Ivana Peric/Universität Bamberg

Detlef Sembill mit seinem universitären Wegbegleiter: Doktorvater Prof. (em.) Dr. Dr. h. c. mult. Frank Achtenhagen.

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Mit einer Festschrift bedanken sich die akademischen Schüler bei Detlef Sembill (v.l.n.r.:) Jürgen Seifried, Julia Warwas, Detlef Sembill, Andreas Rausch, Eveline Wuttke

Ivana Peric/Universität Bamberg

Der Wipäd-Chor würdigt den Wirtschaftspädagogen mit einem selbstgeschriebenen Lied.

Ivana Peric/Universität Bamberg

Im voll besetzten Hörsaal haben sich Studierende, Kollegen, Freunde und Familie eingefunden.

„I did it my way“

Abschiedsvorlesung des Wirtschaftspädagogen Detlef Sembill

Von der Geburtsstunde in der Kapuzinerstraße bis zum heutigen Standort in der Kärntenstraße: Detlef Sembill leitete den Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik der Universität Bamberg seit seiner Neugründung und prägte ihn maßgeblich. Am 25. Juni 2015 hielt er seine Abschiedsvorlesung. Doch eines ist sicher: Es wird kein Abschied auf Dauer.

Bauschutt, neu zu streichende Wände und Kabelgewirr prägten das Bild des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Bamberg zu seinen Anfangsstunden in der Kapuzinerstraße 25. Gut eineinhalb Jahrzehnte, 280 studentische Hilfskräfte, ca. 650 studentische Abschlussarbeiten und rund 1.100 Diplome/Mastertitel später ist das heutige Bild ein ganz anderes: In den Räumen der Kärntenstraße findet sich ein komplett eingerichteter, in der Lehrerbildungslandschaft Bayerns etablierter, bundesweit renommierter und international bekannter Forschungs- und Lehrbetrieb. Nach 16 Jahren mit Höhen und Tiefen verabschiedet sich Prof. Dr. Detlef Sembill am 25. Juni 2015 mit seiner Abschiedsvorlesung in den Ruhe-stand, die nicht nur von seinem Lehrstuhlteam, sondern auch von Studierenden und kollegia-len Wegbegleitern gestaltet wurde.

Von Null auf 16 Jahre

„Gleich zwei Ereignisse prägten den 14. Mai 1998: der Tod Frank Sinatras und die Berufung von Detlef Sembill als Ordinarius auf den damals neu eingerichteten Bamberger Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik“, erzählt Julian Salomon, Mitglied der Hochschulgruppe Wirtschaftspädagogik. Sich dem Satz „I did it my way“ verschreibend, sei Detlef Sembill als Lehrstuhlinhaber und Dozent seine eigene klare Linie gefahren, mit Schlagfertigkeit und Selbstbewusstsein.

Dass aller Anfang schwer sein kann, bekam der frisch gebackene Lehrstuhlinhaber am eigenen Leib zu spüren. Der Tod seiner Frau warf einen Schatten auf den Neustart in Bamberg. "Dieser schwere Start hat dem Team früh gezeigt, welche Hürden man gemeinsam solidarisch meistern kann“, rekapituliert Prof. Jürgen Seifried, ehemaliger Lehrstuhlmitarbeiter und derzeitiger Professor für Wirtschaftspädagogik in Mannheim, die Anfänge der Bamberger Wirtschaftspädagogik. Dieses Bewusstsein sei die Grundlage für eine erfolgreiche Etablierung des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik gewesen.

Weitblick und Kampfgeist

Herausforderungen zu meistern galt es daraufhin immer wieder – und Detlef Sembill stellte sich diesen bis zum Schluss: „Als die Studierbarkeit gegen Ende seines Wirkens in die Krise geriet, hat er sich nicht gescheut, die Universitätsleitung zu kontaktieren, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten“, lobte Vizepräsident Prof. Dr. Sebastian Kempgen in seiner Rede das Engagement und den Kampfgeist des Wirtschaftspädagogen.

Einen Blick auf die Anfänge von Sembills vielfältigen Forschungsinteressen warf sein Doktorvater Prof. (em.) Dr. Dr. h. c. mult. Frank Achtenhagen: „In seinem nach der Lehre als Bankkaufmann aufgenommenem Studium der Wirtschaftspädagogik in Göttingen bewies Detlef Sembill schon in frühen Jahren einen zukunftsträchtigen Weitblick.“ Videoanalysen im Rahmen von Forschungsarbeiten zeigten bereits in den 1970er Jahren zum einen sein fortschrittliches Denken und zum anderen sein Steckenpferd: Forschungsmethoden. Aus diesem entwickelte sich nach und nach das Konzept des Selbstorganisierten Lernens, kurz SoLe. So-Le, dessen Ziele, Bedeutung, Errungenschaften und Weiterentwicklungsmöglichkeiten Sembill in seinem Vortrag vorstellte, wurde zum zentralen Dreh- und Angelpunkt der Forschungstradition des Bamberger Wirtschaftspädagogik-Lehrstuhls.

Der Vortrag zeigte außerdem auf, dass wir keine Wahrheiten erwarten dürfen und auch Klarheiten allenfalls temporär und subjektiv jeweils unterschiedlich zu gewinnen sind. „Aber wir können und müssen lernen, uns mit den gegebenen Widersprüchen konstruktiv und flexibel auseinander zu setzen.“ In diesem Sinne formulierte er einige Eckpunkte für eine von ihm geforderte „Lern-Gesellschaft“ mit der Trias Zeitdruck-Sozialdruck-Existenzdruck als Gradmesser.

Bamberger Besonderheiten

Doch die Bamberger Wirtschaftspädagogik ist nicht nur in der Forschung, sondern auch in Studium und Lehre etwas ganz Besonderes. Das zeigt sich zum einen daran, dass es zwar einen Master-, aber keinen eigenen Bachelor-Studiengang für Wirtschaftspädagogik an der Universität Bamberg gibt. Der Weg zu diesem Masterabschluss (MSc.) führt über die Bachelor-Studiengänge BWL oder Wirtschaftsinformatik mit einer entsprechenden Vertiefung. „Zunächst als kleine Ergänzungseinheit gedacht, etablierte sich die Bamberger Wirtschaftspädagogik zunächst mit ihrem Diplom- und später mit ihrem Masterstudiengang allmählich zur Hauptausbildungsstätte für Handelslehrer in Bayern“, erklärte Detlef Sembill.

Die empirische Ausrichtung der Wirtschaftspädagogik in Bamberg ist eine weitere Besonderheit. „Wir versuchen, sowohl schulische als auch betriebliche Ausbildungsstrukturen mit empirisch geprüften Wirkungen pädagogischen Denkens und Handelns anzureichern“, erläuterte der Lehrstuhlinhaber. Ein erfolgreiches Kooperationsmodell sind die 2009 initiierten Universitätsschulen, die die Praxistauglichkeit des erlernten Fachwissens im Bereich Berufliche Bildung prüfen, um die Qualität und Quantität von Lehre zu sichern.

Große Fußstapfen bleiben zurück

Die umfassende Würdigung des Lehrstuhlinhabers bei seiner Abschiedsvorlesung zeigte sich auch durch den bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal und die fast ausgelassene Stimmung. Angelehnt an seine außeruniversitären Tätigkeiten als gestaltender Kulturbegeisterter zeugten die Geschenke in Form einer Festschrift der Kolleginnen und Kollegen und eines selbstgetexteten Liedes des von ihm angeregten Wipäd-Chors von einer engen kollegialen Verbundenheit und Nähe zueinander. Eines ist daher sicher: Es wird kein Abschied für immer sein, er wird dem WiPäd-Team auch künftig mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Hinweis

Diesen Text verfasste Ivana Peric für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel.: 0951-863 1023.