Hänseler

Nachruf Prof. Dr. Wolfgang Protzner

„Unsere Toten gehören zu den Unsichtbaren, nicht zu den Abwesenden.“ (Papst Johannes XXIII)

Tief betroffen gibt das Dekanat den Tod des emeritierten Professors Dr. Wolfgang Protzner bekannt. Er verstarb unerwartet am 24. September 2022 im Alter von 80 Jahren.

Wolfgang Protzner, geboren 1942, hatte sich beruflich durch seine Lehre der Geschichtsdidaktik an der Universität Bamberg einen Namen gemacht. Geschichte – das war sein Steckenpferd bis zuletzt. Aus diesem Bewusstsein für das Vergangene hatte er stets auch sein Streben für die deutsche Wiedervereinigung abgeleitet. So war er zum Beispiel an dem Wiederaufbau der Universität in Jena nach der Wende beteiligt.

Jahrzehntelang hat er mit seinem Rat und seinem großen Engagement die Arbeit mitgetragen und mitbestimmt.

Wolfgang Protzner hat seine Disziplin, die Geschichtsdidaktik, als Forscher und Lehrer in eindrucksvoller Breite vertreten und war zugleich ein souveräner Grenzgänger zwischen verschiedenen sozialwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Welches dieser Gebiete sein besonderes Augenmerk genoss, lässt sich nicht leicht bestimmen. Er mochte die Interdisziplinarität und ließ sich vor allem bei seinen Arbeiten im Denken nicht einschränken. Es ist aber nicht nur dieser weite Horizont des kultur- und sozialwissenschaftlichen Interesses, der die vielfältigsten persönlichen Verbindungen von Wolfgang Protzner innerhalb und außerhalb der Universität Bamberg gefördert hat, sondern auch seine Großzügigkeit seinen Student*innen gegenüber und seine Freiheit im Denken und im persönlichen Umgang.

Das besondere Forschungsinteresse von Wolfgang Protzner galt neben der Fort- und Weiterentwicklung der „neuen Medien“ vor allem der regionalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, wie insbesondere seine Bücher „Culina Francionae I und II“ sowie „Für dies und das – deo gratias. Tischgebete aus Franken“ aus den Jahren 2007/ 2008 eindrücklich dokumentieren. Die Verbindung von Universität und Region lag ihm durchgängig sehr am Herzen. So lud er immer wieder Student*innen nach Kulmbach auf die Plassenburg oder ins „Deutsche Gewürzmuseum Kulmbach“ ein, um einen noch besseren Einblick in die Metropolregion zu vermitteln.

In seinen Seminaren war er als geistreicher, kluger und ungeheuer belesener Hochschullehrer zu erleben, der neben dem eigentlichen Stoff auch politisches Weltwissen, Staatsbürgerkunde im besten Sinne, zu vermitteln wusste.

Wir verlieren mit Wolfgang Protzner eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Rat, Lebensklugheit und Empathie wir schmerzlich vermissen werden. Wir danken für die Zeit, die wir mit ihm verbringen durften, und werden ihr immer ein ehrendes Andenken bewahren.

Die Leitung des Instituts spricht in ihrem Nachruf den Angehörigen des Verstorbenen ihr tiefes Mitgefühl aus. Mit Wolfgang Protzner hat die Kulturlandschaft einen versierten Denker, kritischen Zeitgenossen und engagierten Vordenker verloren.

Dr. Christiane Köglmaier-Horn, ehemalige Promovendin und Assistentin von Wolfgang Protzner