Coronavirus mit Standortdaten eindämmen

Bamberger Informatiker Dominik Herrmann: Was ist mit Smartphones und Apps möglich, was ist problematisch?

Das Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt mit einem Team aus 25 Personen eine App, um Standortdaten von Bürgerinnen und Bürgern zu erfassen. Die Daten könnten dabei helfen, Infektionsketten nachzuverfolgen, Quarantänen durchzusetzen und Bevölkerungsbewegungen nachzuvollziehen. Das Ziel: COVID-19 zu bekämpfen. Welche kurzfristigen, technischen Möglichkeiten es bereits gibt, um Standortdaten zu erfassen, weiß Prof. Dr. Dominik Herrmann. Er hat den Lehrstuhl für Privatsphäre und Sicherheit in Informationssystemen an der Universität Bamberg inne. Der Informatiker erklärt, dass deutsche Mobilfunkanbieter nur den ungefähren Aufenthaltsort eines Mobiltelefons kennen. Mit groben Positionsdaten lässt sich etwa bestimmen, ob sich ein Smartphone nur zwischen Wohn- und Arbeitsort bewegt oder auch an anderen Orten befindet. Und man kann mit den Daten analysieren, wie sich das Mobilitätsverhalten der Gesellschaft im Zeitverlauf verändert.

Genauere Positionsdaten liefern die Mobiltelefone selbst: „Die Telefone nutzen nicht nur GPS, sondern berücksichtigen dabei auch die in ihrer Umgebung empfangbaren WLAN- und Bluetooth-Sender. Hier lassen sich – auch in Gebäuden – sehr hohe Genauigkeiten im Bereich von wenigen Metern oder weniger als einem Meter erzielen.“ Er ergänzt: „Den umfangreichsten Zugriff auf diese Daten haben potenziell Google und Apple, da sie die Betriebssysteme entwickeln, die auf den Telefonen laufen. Beide Anbieter sammeln bereits präzise Mobilitätsdaten für ihre eigenen Zwecke, sofern die Nutzer diese Funktionen nicht deaktiviert haben. Bisher werden solche Daten wohl nur für bestimmte Zwecke und nicht personenbezogen vorliegen; hier müssten die Anbieter also ihre bestehenden Selbstverpflichtungen lockern.“ Alternativ könnte man Apps in Umlauf bringen, die mit Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer Positionsdaten sammeln. Herrmann weist darauf hin, dass es problematisch sei, Standortdaten zu nutzen: „In Gebäuden mit mehreren Stockwerken könnte man fälschlicherweise einen Kontakt zwischen zwei Mobiltelefonen vermuten, obwohl sich die Besitzer in verschiedenen Stockwerken aufhalten.“

Dominik Herrmanns ausführliches Zitat finden Sie auf den Seiten des Science Media Center. Es ist eine von mehreren Stellungnahmen zur Nutzung von Standortdaten, die das Science Media Center Germany (SMC) für Medienschaffende zusammengestellt hat. Das SMC unterstützt Journalisten aller Ressorts bei der Berichterstattung über Themen mit Wissenschaftsbezug.

Weiterführende Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

Kontakt für inhaltliche Rückfragen:
Prof. Dr. Dominik Herrmann
Inhaber des Lehrstuhls für Privatsphäre und Sicherheit in Informationssystemen
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dominik.herrmann(at)uni-bamberg.de

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