![Das P2-Kollektiv (Wilfried Stallknecht, Herbert Kuschy, Achim Felz, v.l.n.r.) Anfang der 60er Jahre mit Architekturmodell in einer Musterwohnung der Plattenbauserie [IRS Erkner, Wissenschaftliche Sammlungen]](/fileadmin/_processed_/9/8/csm_5_75d6ef06bf.jpg)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der SBZ und später in der DDR eine Zentralverwaltungswirtschaft etabliert, die zahlreiche Auswirkungen auf zuvor bestehende Berufsbilder und Formen der Arbeitsorganisation hatte. So wurden in den 1950er Jahren private Architekturbüros weitgehend abgeschafft. Stattdessen übernahmen Architektur- und Planungskollektive in verstaatlichen Betrieben den Entwurfsprozess. Dieser Systemwechsel hatte einerseits weitreichende Folgen für Arbeitsprozesse und Selbstverständnisse von Planer*innen in der DDR und andererseits beeinflusste die Verstaatlichung auch die produzierte Architektur sowie deren spätere Bewertung. Mit diesem breiten Themenkomplex beschäftigt sich das durch die DFG geförderte Projekt in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS). Ziel ist es, sowohl einen Beitrag zur Geschichte der Kollektivierung der Planung in der DDR zu liefern, als auch die Dynamik kollektiver kreativer Prozesse in Hinblick auf die entstandenen Objekte und in ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart zu untersuchen. Die Analyse der komplexen Arbeitsprozesse soll so zu einer Neubewertung des architektonischen Schaffens im Kollektiv in der DDR führen.
Bamberger Teilprojekt: Kreative Prozesse
Das in Bamberg angesiedelte Teilprojekt nimmt in besonderer Weise die kreativen Prozesse und Fragen nach Formen von Autorschaft in den Planungskollektiven in den Blick. Dabei entwickelt das Bamberger Forschungsteam eine Darstellungsform, die die Planungskollektive als kreative Gruppen begreift, die Architektur gestalten. Dagegen orientieren sich tradierte Narrative in der Kunstgeschichtsschreibung oftmals an der Darstellung von Einzelpersönlichkeiten und ihrem charakteristischen Werk. Insofern leistet das Projekt einen Beitrag dazu, neue Perspektiven auf die Auswirkungen der kollektiven Gestaltung von Architektur in der DDR zu werfen und knüpft gleichzeitig an größere Forschungskontexte rund um eine Reflexion der Konzepte Autorschaft und Kreativität an.
Neuigkeiten
- Die Tagung „Die große Kraft des Kollektivs! Kollaboratives Arbeiten in der Architektur vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart" wird um ein Jahr verschoben und findet erst 2021 statt
- Im Rahmen der Werkstattgespräche am IRS Erkner stellen Stefanie Brünenberg und Sophie Stackmann am 23.01.2019 das DFG-Projekt vor
- Am 30.10.2019 stellte Stephanie Herold erste Ergebnisse des Projektes auf der internationalen Tagung „Architecture and Bureaucracy: Entangled Sites of Knowledge Production and Exchange“ in Brüssel vor. (http://www.architectureandbureaucracy.be/programme/)
- Am 10.09.2019 richtete das Team des DFG-Projekts Architektur und Planungskollektive der DDR einen Workshop aus, um kollektives Arbeiten von Architekt*innen und Planer*innen in der DDR zu diskutieren. Ein Bericht zum Workshop findet sich unter:
https://leibniz-irs.de/aktuelles/meldungen/2019/09/der-architekt-ist-einer-von-ihnen-workshop-am-irs-diskutiert-kollektives-arbeiten-in-der-ddr-architektur/