Andreas Dornheim (links) tritt als neuer Stadtheimatpfleger die Nachfolge von Ekkehard Arnetzl an.

Oberbürgermeister Andreas Starke, Andreas Dornheim, Ekkehard Arnetzl und der zweite Bürgermeister Dr. Christian Lange (von links) bei der offiziellen Amtseinführung des neuen Stadtheimatpflegers. (Fotos: Pressestelle Stadt Bamberg)

- Tanja Eisenach

„Ein guter Historiker muss Kärrnerarbeit leisten“

Andreas Dornheim stellt sein Amt als Stadtheimatpfleger vor

Die Aufgaben von Andreas Dornheim als Stadtheimatpfleger Bambergs sind vielfältig. Er berät in Fragen des Bau- und Planungswesens oder hilft, Brauchtümer und denkmalgeschützte Bauwerke zu erhalten. Von dieser Tätigkeit sollen künftig auch Studierende profitieren.

Andreas Dornheim möchte dazu beitragen, das kulturelle Erbe Bambergs zu bewahren und zu erforschen. Diese nicht nur berufliche Leidenschaft für Regionalgeschichte ab dem 19. und 20 Jahrhundert sowie die große Freiheit in der Gestaltung des Stadtheimatpflegeramtes haben den gebürtigen Würzburger dazu bewogen, sich für diese ehrenamtliche Arbeit zu bewerben. Mit Erfolg: Auf Beschluss des Stadtrats trat der 56-jährige außerplanmäßige Professor am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte am 1. August 2015 die Nachfolge von Ekkehard Arnetzl an.

Bei einem Festakt im Rokokosaal des Alten Rathauses am 13. Oktober 2015 wurde Andreas Dornheim offiziell in sein neues Amt eingeführt. Aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive heraus das Stadtgeschehen mitgestalten zu können, sieht er als Chance für Bamberg: „Viele meiner Vorgängerinnen und Vorgänger setzten sehr starke denkmalpflegerische Akzente. Mich hat die Aussicht gereizt, dem Amt durch meine wirtschafts-, kultur- und sozialgeschichtlichen Kompetenzen neue Konturen zu verleihen und so die denkmalpflegerische Sichtweise, die auch meine Kollegin Stephanie Eißing vertritt, zu ergänzen und erweitern.“

Milieustudie, Expertisen und Konzepte

Dornheims aktuelle Projekte, die er als Heimatpfleger durchführt, spiegeln dieses Vorhaben wider. Drei Jahre nach seinem Forschungsprojekt „Unternehmenskultur, Arbeitnehmeralltag und Stadtentwicklung – Die Geschichte der Baumwollspinnerei Erlangen-Bamberg (ERBA)“, das in einer Ausstellung auf der Landesgartenschau 2012 mündete, verfasst er eine Milieustudie zum Zusammenspiel zwischen dem einstigen Dorf Gaustadt und der Fabrik. Sie erforscht die zum Teil spannungsgeladenen Beziehungen zwischen der katholisch und der sozialistisch geprägten Arbeiter- und Einwohnerschaft zwischen 1890 und 1960. Zudem erstellt er eine Expertise über die Nähe des preisgekrönten Bamberger Malers Fritz Beyerlein zum Nationalsozialismus, die für den Stadtrat als Empfehlung dient, um über den Verbleib der zwei Beyerlein-Gemälde im Großen Sitzungssaal des Rathauses zu beschließen. „Natürlich ist es für mich eine Herausforderung, gleich zu Beginn meiner Amtszeit zu so einem kontrovers diskutierten Thema Stellung zu nehmen. Aber mein Anspruch als Historiker und Stadtheimatpfleger ist es, Kärrnerarbeit zu leisten, also vor körperlichen und geistigen Herausforderungen nicht zurückzuschrecken , auch dann, wenn es möglicherweise weh tut.“

Ein Konzept zur Zukunft der Troppaustube, einem kleinen Museum in der Hauptwachstraße, das das Schicksal von Heimatvertriebenen aus der schlesischen Stadt anhand historischer Quellen und Dokumente sichtbar macht, liegt ebenfalls auf seinem Schreibtisch. Insbesondere dieses Projekt macht die Synergieeffekte deutlich, die sich zwischen seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Bamberg und seinem Amt als Stadtheimatpfleger ergeben: „Ich könnte mir sehr gut vorstellen, aus der Umsetzung des Konzepts ein studentisches Projekt zu machen, in dem angehende Historiker nicht nur Praxiserfahrung sammeln, sondern auch lernen können, wie sie mit ihrem geschichtswissenschaftlichem Wissen aktiv zu Gestaltung der Stadt Bamberg beitragen können.“

Zum Amt gehören auch strategisches und diplomatisches Geschick

Doch nicht immer ist Dornheims Tätigkeit so abwechslungsreich und kommunikativ. „Zu meinem Amt gehören auch viele einsame Stunden, die ich mit akribischen Recherchen in Archiven oder Textproduktion verbringe. Das ist teilweise harte, zähe Arbeit.“ Zäh ist es auch bisweilen für ihn, zwischen den Stühlen zu sitzen. Denn als Stadtheimatpfleger kann er sich zwar ungebunden zwischen den innerstädtischen Strukturen bewegen, muss sich allerdings im Umkehrschluss seine Prozesse und Arbeitsabläufe selbst schaffen und bei seinen Ansprechpartnern für seine Projekte werben. „Hier ist strategisches und diplomatisches Geschick und manchmal auch ein langer Atem gefragt“, resümiert Dornheim.

Manchmal hat das Warten jedoch auch sein Gutes. So bleibt neben seinem Ehrenamt noch genügend Zeit für seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Bamberg, wo man seine Projekte als Heimatpfleger interessiert verfolgt: „Es freut mich sehr, dass mich dazu auch fachfremde Kolleginnen und Kollegen öfter ansprechen. Das motiviert natürlich zusätzlich, nach weiteren Synergieeffekten zu suchen und Universität und Stadtheimatpflege weiter zu vernetzen.“