Jahrestagung des Arbeitskreises Geoarchäologie, Erlangen, 2017
Poster: Neue Erkenntnisse zu präkolumbianischen Siedlungsmustern in der Karibik durch Drohnenphotogrammetrie
Till Sonnemann, Universität Bamberg
Die Siedlungen der karibischen Ureinwohner, sog. Amerindians (engl.) sind von Archäologen meist durch ihre materielle Kultur identifiziert worden: vorwiegend bestehend aus Muschelhaufen, aber auch Ansammlungen von Tonscherben und Steinwerkzeugen. Auf der Insel Hispaniola liefert zusätzlich auch die Topographie einen wichtigen Aspekt: niedrige Erdanhäufungen liegen zwischen kreisförmige Mulden, in denen, so zeigen Ausgrabungen, einst Hütten standen. Landwirtschaftliches Pflügen und Plünderungen haben das Material leider oft über große Flächen verstreut. Unbeschädigte archäologische Stätten zeigen jedoch klar die Vertiefungen, und damit die Lage der früheren Bauwerke, und bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Siedlungsdynamik durch neuartige zerstörungsfreie Ansätze zu untersuchen. So wurden im Rahmen des ERC-Nexus1492 Projekts an mehreren Stätten Drohnenflüge in hoher Auflösung durchgeführt, um photogrammetrisch Größe und Aufbau dieser Siedlungen zu bestimmen. Nach dem digitalen Bearbeiten der Punktwolke zum Entfernen der Vegetation, und dem Filtern der Ergebnisse in GIS bietet das resultierende Digitale Oberflächen Modell die Möglichkeit, den Datensatz neu zu lesen. Das Verhältnis von Mulden zu Erdhaufen und die Berechnung der tatsächlichen Ausdehnung der Siedlung, wie auch die Existenz möglicher Versammlungsplätze und die Verbindung der Siedlung zu ihrer Umgebung bieten zusätzliche Ideen, wie und warum die Siedlung an diesem Ort existierte.
Vortrag: Metall, Steine, Scherben und Holz: Bronze- und eisenzeitliche Landschafts- und Siedlungsgeschichte der Nördlichen Frankenalb
Katja Kothieringer und Timo Seregély, Universität Bamberg
Die Nördliche Frankenalb im Mainbogen zwischen Bayreuth und Bamberg muss während der Bronze- und Eisenzeit (ca. 2100 – 30 v. Chr.) zeitweise recht dicht besiedelt gewesen sein. Dies belegen nicht nur zahlreiche Grabmonumente jener Zeit, sondern auch befestigte Höhensiedlungen (z.B. Staffelberg bei Bad Staffelstein) sowie Ritualorte (z.B. Hohler Stein bei Schwabthal, Rothensteine bei Stübig) auf der Jurahochfläche. Wie auch in anderen deutschen Mittelgebirgsregionen sind jedoch ländliche Siedlungen und Gehöfte, die das Rückgrat des damaligen Siedlungs- und Nutzungssystems gebildet haben müssen, bisher kaum nachgewiesen. Ziel unseres Projekts ist die modellhafte Rekonstruktion bronze- und eisenzeitlicher Siedlungsmuster und Nutzungsstrategien einer Mittelgebirgsregion am Beispiel des Einzugsgebiets der Weismain (Lkr. Lichtenfels, Oberfranken) anhand archäologischer und geoarchäologischer Befunde.
Ausgehend von der Hypothese, dass die Jurahochfläche während der Bronze- und Eisenzeit landwirtschaftlich und zu Siedlungszwecken genutzt wurde, wird erstmals in einer Mittelgebirgsregion gezielt nach metallzeitlichen Siedlungs- und Nutzungsspuren gesucht. Da anzunehmen ist, dass seit der ackerbaulichen Nutzung des Untersuchungsgebiets die Landschaft durch Veränderung der Vegetation und damit durch Erosion stark überprägt wurde, werden sowohl die Hochflächen als auch die Täler der Alb mittels gängiger archäologischer und geoarchäologischer Methoden detailliert untersucht. Dabei gelang bereits der archäologische Nachweis metallzeitlicher Siedlungsaktivitäten sowohl in den Tallagen als auch auf den Hochflächen. Zudem konnten an mehreren Standorten, die in der Nähe von Wasserquellen wie auch Grabhügeln liegen, vor allem in Spornlage der Jurahochflächen Kolluvien dokumentiert werden, die Holzkohle-, Rotlehm- und Keramikfragmente enthalten und in die Mittelbronze- und Urnenfelderzeit datieren. Die Ergebnisse erster Sondagegrabungen, weiterführender Analysen der Kolluvien sowie anthrakologischer und archäobotanischer Analysen zur Vegetationsrekonstruktion werden auf der Tagung präsentiert.