Werke von Boccherini, Mendelssohn oder Bruch...

...spielte das Kammerorchester der Universität zur Eröffnung des Wintersemesters (Fotos: Rudolf Hein).

Musikalische Semestereröffnung

Konzert mit dem Kammerorchester der Universität

Zum Semestereröffnung spielte das Kammerorchester der Universität Bamberg am 11. Oktober im Irmler-Musiksaal unter dem Dirigenten Hannes Krämer ein Programm mit romantischen Schwerpunkten, eingerahmt durch dazu keineswegs im Gegensatz stehende Werke des 18. und 20. Jahrhunderts. Die Abfolge der Stücke war einleuchtend konzipiert: Im ersten Teil erklangen in verzahntem Wechsel zwei Paare korresponierender Werke, einer Sinfonia Boccherinis und Mendelssohns Streichersymphonie Nr. 10 h-Moll sowie Tschaikowskys Andante cantabile op. 11 und dem Kol Nidrei von Max Bruch – zwei wirkungsvolle Sätze für Cello und Streichorchester. Nach der Pause folgten dann mit Gustav Holsts St. Paul’s Suite und Benjamin Brittens Simple Symphony die Gegenüberstellung zweier konservativer Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Mit dem wunderbar gespenstisch intonierten d-Moll-Beginn von Boccherinis Sinfonia op. 12 („La casa del diavolo“) wusste das Orchester sogleich den ureigenen, zukunftsweisenden Stil des frühklassischen Komponisten zu demonstrieren, mit den sich daran anschließenden Tonleiter-Kaskaden in lebendigem Forte dagegen auch dessen Anleihen an Vivaldi. Ganz ähnlich die Dramaturgie des an vorklassischen Formen orientierten Mendelssohn, dessen – ungeachtet seines noch frühjugendlichen Alters – hohe technische Ansprüche die Musiker unter dem akkuraten Dirigat Krämers, der offensichtlich sehr genau und intensiv geprobt hatte, in gemäßigterem Tempo meisterten.

Klare Klänge auf dem Cello

Mit dem dazwischen stehenden Andante cantabile von Tschaikowsky betrat ein Solist die Bühne, der vom butterweichen Direkt-Einstieg in dieses Stück an ahnen ließ, was er mit seinem Instrument zu bewerkstelligen vermag. Die klarsten, beseeltesten Klänge aus dem Violoncello hervorzaubernd, zog Joaromir Kostka die Anwesenden in seinen Bann, und dies noch einmal mehr im letzten Stück vor der Pause, dem Kol Nidrei Max Bruchs, komponiert auf der Grundlage eines Bußgesangs des jüdischen Jom-Kippur-Festes. In hervorragender Abstimmung mit dem Orchester verstand es der an der Musikhochschule Würzburg studierende Kostka, das Ensemble hier zu führen, und sich dort zum Beispiel während eines eindrucksvoll crescendierenden Tremolos tragen zu lassen vom Sound der begleitenden Streicher.

Nach der Pause wurde es dann „englisch“, und sehr lebendig – das Attribut „ungestüm“ im der Überschrift  des 3. Satzes von Brittens Simple Symphony Boisterous Bourrée traf auch auf die Holst-Suite – zumindest in der Interpretation Krämers mit dem Kammerorchester der Uni – an vielen Stellen zu. Auf die energetische, volkstümliche Melodik der Jig folgte das Ostinato, wie ein verirrter Vorläufer der Minimal Music durch die Stimmen wandernd.

Im Intermezzo wartete das Orchester mit ebenso übermütigen Elementen wie in den vorhergehenden Sätzen auf, gelegentlich jedoch unterbrochen von ruhigeren Teilen, und abgeschlossen mit einem griffigen Solo der Konzertmeisterin Julia Schmidt. Hier wie auch der während der abschließenden Simple Symphony nahm das Ensemble das präzise Dirigat Krämers gut ab und konnte dessen agogische Konzeption überzeugend umsetzen.

Die zahlreichen Zuhörer, die den Irmler-Musiksaal im Erba-Gebäude nicht nur bis auf den letzten Platz füllten sondern das Konzert teilweise auch stehend mitverfolgten, sorgten mit anhaltendem Applaus für eine Wiederholung der Jig, mit der die Musiker das Publikum zum heiteren Ausklang in den frühen Sonntagabend verabschiedeten.

Hinweis

Diesen Text verfassteTobias Fichte. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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