Das Markus Schieferdecker Quartet begeisterte im Workshop Studierende...

und im Konzert mit seinem farbenreichen Klang...

...zahlreiche Hörerinnen und Hörer (Fotos: Tim Förster).

Vier Mann allein

Konzert und Workshop mit dem „Markus Schieferdecker Quartet“

Jazz-Musiker, so heißt es, müssen nicht proben. Sie treffen aufeinander und spielen. Der Rest ergibt sich. Funktioniert die Abstimmung auf der Bühne, haben Künstler und Zuhörer ihren Spaß. Vielleicht kommt es sogar zu einem dieser magischen Momente teils fröhlichen teils grimmigen Einverständnisses, welche sich im Rausch des Spielens zwischen den Musikern einstellen und dem Publikum reihenweise Schauer über den Rücken treiben. Wer das schafft, hat einiges richtig gemacht. Wer mit unbeirrbarer Regelmäßigkeit Wellen glücklicher Gesichter durch die Menge schickt, spielt – der Leser verzeihe den Ausdruck – schlichtweg verdammt gut.

Vier Koryphäen der internationalen Jazzszene standen mit Markus Schieferdecker, dem Leiter der Uni-Bigband, Joris Dudli (Schlagzeug), Xavier Davis (Piano) und Wayne Escoffery (Tenorsaxophon) am Abend des 29. Oktober 2015 auf der Bühne des Irmler Musiksaals. Die aus Deutschland, der Schweiz und den USA stammenden Musiker hatten drei Tage vorher erstmals in dieser Besetzung zusammengefunden und verbrachten Tag vier ihrer Dreiländertournee in Bamberg. Bereits am Mittag gab es einen Workshop für Angehörige der Uni-Bigband sowie Externe. Pianist Davis, Professor an der Michigan State University und sein Kollege Escoffery, Mitglied der Mingus Big Band, plauderten offen über ihre Liebe, den Jazz, und führten hernach in die Grundzüge des Improvisierens ein. Zum abschließenden Set mit den Teilnehmern ergänzte Dudli, Professor an der Anton Bruckner Universität Linz die Starbesetzung. Alle drei können auf eine lange Zeit in der New Yorker Jazz-Szene zurückblicken.

„Music is like communication“

Das Konzertprogramm am Abend schöpfte zu bedeutenden Teilen aus Eigenkompositionen Schieferdeckers. Auftritte bekamen aber auch Miles Davis mit Solar und Victor Lewis mit It’s me you’re talking to. Zeit für eine weitere Weisheit: Music is like communication, lernten die Teilnehmer des Workshops und erfuhren prompt, wovon die Rede war. Musik, so heißt es, spricht nicht nur durch den Künstler. Sie zeigt sich ebenso in den Gesichtern ihrer Hörer. Noch in der letzten Reihe ist abzulesen, was vorne passiert. Und das war so einiges.

Bandleader Markus Schieferdecker vollführte in seiner Komposition Planet Mingus, einer Hommage an die Basslegende Charles Mingus, ein progressiv perkussives Bass-Solo, rasant und sauber. Eine starke und mitreißende Nummer. Escoffery brachte sein Saxophon in höchste Sopranlagen und die Saxophonisten in der ersten Reihe zum Strahlen. Mit seinen Kollegen zündete er ein wahres Feuerwerk der Spielfreude: Kontrollierte dynamische Ausraster, plötzliches Anschwellen, das die Besucher des vollbesetzten Saals schon bald nicht mehr an eine akustisch spielende Band denken ließ, rasende Entladungen auf den Instrumenten, rechtzeitig eingefangen, um zweckdienlich ins nächste Solo zu münden. Das Quartett betrieb – mit sehr seltenen Abstimmungsschwierigkeiten –  zwei Stunden musikalischen Hochleistungssport von zart bis unnachgiebig, von bedächtig bis entfesselt. All das tat der Musik außerordentlich gut und formte den Klang weitaus vielschichtiger, farbenreicher und größer als es eine Quartettbesetzung vermuten ließe.

The Message, eine Komposition von Xavier Davis, verabschiedete das begeisterte Publikum mit versöhnlichen Harmonien – auch wenn es einer solchen Versöhnung nicht bedurft hätte – in die Nacht. I wan’t to wake up in a city that doesn’t sleep. Die Heimfahrt auf den unbelebten Straßen dürfte mancherorts eine Desillusionierung gewesen sein.

Hinweis

Diesen Text verfasste Tim Förster. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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