Siegfrieds Kampf mit dem Drachen: Ausschnitt aus dem Comic der Schüler (Fotos: privat)

Studierende, Schüler und Projektleitung bei der Preisverleihung

Einer der Höhepunkte des Schulfestes: Die Aufführung des „Armen Ritters“

Die entstandenen Werke lobte Projektleiter Goller als qualitativ hochwertig.

Ritter und Burgfräulein in der Schule

Kooperative Projektwoche Mittelalter ausgezeichnet

Den zweiten Platz beim C.C. Buchner-Preis belegte die „Projektwoche Mittelalter“, ein Kooperationsprojekt des Bamberger Lehrstuhls für Deutsche Philologie des Mittelalters und der Grundschule Bischberg. Die Woche bot neue Themen für die Schülerinnen und Schüler und Praxis für die Studierenden. 

„Wie Artus das Schwert aus dem Stein zog“, so lautet der Titel eines Comics, den Bischberger Schülerinnen und Schüler 2013 bei der „Projektwoche Mittelalter“ anfertigten. Bei diesem Kooperationsprojekt arbeiteten 28 Studierende des Bamberger Lehrstuhls für Deutsche Philologie des Mittelalters unter der Leitung von Dr. Detlef Goller mit 219 Bischberger Grundschülern und ihren circa 16 Lehrkräften zusammen.

Die Comics behandelten mittelalterliche Heldenepen wie das 'Nibelungenlied', die Artussage oder den 'Iwein'. Dabei erarbeiteten die Schüler nicht nur den jeweiligen Inhalt, sondern erkundeten auch die mittelhochdeutsche Sprache. Sie verfassten einen Text und illustrierten ihn mit Fotos, auf denen sie selbst in Kostümen zu sehen sind. Vier weitere Themen gab es: Höhepunkt beim „Mittelalterlichen Leben“ war – neben dem Stundenplan eines Knappen oder Burgfräuleins – der Bau eines Burgmodells. Einige Schülerinnen und Schüler übten „Sprechen wie die Ritter und Burgfräulein“. Sie lernten, Mittelhochdeutsch auszusprechen und vorzutragen, schöpften Papier und zeichneten Miniaturen. Aber auch in den Gruppen „Mittelalterliches Handwerk“ und „Musik, Gaukler, Tanz und Spiel“ standen praktische Erlebnisse im Vordergrund: Tanzen und Kochen, Akrobatik und Textilkunde.

Starkes kulturpädagogisches Konzept

Diese enge Verbindung von Theorie und Praxis lobte auch die Jury des C.C. Buchner-Preises, der jährlich die besten kulturpädagogischen Kooperationsprojekte an Schulen auszeichnet: „Es wurden nicht nur übliche Gedanken zum Mittelalter behandelt, sondern vielmehr kreative und vielfältige Eigenleistungen der Schüler umgesetzt“, heißt es in der Begründung. Die Projektwoche erreichte damit den zweiten Platz, der mit 500 Euro dotiert ist. Weiter schreiben die Juroren des Schulbuchverlags und des Kultur- und Schulservices Bamberg: „Die Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg und die Einbindung der Studenten schaffte vielseitige Synergieeffekte. Das starke kulturpädagogische Konzept ging schülergerecht und didaktisch wertvoll mit vielfältigen Ansatzpunkten auf die Teilnehmer ein.“

Bis zu diesem Erfolg war es allerdings ein langer Weg. Bereits ab Ende 2012 trafen sich die Studierenden zur Vorbereitung. Die Gruppe bestand zum einen Teil aus Studierenden der Lehramtsstudiengänge Grundschule, Gymnasium und Berufsschule.  Dazu kamen Studierende der Germanistik und der interdisziplinären Mittelalterstudien. „So ergab sich bereits aus der Zusammensetzung ein gegenseitiger Lerneffekt. Während die Lehramtsstudierenden von den Mittelalterstudierenden wertvolle fachliche Hinweise gerade hinsichtlich der Sachkultur des Mittelalters erhielten, konnten die letzteren wichtige Hinweise im pädagogischen Bereich für spätere museumspädagogische oder kulturtouristische Tätigkeiten erfahren“, erklärt Projektleiter Goller.

Projektwoche erfolgreich auf vielen Ebenen

Die beteiligten Studierenden investierten bereits vor der Projektwoche, die noch dazu in einer Prüfungswoche lag, meist mehr als 100 Stunden, schätzt Goller, also weit mehr als für ein normales Seminar. Neben den ECTS-Punkten und Praktikumsbestätigungen hatten sie damit aber auch die einmalige Gelegenheit, an eine Projektwoche konzeptionell mitzugestalten. Bisher sind daraus mehrere studentische Portfolios sowie bereits zwei abgeschlossene Zulassungsarbeiten für das Erste Staatsexamen hervor gegangen. Drei weitere Staatsexamensarbeiten sind in Bearbeitung. Die zumeist von den Studierenden selbst erarbeiteten Unterrichtsmaterialien werden für eine Publikation vorbereitet.

Die Resonanz der Schülerinnen und Schüler auf das Projekt ist ebenfalls sehr positiv. Bei 185 Schülereinschätzungen gibt es kaum ein negatives Feedback; nur 3 Prozent haben keine Lust, wieder an der Projektwoche teilzunehmen. Besonders positiv heben die Schüler neben den verschiedenen praktischen Tätigkeiten und der Methodenvielfalt die mittelalterlichen Geschichten sowie die mittelhochdeutsche Sprache hervor. „Die Produkte der einzelnen Gruppen waren in ihrer Gesamtheit erstaunlich und qualitativ hochwertig, beispielsweise die Burgen, die Tanzeinlage, die Comics, die Lederbeutel mit Spielsteinen, das handbemalte und selbst geschöpfte Papier“, erzählt Goller. Durch die Präsentation auf dem Schulfest, im Kindergarten und auf Facebook sei die Projektwoche außerdem über die Schule hinaus in die Öffentlichkeit getragen worden. 

 


MimaSch und die „Projektwoche Mittelalter“

Die „Projektwoche Mittelalter“ ist Teil der Initiative MimaSch, Mittelalter macht Schule. MimaSch verbindet in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt Bamberg sowie anderen Kooperationspartnern (v.a. Bibliotheken) die erste Phase der Lehramtsausbildung mit der späteren Berufspraxis. Neben speziellen Seminaren an der Universität zum Thema Mittelalterliche Sprache und Literatur im Deutschunterricht wurden in diesem Rahmen bayernweit an verschiedenen Schulen Projekte und Unterrichtseinheiten zum Thema Mittelalterliche Sprache und Literatur konzipiert und durchgeführt, aus denen inzwischen mehrere studentische Abschlussarbeiten sowie eine Promotion hervorgegangen sind. Die dabei entwickelten und erprobten Unterrichtsmaterialien werden zur Publikation vorbereitet.

Weitere Informationen und Ansprechpartner:

Dr. Detlef Goller
0951-863 1747
detlef.goller(at)uni-bamberg.de

Impressionen der Projektwoche und der Preisverleihung auf dem Facebook-Auftritt des Lehrstuhls: www.facebook.com/AeDLBamberg (Juli 2013 und März 2014)


Diesen Text verfasste Katja Hirnickel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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