Archä¤ologie der Römischen Provinzen)

Von der „Pfahlhecke“ zur „Teufelsmauer“

Archäologische Forschungen am Welterbe Limes

Mauern – welchen Sinn haben sie wirklich? Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts dreier bedeutender Forschungseinrichtungen - der Universität Bamberg, der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege - sollte die Entwicklung des römischen Limes (lat. für „Schneise“, später auch „Grenze“) von einer einfachen Straße mit Wachtposten bis zur zusammenhängenden Grenzmauer untersucht werden. Das rund hundert Jahre bestehende Grenzwerk (ca. 150-254 n. Chr.) ist jüngst wieder zum Gegenstand internationaler Forschungen geworden, nachdem sich gezeigt hatte, dass die „Teufelsmauer“, ein volkstümlicher Begriff des 18. Jahrhunderts, nicht allein die Abwehr barbarischer Stämme zum Ziel hatte, sondern vielerlei Aufgaben: „Sie war Staatsgrenze, kennzeichnete den Übergang in den fremden Kulturraum der „Barbaren“, war ein Zeichen der Größe Roms und diente zugleich der Abgrenzung von Wirtschaftsräumen – vielleicht war sie auch eine Beschäftigungsmaßnahme für die nach dem Ende der großen römischen Eroberungen etwas unterbeschäftigt gewordenen Soldaten“, erläutert Michaela Konrad, Professorin für Archäologie der Römischen Provinzen. Die wirkliche Funktion von Europas größtem zusammenhängendem Bodendenkmal sei immer noch nicht geklärt. „Es ist wahrscheinlich, dass der römische Limes alle diese Aufgaben erfüllen sollte.“

Interdisziplinarität - „Der Schlüssel zum Limes“

Mit diesem Wissen sind gegenüber den Forschungen der am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert tätigen „Reichs-Limeskommission“ zwar schon große Fortschritte erzielt worden, doch zeigt der Einsatz neuester Technik, dass noch längst nicht alle Fragen rund um den römischen Limes beantwortet sind. Die Kooperation verschiedener Fächer an der Universität Bamberg, darunter z. B. die Informationsverarbeitung in der Geoarchäologie und die Restaurierungswissenschaften, zeigt, dass mit dem Einsatz neuer Methoden und modernster Technik in der Limesforschung viele Fragen beantwortet werden können, sich zugleich aber auch neue, bislang nicht berücksichtigte Fragestellungen ergeben. Zeitgleich fanden deshalb Geländeprospektionen, 3D-Scannings der Geländeoberfläche, Geosondagen und eine gezielte Ausgrabung von 7 x 35 Meter auf dem Fuchsberg bei Zandt in der Gemeinde Denkendorf mit dem Ziel statt, den „Schlüssel zum Limes“ zu finden.

Wie kommt man an den Stein für die Mauer?

Bereits bei Fernerkundungsflügen durch das Bayerische Landesamtes für Denkmalpflege konnte man im dreidimensionalen Gelände „Airborne Laserscan“ Gruben erkennen, die wie Perlen an einer Schnur die Limesmauer begleiten. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass diese mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Römerzeit stammen und die Limesmauer mit lokal verfügbaren Materialien gebaut wurde. Die letzte Sicherheit zu dieser Frage werden kleinste Holzkohlefragmente erbringen, die auf ihren Gehalt an radioaktivem Kohlenstoff untersucht werden. Das Team unter der örtlichen Grabungsleitung von Julia Koch fand zudem heraus, dass die Geländegegebenheiten die Bautechnik der ca. 1,25 m breiten Limesmauer bestimmten: während nämlich die Mauer im Tal mithilfe von Lehm gefestigt wurde, kennzeichnet in ebener Strecke eine trocken gesetzte Aufmauerung das Bauwerk. Kaum zu unterscheiden war sie vom anstehenden Juraplattenkalk, der nur 10 cm unterhalb des Waldbodens ansteht. Ob da die Theorie eines repräsentativen Bauwerks greift? „Die Mauer könnte verputzt gewesen sein“, entgegnen Befürworter, aber von einem Verputz hat das Team noch nichts entdecken können. Die Größe Roms kann man aber auch in einer pfeilgeraden Linienführung zum Ausdruck bringen, wie hier auf dem Fuchsberg, an dessen östlichem Ende die Mauer abenteuerlich steil, aber schnurgerade zur Schambachquelle hinabzieht: Beherrschung der Natur – das ist eindrucksvoller als ein weißer Verputz. Auch die Rekonstruktion der ursprünglichen Höhe der Limesmauer wird erstmals auf sicheren Beinen stehen, wenn dank des terrestrischen Laserscannings der Materialentnahme-Gruben Volumenberechnungen angestellt werden können.

Internationale Limesforscher zu Gast

Zur Diskussion über das Aussehen, die Datierung und die Bedeutung der Grenzen des Römischen Reiches hatten sich in der 3. Septemberwoche über 400 Archäologen im Rahmen des 23. Internationalen Limeskongresses in Ingolstadt versammelt. Die Spezialisten nahmen am 19. September bei einer Exkursion die Chance war, den durch die Archäologiestudierenden und ehrenamtlichen Mitarbeiter freigelegten Limesabschnitt, zu dem nicht nur die Mauer, sondern auch eine ältere Palisade sowie zwei im Gelände noch gut erkennbare Wachtürme gehören, auf der Ausgrabungsstätte der Universität Bamberg auf dem Fuchsberg in Augenschein zu nehmen. Nach diesem hohen internationalen Besuch wird die Grabungsfläche in den nächsten Wochen wieder versiegelt werden, um das Kulturdenkmal vor Frostschäden zu schützen.

Hinweis

Diesen Text verfassten Fabien Griessel und Jakob Seckler für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er kann für redaktionelle Zwecke verwendet werden.

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