Wolfgang Dauthprivat

Warum sich Arbeitsmärkte im Lohnniveau oder in der Arbeitslosenquote innerhalb Deutschlands unterscheiden, ist eine der Fragen, die Wolfgang Dauth als Inhaber des Lehrstuhls für Regionale Arbeitsökonomie beschäftigen.

- Hannah Fischer

Wie wirkt sich technologischer Fortschritt auf den lokalen Arbeitsmarkt aus?

Diese Frage stellt sich Wolfgang Dauth, der seit Mai 2021 Professor für Regionale Arbeitsmarktökonomie an der Universität Bamberg ist.

Eigentlich ist Prof. Dr. Wolfgang Dauth Volkswirt und leitet den Forschungsbereich Regionale Arbeitsmärkte am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. An der Universität Bamberg ist er mit seinem Lehrstuhl für Regionale Arbeitsmarktökonomie seit Mai 2021 jedoch der Fachgruppe Soziologie zugeordnet. Wie es dazu kam, worauf er in der Lehre Wert legt und wozu er genau forscht erzählt der 38-Jährige im Interview.

Eigentlich arbeiten Sie beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Wie kam es dazu, dass Sie jetzt auch an der Universität Bamberg beschäftigt sind?

Wolfgang Dauth: Grundsätzlich ist die Kooperation zwischen dem IAB und der Universität Bamberg schon lange Jahre sehr gut etabliert. Es gibt schon mehrere Professorinnen und Professoren, die so ein Mandat haben wie ich nun auch. Als ich die Ausschreibung für die Professur gesehen habe, war ich sehr interessiert daran, da sie genau mein Spezialgebiet trifft. Ich bin aber sozusagen kein „normaler“ Professor an der Universität, sondern nur einen halben Tag jede Woche in Bamberg. Jedes Semester gebe ich auch ein Seminar. Die restliche Zeit über leite ich den Forschungsbereich Regionale Arbeitsmärkte am IAB und forsche dort.

Zu welchen Schwerpunkten forschen Sie?

Die Lehrstuhlbezeichnung drückt das eigentlich schon recht konkret aus: Ich forsche zu regionalen Arbeitsmärkten. Meine Forschung liegt also im Schnittbereich der Arbeitsmarktökonomie mit der Regional- und Stadtökonomie sowie der internationalen Ökonomie. Dabei versuche ich zu verstehen, wieso sich Arbeitsmärkte innerhalb Deutschlands unterscheiden, beispielsweise im Lohnniveau oder der Arbeitslosenquote. Besonders im Fokus steht die Anpassung von Individuen an globale Entwicklungen wie etwa den technologischen Wandel, die Globalisierung oder die strukturellen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die sich sehr unterschiedlich auf verschiedene Regionen auswirken. 

Können Sie eines Ihrer Forschungsprojekte genauer erläutern?

Kurz bevor ich nach Bamberg gekommen bin, ist eine Publikation von mir erschienen, die sich damit beschäftigt, wie sich technologischer Fortschritt und dabei insbesondere der Einsatz von Industrierobotern auf lokale Arbeitsmärkte in Deutschland auswirken. Hintergrund ist die gesellschaftliche Sorge, dass dieser technologische Fortschritt zu mehr Arbeitslosigkeit führen könnte. Die Studie hat jedoch gezeigt: Es gibt durch den Einsatz von Industrierobotern keine Jobverluste, sondern eine Umschichtung. Mit jedem Roboter fallen zwar im Durchschnitt zwei Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe weg, dafür gibt es eine neue Nachfrage nach Arbeitskräften im Dienstleistungssektor, was eine ausgleichende Kraft darstellt. Die gute Nachricht ist, dass Industriebetriebe nicht einfach Menschen gegen Roboter austauschen und diese dann entlassen werden. Diese Personen arbeiten weiterhin im ursprünglichen Betrieb aber in höherwertigen Tätigkeiten. Für junge Leute ist es jedoch aufgrund der Roboter schwieriger geworden, einen Job im verarbeitenden Gewerbe zu finden. 

Was möchten Sie den Studierenden in der Lehre mitgeben?

Ich finde es wichtig, dass Studierende selbst mit Daten arbeiten und Analysen durchführen. Denn das ist als Arbeitsmarktforscherin oder -forscher unser tägliches Brot. Besonders ist mir daran gelegen, dass Studierende die Datensätze nicht nur auswerten, sondern auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen können. Jede Person, die mit Excel umgehen kann, ist theoretisch in der Lage, eine Datenauswertung durchzuführen – jedoch teilweise mit haarsträubenden Interpretationen. 

Womit befassen Sie sich inhaltlich in Ihren Seminaren?

Das übergeordnete Thema der Seminare ist die Arbeitsmarktforschung. Ich zeige den Studierenden, womit sich diese befasst und möchte natürlich die spannendsten Aspekte aufgreifen. Ein solches Thema wäre zum Beispiel, wie sich der gesetzliche Mindestlohn auf die Arbeitsnachfrage auswirkt oder die Frage danach, warum die Löhne in Städten höher sind als in ländlichen Regionen. 

Warum sollte man heute Ihrer Meinung nach Ihr Fach studieren?

Die Ökonomik ist eine Wissenschaft, die uns Antworten auf Fragen des täglichen Lebens geben kann. Jeder Mensch versucht sich besser zu stellen angesichts knapper Ressourcen. In einem Haushalt steht beispielsweise nur eine begrenzte Menge an Geld zur Verfügung. Die Angehörigen des Haushalts versuchen im Rahmen dieser Möglichkeiten, ihren gegenwärtigen und zukünftigen Nutzen zu maximieren. Die Ökonomik bietet hier Erklärungsansätze.

Wie war Ihr erster Eindruck von der Stadt und Universität Bamberg?

Ich komme ursprünglich aus Nürnberg. Dementsprechend kenne ich Bamberg schon länger und war schon häufiger für Tagesausflüge oder zur Sandkerwa hier. Ich habe Bamberg immer als wunderschöne Stadt mit einer hohen Lebensqualität wahrgenommen. An der Universität sind mir bisher vor allem die kurzen Wege aufgefallen. Alle Personen bis hin zum Präsidenten sind nur einen Telefonanruf entfernt. Die Universität Bamberg ist also keine unübersichtliche Institution. Das finde ich sehr angenehm.

Vielen Dank für das Interview!