Privacy
Zusammenfassung
Die Gefährdung der Privatsphäre (engl. Privacy) durch Online-Technologien und den damit verbundenen Nachteilen, wie bspw. Einschränkungen der persönlichen Freiheit, machen es nötig, diesen Themenkomplex weiter zu erforschen. Unsere bisherigen Forschungsarbeiten in diesem Bereich konnten bspw. zeigen, dass Individuen sich beim Managen ihrer Privacy sehr stark durch ihnen wichtige Personen beeinflussen lassen. Weitere von uns durchgeführte Forschungsarbeiten legen dar, dass wir beim Bewerten der Privacy anderer nicht nur Konsequenzen für uns, sondern auch Konsequenzen für diese anderen Personen mitbetrachten. Wir zeigen zudem auf, dass Individuen unterschiedlich um ihre Privacy besorgt sind, abhängig davon, wer potenziell Zugang zu ihren persönlichen Informationen erhält.
Forschungsgegenstand
Die Erforschung der Reaktionen von Individuen im Bereich der Privacy wird in diesem Forschungsbereich in drei Hauptkapitel unterteilt:
Preisgabe von Informationen
Erst durch die Preisgabe von Informationen kann die Privacy potentiell gefährdet werden. Dabei ist zunächst unerheblich, ob die Daten bewusst oder unbewusst preisgegeben werden. Es stehen hierbei zwei Fragen im Mittelpunkt des Forschungsteams:
- Was führt zur Preisgabe von persönlichen Informationen in der Domäne von Informationssystemen?
- Inwiefern wird der Einfluss von Faktoren, die zur Preisgabe von Informationen führen, durch andere Faktoren abgeschwächt oder gestärkt?
Im Zusammenhang mit der ersten Frage wurde beispielsweise untersucht, inwiefern Individuen ihre Daten nur deswegen preisgeben, weil sie denken, dass andere dies von ihnen erwarten. Zur zweiten Frage wurde eine weitere Studie durchgeführt, die zunächst vorherige Forschung bestätigt: Individuen geben mehr Daten preis, wenn sie sich dadurch Vorteile versprechen und weniger Daten preis, wenn sie Nachteile erwarten. Zudem wurde allerdings gezeigt, dass die positiven Effekte verstärkt und die negativen Effekte abgemildert werden, wenn Individuen resigniert sind und damit bereits aufgegeben haben, ihre Privacy zu schützen.
Schutz von Informationen
Der Schutz von persönlichen Informationen erfolgt hauptsächlich auf zwei Arten: Entweder gibt man keine Daten preis oder man gibt falsche Daten preis. Ausgehend von bereits bestehender Forschung, wurden von diesem Forschungsteam zwei weitere zentrale Fragen identifiziert:
- Was führt dazu, dass ich als Individuum die Daten anderer Individuen schütze?
- Wie und warum schützen Personen ihre Privacy, wenn persönliche Informationen ohne deren Wissen preisgegeben werden?
Bezugnehmend auf die erste Frage wurde eine Untersuchung durchgeführt, mit der die Definition von Informationssensitivität erweitert wurde: Individuen bewerten die Sensitivität von Informationen nicht nur nach den Konsequenzen für sich selbst, sollte die Information publik werden, sondern auch nach den Konsequenzen für andere. Ausgehend davon wurde dann dieses erweiterte Konzept der Informationssensitivität genutzt, um besser verstehen zu können, warum Individuen die Privacy anderer Individuen schützen.
Zur Beantwortung der zweiten Frage wird die Protection-Motivation-Theory herangezogen. Hier wird erforscht, inwieweit es hilft Individuen Angst zu machen, damit sie ihre Privacy schützen, sollten ihre persönlichen Informationen ohne deren Wissen veröffentlicht werden.
Sichtweisen im Kontext von Privacy
Eine zentrale Sichtweise ist das Level an Besorgnis, das Individuen bezugnehmend auf ihre Privacy an den Tag legen (auf Englisch „privacy concerns“). Hierbei wurde vor allem eine Frage in den Mittelpunkt gestellt:
- Inwiefern sind Individuen unterschiedlich besorgt um ihre Privacy, abhängig davon, wer der- oder diejenige ist, der/die potentiell Zugang zu ihren Informationen erhält?
Bezugnehmend auf diese Frage wurde untersucht, inwiefern Individuen unterschiedlich besorgt sind, wenn eher bekannte oder eher unbekannte Personen Zugang zu ihren persönlichen Informationen erhalten.
Bezug zur Praxis
Viele Firmen leben von den Daten ihrer Kunden. Beispiele hierfür sind soziale Netzwerke wie Facebook, Suchmaschinen wie Google oder E-Mail Anbieter wie outlook.com. Für diese Firmen ist es wichtig zu verstehen was dazu führt, dass Individuen ihre Daten preisgeben oder diese schützen. Gleichzeitig versucht der Staat durch Gesetze, wie bspw. die DSGVO, die Privacy ihrer Bürger zu schützen. Zu verstehen, warum Individuen ihre Privacy schützen oder ihre Daten preisgeben, ist daher auch aus staatlicher Sicht von zentraler Bedeutung, um entsprechend handeln zu können.
Ausgewählte Veröffentlichungen
- Wirth, J., Maier, C., Laumer, S., and Weitzel, T. (2019): Perceived information sensitivity and interdependent privacy protection: a quantitative study; Electronic Markets (em), https://doi.org/10.1007/s12525-019-00335-0
- Wirth, J., Maier, C., and Laumer, S. (2019): Subjective Norm and the Privacy Calculus: Explaining Self-Disclosure on Social Networking Sites Proceedings of the 27th European Conference on Information Systems (ECIS), Stockholm-Uppsala, Sweden
- Wirth, J., Maier, C., Laumer, S., and Weitzel, T. (2017): Understanding Privacy Threat Appraisal and Coping Appraisal through Mindfulness Proceedings of the 38th International Conference on Information Systems (ICIS), Seoul, South Korea (Research in Progress)