Die digitale Welt ist überall. (Bild: ra2_studio/Fotolia)

Alexander Pflaum, Sprecher der Bamberger Forscherguppe

Partner im Boot: das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen

Digitale Revolution in der Unternehmenswelt

Die Universität Bamberg und Fraunhofer IIS eröffnen Kompetenzzentrum

Die digitale Zukunft ist vor allem eins: neu. Während viele immer noch glauben, dass das „Internet der Dinge“ vor allem dazu da sei, den Menschen das Leben durch eine intelligente Vernetzung und hübsche Apps leichter und bequemer zu machen, untersucht die Wissenschaft bereits sehr umfangreich die Folgen der digitalen Revolution für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Zur gemeinsamen Erforschung der Auswirkungen, die die Digitalisierung speziell für Unternehmen bedeutet, haben das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen und die Universität Bamberg nun das Kompetenzzentrum Geschäftsmodelle in der digitalen Welt gegründet.

Der spezielle Fokus der beiden Forschergruppen auf betriebswirtschaftliche Fragen ist bislang einmalig. Das neue Kompetenzzentrum, das am 8. und 9. Oktober mit einer ersten Jahrestagung zum Thema Digitalisierung & Wertschöpfung in Bamberg seine Eröffnung feiert, hat die Zukunft im Blick. Prof. Dr. Alexander Pflaum, Sprecher der Bamberger Forschergruppe, zählt beispielhafte einige neue Geschäftsmodelle auf: „Das Internet der Dinge macht logistische Prozesse transparenter und harmonisiert Informations- und Materialflüsse im Unternehmen. Das Internet der Zukunft verändert Kostenstrukturen im IT-Bereich. Mobile Computing bringt die richtigen Informationen kontextspezifisch und papierlos zum Mitarbeiter, egal wo er ist. Und digitale soziale Netzwerke helfen beim Übergang von der funktionalen zur prozessorientierten Organisation und schaffen Synergien zwischen Mitarbeitern.“

Neue Geschäftsmodelle nach Regeln der digitalen Ökonomie

Die Beispiele zeigen: Unter dem Schlagwort Digitalisierung sind nicht nur technische Prozesse zu verstehen. Die Möglichkeiten der Digitalisierung konvergieren zu einer einzigartigen und grundlegend neuen Infrastruktur, die auch Unternehmensstrukturen verändern. Wie Unternehmen Werte schaffen und diese auf den Markt bringen, verändert sich zwar kontinuierlich, aber in den letzten beiden Jahrzehnten hat eine grundlegende Veränderung stattgefunden, die man u. a. beschreiben kann als Wandel vom Produktgeschäft zum Lösungsangebot: Was früher der Kundendienst einer Heizungsfirma leistete, wird heute dank digitaler Sensoren, Heizungssteuerungen und Stromzähler komfortabel und hoch automatisiert besorgt. Ein Produzent von Industrienadeln ist heute Anbieter von „Systemen und Dienstleistungen für die Herstellung und Fügung textiler Flächen“, und ein Hersteller von Automobilen ist zum Experten für „neue Mobilitätslösungen“ geworden. „Neue Geschäftsmodelle entstehen bzw. müssen erdacht werden, die den neuen Verhältnissen, Akteuren und Prozessen angemessen sind. Um sie zu entwickeln, muss man die Gesetze der digitalen Ökonomie kennen und technologisch innovativ sein“, erklärt Victor Naumann, einer der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Fraunhofer Forschungsgruppe.

Diese beiden Kompetenzen sind in dem neuen Zentrum vereint. Dem Fraunhofer Institut bietet sich dadurch die Chance der Erweiterung seiner Kompetenzen in Richtung Betriebswirtschaftslehre - und die Fachgruppe BWL gewinnt durch die Kooperation eine deutliche Profilschärfung im Hinblick auf das Thema Digitale Welt. „Dass die Universität Bamberg mit ihrem stark geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Fächerprofil ohne ausgeprägte Natur- und Technikwissenschaften hier ihre wirtschaftswissenschaftlichen Kompetenzen einbringen und ausbauen kann, zeigt, dass es auch kleinen Universitäten gelingt, exzellente Forschung zu betreiben!“ freut sich auch Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert über die Kooperation.

Betriebswirtschaftliches Gesamtbild und Praxistransfer

Sieben Bamberger BWL-Professuren sind an der universitären Forschergruppe beteiligt. Zusammen mit einem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollen sie spezialisierte Sichtweisen aus den Bereichen des Supply Chain Managements, der Unternehmensführung und des Controlling, der internationalen Rechnungslegung, des Marketing und der Marketing Intelligence, der Produktion und Logistik und des Innovationsmanagements zu einem konsistenten Gesamtbild zusammenführen. Untersuchungen zum Potential von digitalisierten Prozessen stehen dabei ebenso auf dem Programm der Bamberger Forschenden wie die Analyse von deren Auswirkungen auf die verschiedenen Teilbereiche eines Unternehmens. Die bei Fraunhofer angesiedelte Forschergruppe führt die Ergebnisse in Form von Vorgehensweisen und Werkzeugen zusammen, transferiert sie in die Praxis, evaluiert und entwickelt sie kontinuierlich weiter. Als dritte Säule sollen schließlich noch Industriepartner aus verschiedenen Branchen gewonnen werden, um konkrete Fragestellungen entwickeln zu können und Anwendungsbeispiele für Studien zu bekommen. „Es soll einen ständigen Austausch zwischen Forschung und Praxis geben“, erklärt Pflaum, „Geschäftsmodelle lassen sich ja schließlich nicht am grünen Tisch entwickeln.“

Weitere Informationen unter www.geschaeftsmodelle.org 

Hinweis

Diesen Text verfasste Monica Fröhlich für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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