Uni-Chor und Uni-Orchester führten Werke von Ralph Vaughan Williams auf. (Fotos: Manfred Koch)

Unter der Leitung von Matthias Beckert erklangen in Bamberg erstmals diese spätromantischen Werke.

Spätromantische Klänge

Semesterschlusskonzert in der Bamberger Konzerthalle

Großer Erfolg vor ausverkauftem Haus – wie in den letzten Jahren auch spielten Chor und Orchester der Universität erneut in der vollbesetzten Konzerthalle. Diese Breitenwirkung ist umso erstaunlicher, als die beiden Ensembles seit einigen Semestern unter wechselnder Leitung arbeiten. Vor allem aber schien das aktuelle Programm mit zwei Chorwerken des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams nicht von vorneherein große Zugkraft zu versprechen.

Für diese großen, spätromantischen Werke von 1936 bzw. 1926 hatte Beckert, Chorleiter und Professor aus Würzburg und Hannover, noch den Mittelstufen-Mädchenchor des E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums (Leitung: Norbert Köhler) sowie den Kammerchor der Musikschule (Einstudierung: Astrid Schön) verpflichtet. In sicherer Koordination führte er die Ensembles durch die nicht einfachen Partituren, setzte klare Akzente in schnörkellosen Bewegungen, vermittelte aber auch geforderte Klangbilder durch seine sanft gestikulierende Linke, sodass dem Chor eine kompakte und auch im Detail beeindruckende Darbietung gelang. Beckert führte im Oratorium „Sancta Civitas“ nach verhalten nebulösem Beginn gezielt und bewusst zu intensiven Höhepunkten, vermittelte aber auch die weiten Momente der Ruhe, in denen sich Williams ganz auf den kontrastreichen Zauber schlanker Besetzung verlässt. Nahtlos ergänzten sich die teils rauschhaft inszenierten Klangmassen der großen Uni-Ensembles mit den weit oben im Zuschauerraum platzierten jungen Mädchenstimmen, die unterstützt von einer Ferntrompete, flexibel auf ihre Mitspieler oder den weich timbrierten, aber auch dramatisch agierenden Bariton Jens Hamann reagierten.

Hohes Niveau

Beckert verschmähte auch die emotionale Dichte spätromantisch getönter Passagen oder eher an Filmmusik erinnernde Stellen durchaus nicht. Getragen wurden seine interpretatorischen Absichten schließlich von seinen gut vorbereiteten Musikern, die nicht nur in solistischen Passagen als souveräne Konzertmeisterin oder ruhig aufspielender Stimmführer auf hohem Niveau überzeugten, sondern auch im Zusammenspiel der einzelnen Gruppen Beachtliches boten – die Bläser etwa musizierten in großartiger Farbigkeit und verschlankten dadurch die dicht gesetzte Partitur. Davon profitierten auch die Gesangssolisten. Die Sopranistin Anna Nesyba bezauberte vor allem in der „Dona nobis pacem“-Kantate von den ersten Tönen an durch ihre auch im intimen Piano noch intensiv leuchtende Stimme. Sie prägte die vorhaltreiche Thematik des Eingangsstücks mit ergreifender Schlichtheit und zwang zuletzt das Publikum in andächtige Stille beim letzten, großartig verklingenden Echospiel von Chor und Sopran.

Langer, begeisterter Applaus belohnte die Musiker – und der kann vielleicht auch als Beleg für die Offenheit des angeblich ach so konservativen Konzertpublikums gelten.

Hinweis

Diesen Text verfasste Rupert Plischke für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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