Elisa Wedekind

Inna Schneider studiert in Bamberg Germanistik und Kommunikationswissenschaft.

- Elisa Wedekind

"Es ist wie in einem Märchen"

Eine russische Austauschstudentin in Bamberg

Für ihren Traum, in Deutschland als Journalistin zu arbeiten, zog Inna Schneider vom russischen Omsk ins über 4000 Kilometer entfernte Bamberg. Und bereut es bis heute keinen einzigen Tag. Nur eines bereitet ihr ab und an noch Schwierigkeiten, der fränkische Dialekt. Was war nochmal ein „Wäggla“?

„Manchmal verstehe ich einfach nicht, was die Menschen mir sagen wollen“, erzählt Inna Schneider. Und dabei sind ihre Sprachkenntnisse wirklich gut. Seit 2005 lebt sie in Deutschland, ist oft unterwegs und hat viele Freunde in unterschiedlichen deutschen Städten, die sie häufig besucht. Immer wieder stößt sie auf das gleiche Problem: Sie versteht die verschiedenen Dialekte einfach nicht. „Es dauerte lange bis ich wusste, dass die Franken ‚Wäggla‘ sagen, wenn sie ‚Brötchen‘ meinen“, gibt die junge Russin ein Beispiel. „Diese sprachlichen Besonderheiten machen den Alltag manchmal ganz schön schwierig.“

Inna Schneider ist 29 Jahre alt. Ihre Wurzeln liegen in Omsk, einer russischen Großstadt im südwestlichen Sibirien. Dort hat sie Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Journalistik und Französisch studiert und nach dem Studium zunächst als Nachrichtenreporterin beim staatlichen Fernsehen gearbeitet. Doch dort konnte sie ihren Beruf nicht immer so ausüben, wie sie es wollte – die Pressefreiheit der russischen Journalisten ist ziemlich eingeschränkt. Inna begann, für eine private Businesszeitschrift zu schreiben und arbeitete im Bereich Lifestyle. Ein Jahr später fasste sie den Entschluss, nach Deutschland zu gehen und dort noch einmal zu studieren.

Neuanfang für den Traum

Als Journalistin möchte die Wahlbambergerin noch einiges von der Welt sehen und viele Erfahrungen sammeln. Sie ist davon überzeugt, dass eine deutsche Ausbildung ihr dafür wesentlich mehr Möglichkeiten bieten könne als eine russische. Daher zog sie mit ihrem Ehemann zunächst zu ihren Eltern, die schon einige Zeit vorher nach Baden-Württemberg gegangen waren. Inna bewarb sich in der Domstadt für den Diplomstudiengang Germanistik mit Schwerpunkt Journalistik und bekam sofort eine Zusage. Von da an hieß es Büffeln. Inna konnte vorher nur einige Brocken Deutsch und musste innerhalb kürzester Zeit einiges aufholen. „Deutsch ist so schwierig zu lernen“, erzählt Inna, die neben Russisch und Deutsch auch Englisch und Französisch spricht. „Aber ich habe mich durchgekämpft“. Nächstes Jahr macht sie ihr Diplom.

Bamberg – eine Idylle für Studierende

In Bamberg hat sich Inna von Anfang an wohl gefühlt. Noch immer bekommt sie glänzende Augen, wenn sie durch die Altstadt läuft. „Hier ist es sehr übersichtlich und es herrscht eine angenehme Atmosphäre“, erklärt die junge Russin, die sich in Deutschland zu Hause fühlt. „Alles ist so märchenhaft schön und idyllisch.“ Sie hat schnell Anschluss gefunden und viele Leute kennengelernt. „Bamberg ist eine super Stadt für Studenten“, findet Inna. „Gerade ausländischen Studierenden werden so viele Möglichkeiten geboten. Gemeinsame Besichtigungstouren durch die Stadt, Theater- oder Kinobesuche und natürlich Partys.“ Vor allem im Sommer gefällt es der Germanistikstudentin in Bamberg. Dann sind die Cafés voll mit Menschen und die Stadt blüht richtig auf. Nur eines stört die Russin an der kleinen fränkischen Studentenstadt: „Abends fahren die Busse einfach viel zu selten und man muss sehr lange warten“, sagt sie. „Gerade im Winter ist das wirklich sehr ungemütlich.“ Aber ein Blick von der Rathausbrücke auf das schöne Klein-Venedig entschädigt gerade im Sommer für die langen Wartezeiten.

Nach ihrem Studium möchte Inna erst einmal weg. Wohin, das weiß sie selbst noch nicht so genau. Aber sie ist sich sicher: „Meine Zeit in Bamberg war toll und ich werde das nie vergessen“.

Gutes Angebot für Journalistikstudierende

Inna kennt die Vorzüge der Bamberger Universität genau. Gerade vom Fachbereich Kommunikationswissenschaft ist sie begeistert. „Hier werden den Studenten so viele Möglichkeiten geboten, praktische Erfahrungen zu sammeln“, sagt sie. „So etwas gab es in Russland nicht“. Vor allem Übungen und Seminare, die von externen Dozenten abgehalten werden, findet Inna klasse. Diese kämen direkt aus der Praxis und könnten den Studenten viele hilfreiche Tipps geben. Auch die junge Russin konnte davon profitieren: Während einer externen Übung wurde ihr ein zweimonatiges Praktikum in einer Onlineredaktion des Bayerischen Rundfunks angeboten, wo sie sehr viel gelernt hat und Vieles ausprobieren konnte. In einem Jahr wird sie ihr Studium beenden und dann wieder als Journalistin arbeiten.