Halliers Sgraffiti zeigen Jugendliche in krisenhaften Momenten des Heranwachsens. (Fotos: Andrea Lösel)

Die Sgraffiti Ellen Halliers sind im Kontext ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entstanden.

Prof. Dr. Cordula Artelt (li.), Dr. Dagmar Steuer-Flieser (2.v.l.) und Dr. Fabian Franke hießen die Scheßlitzer Malerin und Bildhauerin Ellen Hallier herzlich willkommen.

Die Ausstellung "Augenspiel" in der TB2 ist noch bis zum 31. Januar 2014 zu sehen.

Bilder der Identitätssuche

Eröffnung der Ausstellung „Augenspiel“ in der TB2

Die Augen blicken trostlos ins Nichts, die Mundwinkel hängen nach unten. Man würde ihn auf 16, vielleicht 17 Jahre schätzen. Nichtssagend blickt der Junge einem aus Ellen Halliers Sgraffito „saglos – fraglos“ vor der Glastür zur Teilbibliothek 2 entgegen.  Elf Sgraffiti der Scheßlitzer Künstlerin werden hier  im Rahmen der Ausstellung „Augenspiel“ präsentiert. Mit breiten und spitzen Spachteln in eine Schicht aus Kreide und Acryl geschabt, zeigen Halliers Bilder Momentaufnahmen von Kindern und Jugendlichen in ihrem Ringen um Identität. An prominenten Stellen in der Teilbibliothek sind die Werke platziert. Im Untergeschoß direkt neben der Treppenbrüstung findet sich, in warmen Gelb- und Orangetönen gehalten, ein Bild zweier fröhlich grinsender Mädchen mit dem Titel „Allerbeste Freundinnen“. Direkt im Eingangsbereich starrt ein fragendes Bubengesicht ins Leere. „Wie, wo, was- warum!?“ steht daneben.

Die Universitätsbibliothek als Ort der Inspiration

Ausstellungen in den verschiedenen Teilbibliotheken der Universität haben Tradition. „Ich verstehe die Universitätsbibliothek nicht ausschließlich als Bücherabholstelle“, stellte Dr. Fabian Franke, Direktor der Universitätsbibliothek, in seiner Begrüßung anlässlich der Ausstellungseröffnung heraus: „Vielmehr ist sie ein Ort, wo man neue Ideen und Gedanken finden kann.“  Dieser Auffassung von Bibliotheken tragen die wechselnden Ausstellungen Rechnung. „Universitäten haben den besonderen Auftrag, über die einzelnen Fakultäten hinweg ihren Anteil für eine gesamtheitliche Bildung zu leisten und für kulturelle Entwicklung zu sorgen“, betonte auch Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser.

Bezug zur Humanwissenschaft

„Augenspiel“ ist die erste Ausstellung, die in der Teilbibliothek 2 stattfindet. In der Wahl des Ausstellungsortes zeigt sich der intensive Bezug der Sgraffiti Halliers zur praktischen Tätigkeit von Pädagogen, Psychologen sowie Lehrkräften und damit auch zur Fakultät Humanwissenschaft. Nicht nur verdeutlichen die Sgraffiti Schwierigkeiten und Abenteuerlichkeiten im Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein. „Indirekt veranschaulichen die Bilder auch die Herausforderungen von Eltern, Lehrern, Pädagogen, Psychologen und Bildungsinstitutionen, mit Heranwachsenden umzugehen und sie auf ihrem Weg zu begleiten“, stellte Prof. Dr. Cordula Artelt, Prodekanin der Fakultät Humanwissenschaften, in ihrer Begrüßung heraus.

Rundgang durch die Ausstellung

„Vieles, was ich erlebe, versuche ich in Bildern umzusetzen“, erklärte Hallier beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung. So wurzelt eine Vielzahl der Sgraffiti im persönlichen Erleben: Im Rahmen eines Kunstprojektes der Innovativen Sozialarbeit Bamberg (ISO) führte sie Holzarbeiten mit Gesamtschülern durch. Hier beobachtete sie Emotionen und Gesten, die sie in ihren Sgraffiti widergibt. „In diesem Fall hatte ich  das Bild eines Jungen, der mit trotzigem Blick gegen die Tafel schlägt, vor Augen“, erklärte sie vor einem in Grautönen gehaltenen Bild.

Üblicherweise entstehen Bilder durch das Hinzufügen von Farbe beziehungsweise Modeliermasse. Halliers Sgraffiti hingegen entstehen durch Reduktion: Auf eine MDP-Platte trägt sie mit Ölkreiden mehrere Farbschichten auf, anschließend Acrylfarbe. Durch das Kratzen mit Spachteln entstehen Konturen. Nach und nach werden die Farbschichten freigelegt: „Welche Farbaspekte nachher sichtbar werden, ist unklar.“

Die nächste Ausstellung findet ab Januar 2014 in der TB4 statt. Sie trägt den Titel „Steiniger Weg“ und stellt Minenüberlebende in Uganda, ihre Geschichten und ihr Leben vor. Die Bilder und Texte stammen von der Uganda-Recherchereise des Bamberger Journalisten und Fotografen Till Mayer im April 2012.

Hinweis

Diesen Pressetext verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.