Schreibdidaktik
2. Schreibdidaktiken für die Primarstufe
Eine aktuelle Schreibdidaktik für die Primarstufe hat nicht formale Vorgaben als Mittelpunkt, sondern den Weg zum Text (vgl. Kupfer-Schreiner 2014). Kompetenzen, die benötigt werden um den Schreibprozess erfolgreich zu bewerten, lassen sich dabei durch unterschiedliche Arten von Schreibaufgaben fördern.
Die Betonung dieses Wandels liegt im Besonderen auf dem Prozess statt dem Produkt, den Schreibfunktionen statt den -formen, den Kompetenzen statt den Lernzielen und dem Schreiben als Medium des Lernens statt dem Schreiben als Lerngegenstand.
Da das Schreiben von Texten gerade für Schreibanfänger sehr aufwändig sein kann, sollte den Schülerinnen und Schülern durch das Erstellen kurzer Texte der gleichen Textsorte in kurzen Abständen ein Reihe von Erfolgserlebnissen ermöglicht werden (vgl. Kelle 2014). Die Lust zum Schreiben sollte im Vordergrund stehen, wobei der Weg dorthin durch Motivation, Entlastung und Individualisierung geebnet werden kann.
Derartige Schreibförderung und -erziehung, die als notwendig erkannt wurde, muss – wie die Entwicklung von Schreibkompetenz auch – schon in der Grundschule angebahnt werden (vgl. im Überblick Weinhold 2014, 151-156). Neue Forschungen lassen darauf schließen, dass entscheidende Lernschritte bereits zu diesem Zeitpunkt erfolgen und das Fundament für die sich weiter ausdifferenzierende Schreibkompetenz bilden (vgl. Pohl 2013).
Dazu gehört neben dem Rechtschreibunterricht (vgl. im Überblick Fay 2013) auch ein Schreibcurriculum, das sich nach Pohl (2013) an den vier ineinander eingehenden Entwicklungsstufen assoziative, verkettende, gegliederte und textsortenfunktionale Texte orientiert. Indem auf die Planungsaktivitäten eingegangen wird, die in den entsprechenden Phasen stattfinden, kann – je nachdem welche Teilkompetenzen die Schülerinnen und Schüler schon erworben haben, beziehungsweise im Moment erwerben und welche künftigen Teilkompetenzen angebahnt werden – dort angeknüpft werden.
Der Schreibunterricht für die Primarstufe, wie er in Publikationen dargestellt wird, lässt sich nach unterschiedlichen Kriterien ordnen:
Ziele
Schreibentwicklung begleiten und Motivation erhalten
Formen des Schreibens einführen und einüben
Fächerübergreifendes Schreiben auch im Unterricht anderer Fächer
Intregation von Medien, einschließlich Film und Bild in verschiedenen Forme
Methodische Ansätze
Integration des Schreibens in alle Fachunterrichte zur Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen
Schreiben so frei wie möglich, aber so angeleitet wie nötig.
Rückmeldung zu Texten nicht nur von der Lehrkraft, sondern immer wieder von den Peers (vgl. Schreibkonferenz)
Tandem für schwächere Schreiberinnen und Schreiber mit Lehrkraft oder versiertem Mitschüler als Partner, der Diktiertes stellvertretend aufschreiben
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vgl. auch:
- Schreib-Lese-Unterricht in der Grundschule: Beispiele
- Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (Primarstufe)
- Schreiben im bayrischen Lehrplan (Kompetenzorientiert)
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Weiterführende Literatur:
- Abraham/Knopf (Hrsg.) 2013, 53-88 ("Texte schreiben und überarbeiten")
- Abraham/Kupfer-Schreiner (Hrsg.) 2007
- Böttcher/Becker-Mrotzek 2003
- Payrhuber 2011
- Pohl 2013
- Weinhold 2014
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