Rudolf Hein

Das Semestereröffnungskonzert des Kammerorchesters der Universität Bamberg unter der Leitung von Dr. Michael Goldbach widmete sich dem Komponisten Max Reger.

Rudolf Hein

Katrin Werner überzeugte mit einem souveränen Querflötenpart in „Suite de Ballet“ von Ralph Vaughan Williams.

Rudolf Hein

Stefanie Waegner am Violoncello beendete das Konzert mit expressiven Klängen.

- Tobias Fichte

Williams, Ferrari und ein beinahe vergessenes Andante

Konzert mit dem Kammerorchester der Universität Bamberg

Man hätte sich an diesem Sonntag, 23. Oktober 2016, die Formel 1 im Fernsehen anschauen können. Jedoch bot das Kammerorchester der Universität Bamberg an diesem Abend eine sehens- und vor allem hörenswerte Alternative: ein dem Komponisten Max Reger gewidmetes Konzert zur Semestereröffnung. Sage und schreibe zehn Werke standen auf dem Programm, das Dr. Michael Goldbach zusammengestellt hatte, um es in der vorlesungsfreien Zeit in einer intensiven Probenphase mit seinem Streicherensemble einzustudieren. Interessanterweise gehören alle Komponisten des Abends – sieben an der Zahl – nicht nur derselben Epoche an, sondern vertreten mit den Geburtsjahren 1872-76 im engsten Sinne eine Generation der Zeit des Übergangs von der Spätromantik hin zur Musik des 20. Jahrhunderts. Gerahmt wurden die beiden Teile des Konzerts von Stücken des vor 100 Jahren verstorbenen Max Reger. 

Welche musikalischen Wege schlugen nun diese Komponisten ein, die sich zum Teil kannten und schätzten, jedenfalls aber von den gleichen Vorgängern beeinflusst wurden? „Sehr verschiedene!“, mag man bei Namen wie Ives, Suk, Skrjabin oder Schönberg sogleich antworten.  Zur Überraschung vieler in der gut gefüllten AULA der Dominikanerkirche forderte die Zusammenstellung dieser eher unbekannten Kompositionen bekannter Komponisten weniger durch Kontraste heraus als durch eine erstaunliche Homogenität. 

Selbst Charles Ives’ „Hymn“ von 1904, das einzige nicht tonal gebundene Werk des Abends, fügte sich in der packenden Ausführung mit schlanken, aber intensiven Klängen gut in die Abfolge ein. Mit den darauf folgenden Stücken aus der „Serenade für Streichorchester“ op. 6 von Josef Suk wurden sogleich die Klangtraditionen von Suks Schwiegervater Antonin Dvořák sowie dessen Mentor Johannes Brahms hörbar. Zwei Komponisten, die zwar nicht auf dem Programm standen, aber im sonoren An- und Abschwellen, den anspruchsvollen Rubati  und dem besonderen Klangzauber der tiefen Streicher stets gegenwärtig waren.

Viel Tänzerisches war zu hören: Jeweils drei Walzer von Max Reger (arrangiert vom Dirigenten) und Arnold Schönberg, deren Interpretationen in wunderbarer Weise Reminiszenzen an Strauss, Brahms und Schubert aufblitzen ließen, und die „Suite de Ballet“ von Ralph Vaughan Williams (arr. R. Steptoe) mit einem virtuosen Querflöten-Solopart, souverän gespielt von Katrin Werner. Wenngleich sich das Orchester hier stellenweise etwas mehr hätte zurücknehmen können, wurde der wunderbar impressionistische Ton vom Publikum mit viel Applaus bedacht. Auf Williams folgte das Allegro aus Ermanno Wolf Ferraris „Serenade für Streichorchester“, über deren herrlichen Polka-Rhythmen Goldbach beinahe vergaß, dass noch ein Andante folgen sollte, was allerdings ob dessen Schönheit ein großer Verlust gewesen wäre.

Weitere Höhepunkte des Konzerts waren die Reger-Stücke des zweiten Teils: Zunächst „Aufschwung“, der Finalsatz aus dem d-Moll-Streichquartett mit zusätzlichem Kontrabass, hervorragend ausgearbeitet und energiereich wie griffig musiziert von den Stimmführern des Orchesters Julia Schmidt und Philipp Zhang (Violinen), Kathrin Hess (Viola), Stefanie Waegner (Cello) und Winfried Neumann (Kontrabass). Am Schluss des Programms stand das „Intermezzo“ für Solocello und Streichorchester, über dessen stimmungsvollen Pianissimos des mit Dämpfern spielenden Orchesters das Solo-Cello Waegners noch einmal seinen expressiven Klang ausbreiten konnte.