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Bei der Multireligiösen Feier kamen Christen, Muslime und Juden miteinander ins Gespräch.

Julia Dreßen/Universität Bamberg

Verantwortlich für die multireligiöse Feier: Godehard Ruppert, Dagmar Steuer-Flieser, Susanne Talabardon, Alfons Motschenbacher, Antje Yael Deusel, Thomas Wabel, Coskun Sirri Mert und Mehmet Cetindere (v. l. n. r.).

Julia Dreßen/Universität Bamberg

Im Anschluss an die Veranstaltung war Zeit für Gespräche: Student Eyyub Erkan Acet mit Dagmar Steuer-Flieser und Alfons Motschenbacher (v. l. n. r.).

Julia Dreßen/Universität Bamberg

Er leitete den Friedensgruß an: Georg Böllner-John (Mitte) mit der Universitätsleitung.

Evangelische Studierendengemeinde Bamberg

Raphael Quandt hat die Feier mitorganisiert.

- Julia Dreßen

Mit Vertrauen auf Morgen blicken

Multireligiöse Feier thematisiert Zukunftsperspektiven von Juden, Christen und Muslimen

In Zeiten, in denen Rassismus, Diskriminierung und Angst vor dem Fremden immer öfter die Gesellschaft prägen und die Zukunft nicht allen hoffnungsvoll erscheint, ist Vertrauen ganz besonders wichtig: Vertrauen auf Gott. Zu diesem Schluss kamen die Rednerinnen und Redner bei der Multireligiösen Feier an der Universität Bamberg am 9. Januar 2018. Sie ist seit mittlerweile elf Jahren fester Bestandteil des offenen Miteinanders der Religionen an der Universität und bietet Raum, um sich auszutauschen, gemeinsam zu beten und zu feiern. Mehr als 70 Besucherinnen und Besucher nahmen in diesem Jahr teil. Im Rahmen der Feier näherten sich Vertreterinnen und Vertreter sowohl der Universität als auch der jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubensgemeinden in Bamberg aus verschiedenen Perspektiven der Frage „Mit Vertrauen in die Zukunft: Wie blicken Juden, Christen und Muslime auf Morgen?“.

Das Leben lieben

Allen Beiträgen des Abends gemeinsam war die Erkenntnis, dass ganz gleich welcher Religion ein Mensch angehört, die Nähe zu Gott Vertrauen und Zuversicht spendet. Den Auftakt machte Judaistik-Professorin Dr. Susanne Talabardon, die Zukunftsperspektiven der drei Religionen mit Zitaten des kanadischen Sängers, Schriftstellers, Dichters und Malers Leonard Cohen verknüpfte und zu dem Schluss kam, dass das Leben trotz seiner zeitweisen Ungewissheit lebenswert ist: „Die Unvollkommenheit macht das Leben gerade aus. Man muss es einfach lieben“, so Susanne Talabardon.

Unterstützung an jedem Ort

Auch die drei Lesungen des Abends machten dies deutlich. Rabbinerin Dr. Antje Yael Deusel von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Mischkan ha-Tfila Bamberg e. V. rezitierte auf Hebräisch aus dem 1. Buch Mose einen Abschnitt über den jungen Mann Ja’akow. In christlichen Kreisen ist die Geschichte auch bekannt als der Traum Jakobs von der Himmelsleiter, in der Jakob das erste Mal von zu Hause auszieht und noch nicht so recht weiß, wohin ihn sein Weg führen wird. Auf der Reise begegnet ihm Gott im Traum und er erkennt, dass die göttliche Unterstützung an jedem Ort ist. Passend dazu rezitierten Imam Coskun Sirri Mert auf Arabisch und Mehmet Cetindere auf Deutsch, beide von der Selimiye Moschee in Bamberg, Suren aus dem Koran. Der evangelische Theologe Prof. Dr. Thomas Wabel betonte in seiner Auslegung zu einem Vers des Hebräerbriefes, dass gerade Treue und Vertrauen essentielle Aspekte des Glaubens sind: „Durch sie können wir Frieden, Ruhe im Herzen und einen sicheren Anker für unsere Seele finden“, so Wabel.

Hoffnung auf Welt ohne Hass

Die musikalische Untermalung durch Ruth Dobler und Mick Christopher Mack hatte mit Titeln wie „Immer auf Gott zu vertrauen“ oder „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott“ ebenfalls die grundlegende Frage des Abends fest im Blick. Und vier Studierende verrieten, dass ihnen außer Glaubensaspekten auch die Liebe und das Kennenlernen anderer Kulturen und Religionen Hoffnung und Vertrauen auf eine Welt schenken, die von Akzeptanz und Toleranz statt von Ausgrenzung und Hass geprägt ist.

Vielfalt wahrnehmen und wertschätzen

Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert hob hervor, dass ein Zusammentreffen dieser Art sowie der offene Dialog und die Akzeptanz anderer Nationen und Religionen selbstverständlich zum Wesen einer Universität gehörten. Auch der katholische Hochschulseelsorger Dr. Alfons Motschenbacher machte deutlich, wie wichtig das aktive Aufeinander-Zugehen für das gegenseitige Verständnis der Religionen sei. „Wir möchten an einem Abend wie diesem sowohl die Gemeinsamkeiten herausstellen als auch die Vielfalt und Unterschiedlichkeit wahrnehmen und wertschätzen.“ Keine der Glaubensgemeinschaften könne die Zukunft vorhersehen, doch ermögliche der persönliche Austausch das Kennenlernen anderer, Mut machender Perspektiven auf das Morgen.

Auf neuen beruflichen Wegen

Einer der Organisatoren der Multireligiösen Feier war an diesem Abend nicht mehr vertreten: Der ehemalige Hochschulseelsorger Raphael Quandt. Er hat die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) im Dezember verlassen, um sich seiner neuen Aufgabe als Leiter des Referats Ökumene Mittelosteuropa im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in München zu widmen. Für ihn stand die Multireligiöse Feier für die Weltoffenheit einer Universität und den Dialog der Religionen. Dankbar blickte er in seinem Abschiedsgottesdienst im Dezember auf die spannende und abwechslungsreiche Zeit an der Universität Bamberg zurück: „Als Pfarrer und Seelsorger habe ich Studierende und Mitarbeitende in den letzten sieben Semestern im Unialltag begleitet. Gemeinsam haben wir ein Semesterprogramm geplant voller Veranstaltungen, Feiern, Gottesdienste, Exkursionen, Begegnungen, um den Studierenden in der ESG ein Stück Heimat auf Zeit zu ermöglichen.“ Übergangsweise steht die evangelische Pfarrerin Anette Simojoki für seelsorgerische Anfragen zur Verfügung, bis Raphael Quandts Nachfolgerin oder Nachfolger die Arbeit aufnimmt. Interessierte können über das Sekretariat der ESG mit ihr in Kontakt treten.