Die Platzfront des Gebäudes Am Kranen 14 im Jahr 1833 (Fotos: Stadtarchiv Bamberg)...

... zu Zeiten des Möbelhauses Stanislaus...

... und heute, im Jahr 2010.

- Verena Krones

Wenn Wände sprechen könnten

Über die Geschichte des Grundstücks am Kranen 14

Seit dem 15. Juni 2009 versperren Gerüste den Blick auf das gesamte Universitätsgebäude. Somit musste der Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit erst einmal das Feld räumen und in die Wilhelmspost umziehen. Grund: Einsturzgefahr! Doch Umbau- und Renovierungsarbeiten sind für das Gebäude Am Kranen 14 nichts Neues, wie seine jahrhundertealte Geschichte zeigt.

Das Grundstück mit dem Gebäude Am Kranen 14 ist zwischen dem Torhaus der Hasengasse und einem von der Regnitz zum heutigen Heumarkt verlaufenden Stadtgraben gelegen. Diese Lage am Kranen, wo früher Schiffe be- und entladen wurden, war vermutlich schon damals für die Nutzung des Hauses bedeutsam. Denn bereits im 15. Jahrhundert war dieses Gelände die Handelsniederlassung einer Kupfer-Faktorei des mächtigen Bamberger Bürgergeschlechts der Lorber. 1605 bis 1613 befand sie sich in den Händen des Stadtbaumeisters Simon Rorauf. Bis zu den Schwedischen Zeiten soll dieses Rorbachische Haus überaus groß gewesen sein, denn bereits seit 200 Jahren war die Rede vom „Kupferhof“, der reich mit Gütern gefüllt ist.

Vom „Kupferhof“ zur Bamberger Museumsgesellschaft

Nachdem 1746 ein Neubau, zu welchem allerdings keine näheren Informationen vorliegen, stattgefunden hat, wechselte das Grundstücke noch mehrmals seine Privatbesitzer, bis es 1832 in den Besitz der Bamberger Museumsgesellschaft kam. Hierbei handelte es sich um eine Bürgervereinigung, die sich die Vermittlung von Bildung zur Aufgabe gemacht hatte. 1833 wurden laut den Bauplänen des Zimmermeisters Lorenz Madler erneute Umbauten geplant, wie zum Beispiel ein Saalbau im Hof des Anwesens. Diese Dokumente sind noch erhalten, jedoch wurden die Pläne nicht verwirklicht. Letztlich brach die Bamberger Museumsgesellschaft 1841 ihre Zelte schon wieder ab. Und der städtische Advokat Andreas Jungengel begann mit zahlreichen Neubauten und Umbauten. So wurden 1856 und 1861 im Hof Nebengebäude errichtet. Das Hauptgebäude wurde 1863 im Erdgeschoß umgebaut, wobei die zweite, rechtsgelegene Einfahrt und die Haustüre in der Fassadenmitte verschwanden. An ihre Stelle traten neue Fenster und eine neue Haustür. Doch damit noch nicht genug, denn 1874/75 wurde noch ein neues Hintergebäude errichtet.

Möbel suchen neuen Besitzer

Nach den zahlreichen Neu- und Umbauten wurde das Gebäude 1918 auch wieder mit Innenleben gefüllt – genauer genommen mit Möbeln. Denn der Kaufmann Josef Jungengel eröffnete seine Möbelfabrik bzw. sein Möbelgeschäft. Allerdings ging das Renovieren offensichtlich von vorne los. Denn bereits beim Einzug wurden im Hauptbau zunächst zwei, später auf Anordnung der Behörde ein drittes Schaufenster in Anlehnung an die alte Einfahrt eingebaut. 1947 wurde eine neue Lagerhalle im Hof errichtet sowie 1956 die fünfte Schaufensterachse. Seit 1. Dezember 1956 befand sich in dem Gebäude das Möbelhaus Stanislaus. Das südöstlich anschließende „Hasenpförtchen“ gehörte ursprünglich zur Stadtbefestigung und wurde bereits 1735 mit dem Anwesen Am Kranen 14 vereinigt. Vermutlich wurde der Oberbau des Tores später als der Neubau des Hauptgebäudes in Angleichung an den Hauptbau errichtet.

Der Freistaat Bayern schlägt zu

Bereits 1991 hat der Freistaat Bayern das hintere Gebäude zum Innenhof erworben. 1998 folgte dann das Vordergebäude an der Straße. Am 15. Mai 2009 wurden jedoch die Arbeitsräume des Projektes „Reichskloster Lorsch“ am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Erdgeschoß Am Kranen 14 wegen geplanter Renovierungsarbeiten aus ästhetischen und funktionalen Gründen (neue Decke, neuer Fußboden, Wandanstrich, neue Elektroinstallation etc.) geräumt. Einen Monat später waren die Renovierungsarbeiten in den Arbeitsräumen des Erdgeschosses abgeschlossen. Aufgrund einer unerwarteten Meldung vom Staatlichen Bauamt wurde jedoch noch am gleichen Tag das gesamte Gebäude einschließlich der Hofgebäude von der Universitätsleitung aus Sicherheitsgründen (Einsturzgefahr) gesperrt. Daher musste der Lehrstuhl erst einmal in die Wilhelmspost ausweichen, bis die Schäden des Gebäudes im Zuge einer Generalsanierung behoben sind.