Rudolf Hein

Der Kammerchor stellte Max Regers Chormusik vor.

Rudolf Hein

Der Solist Juris Teichmanis (Violoncello) bereicherte das Kammerkonzert.

- Rupert Plischke

Ein Kammerkonzert im Jubiläumsjahr

Abschluss der universitären Konzertreihe zum Gedenkjahr des Komponisten Max Reger

Der im Vergleich zu anderen Komponisten der Spätromantik im Musikbetrieb weniger beachtete Max Reger verstarb vor einem Jahrhundert im Alter von 43 Jahren. Anlässlich des langsam zu Ende gehenden Gedenkjahrs des früh Verstorbenen hat Wilhelm Schmidts mit dem von ihm geleiteten Kammerchor der Universität Bamberg und dem Vocalensemble Würzburg ein intensives Chorprogramm erarbeitet, mit dem er am 13. November 2016 in der AULA Regers Chormusik vorstellte und unter anderem in enge Beziehung zu Johann Sebastian Bach setzte. Diesen hat Reger stets bewundert. Dabei thematisiert Reger in den aufgeführten „Acht geistlichen Gesängen“ op. 138 wie in der dritten a-cappella-Motette aus op. 110 die Themen Tod, Erlösungssehnsucht oder Jenseitssuche im Rückgriff auf barocke, aber auch noch ältere und ebenso jüngere Vorbilder.

Regers stilistischer Vielfalt und Synthesekraft widmeten sich die etwa 45 Sängerinnern und Sänger mit großer Konzentration und offensichtlicher Bereitschaft zur peniblen Vorbereitung. Dadurch gelangen sowohl berückend freischwebende Klangflächen – schon im ersten Gesangsstück schien die Zeit beinahe stillzustehen – wie maßvoll gestaltete Klangfülle in den deutlich an Bach erinnernden Choralpassagen. Dem Text folgend verströmten die Musikerinnen und Musiker innigen Glauben, luden aber auch im bewusst einfach wirkenden Kreuzfahrerlied gleichsam zum stillen Mitsingen ein. Schmerzhafte harmonische Reibungen, auch kleinschrittige, diffizile chromatische oder vielstimmig polyphone Passagen waren ebenso präzise gestaltet wie die wunderbar nachvollziehbare Ausmalung des Textes der Motette „O Tod, wie bitter bist du“. Faszinierende, scheinbar mühelose Wechsel der Klangfarben halfen bei der Orientierung in den Weiten der Reger´schen harmonischen Welten.

Auf differenzierte Klangfarben, klare Linienführung und zugleich tänzerische Grazie achtete auch der Solist des Abends, der Würzburger Cellist Juris Teichmanis, in Bachs erster Solosuite. Die weitgehend  maßvollen Tempi waren wohl auch dem halligen Dominikanerbau geschuldet, so dass die recht burschikos genommene Courante zu einer Art zentralem Wendepunkt wurde und der Tanzcharakter der Sätze nun zunehmend deutlicher hervortrat. Neben eher direkten, vordergründigen Anklängen an das große Vorbild hat Reger in seiner ersten Cellosuite mit Satzarten und musikalischem Ausdruck recht unbefangen experimentiert; eine wuchtige, höchst anspruchsvolle Fuge für Cello steht am Ende. Großer Applaus für den Cellisten Teichmanis, bevor der Chor unter Wilhelm Schmidts mit der versöhnlichen Bach-Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ einsetzte und hier einen präzise inszenierten Klangrausch an religiös motivierter Zuversicht entfaltete. Eine kleine, bewegende Reger-Zugabe beendete den beeindruckenden Konzertabend.