Innenhof mit Palme: Dies ist das Informatikgebäude der Partneruni Tec de Monterrey in San Luis Potosí, Fakultät "División de Ingeniería y Ciencias" (Fotos: privat)

International vernetzt: Lernen im Videokonferenzraum des Rechenzentrums Bamberg

Michael Mendler (links) und Francisco Macias in Mexiko-Stadt

Ein von Michael Mendler organisiertes Kreativitätsseminar in Mexiko

- Martina Bay

Bamberg und Mexiko – plötzlich ganz nah

Deutsch-mexikanischer Austausch per Videokonferenz

Die Kooperation der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) mit Universitäten in Mexiko hat bereits Tradition: Von 2008 bis 2010 war ein mexikanischer Hochschullehrer als Gastdozent an der Universität Bamberg: Dr. Francisco Macias aus Mexiko-Stadt arbeitete zwei Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent von Dr. Michael Mendler, Professor für Grundlagen der Informatik und Auslandsbeauftragter der Fakultät. Im Sommer 2009 lehrte dann Michael Mendler für fünf Wochen als Gastdozent des Instituto Tecnológico de Monterrey in San Luis Potosí im nördlichen Zentralmexiko. Im darauffolgenden Sommer kam der Informatikdozent Prof. Dr. Julián Prieto Magnus von dort nach Bamberg und bot eine Lehrveranstaltung an. „Dieser Austausch war für 2011 wieder so geplant, aber es passte zeitlich nicht“, so Mendler. Daraufhin haben die Mexikaner die Initiative ergriffen und eine Vorlesung per Videokonferenz vorgeschlagen.

In der Heimat international arbeiten

„Es ist schon lustig, wenn man die eigenen Mitstudenten der Heimatuni auf der Videoleinwand sieht“, erzählte Guillermo Cano und lacht dabei. Der mexikanische Austauschstudent studiert seit einem Semester an der Universität Bamberg Informatik. „Es ist eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen und mit anderen Personen international zusammenzuarbeiten, ohne das Land verlassen zu müssen“, sagte Cano. Informationssicherheit hieß die Vorlesung, denn einen Dozenten für dieses Spezialgebiet gibt es in San Luis Potosí bislang nicht. Informationssicherheit umfasst unter anderem Themen wie Datenvertraulichkeit und Datenintegrität.

Aufgrund der unterschiedlichen Semesterzeiten startete der Unterricht bereits eine Woche vor Vorlesungsbeginn und lief als Intensivkurs über sieben Wochen. Das Semester in Mexiko beginnt nämlich bereits im August und endet im November. Auch der Zeitunterschied von sieben Stunden musste berücksichtigt werden: Von Montag bis Donnerstag trafen sich die Bamberger Studierenden um 18 Uhr Ortszeit, die mexikanischen um 11 Uhr.

Viren, Würmer und Trojaner

Die Vorlesung gliederte sich in zwei Teile: auf der einen Seite standen die Vorträge von Michael Mendler, auf der anderen die Präsentationen der Studierenden. Diese hielten ihre Referate in Zweier-Teams, wobei je ein deutscher mit einem mexikanischen Studierenden zusammenarbeitete. Unterrichtssprache war Englisch. Der Masterstudent Johannes Wicht besuchte die Vorlesung ebenfalls und trug mit einem mexikanischen Studenten ein Referat zu dem Thema Viren, Würmer und Trojaner vor. „Wir haben uns dann oft noch um ein Uhr morgens über Skype und Facebook ausgetauscht“, erzählte er. Die Vorlesung sei interessant gewesen, aber auch sehr zeitaufwendig. Sein Vorschlag: Vielleicht nur zwei statt vier Termine pro Woche anbieten.

Wenn die Technik streikt ...

Die Technik spielt für diese Art der Vorlesung eine wichtige Rolle – und sie funktionierte in diesem Fall nicht immer sofort. Die Verbindung wurde über die Universitätszentrale in Monterrey hergestellt, die für alle Videokonferenzen zuständig ist. Obwohl Videokonferenzen in den universitären Alltag der mexikanischen Universität gehören, verzögerte sich der Verbindungsaufbau meist ein wenig oder es wurden plötzlich Studierende von einem anderen Campus zugeschaltet. Dass diese Vorlesung sich etwas zeitintensiv und technisch fehleranfällig gestaltete, war aber der einzige Nachteil, stimmten die Teilnehmer überein. Ob der Referent nun in natura oder digital vor dem Pult steht, mache nur einen kleinen Unterschied. Einen großen Vorteil sahen die angehenden Informatiker darin, dass sie nicht nur Fachwissen erwerben, sondern auch interkulturelle Einblicke in den Studienalltag auf einem anderen Kontinent bekommen konnten.

Auch für Julián Prieto Magnus war es ein erfolgreicher Start. Der Informatikdozent aus San Luis Potosí hofft für die Zukunft auf ein weiteres Kooperationsprojekt. Schließlich gehe es doch darum, Studierende und Professoren von verschiedenen Kontinenten zusammenzubringen – als wären sie alle an ein und demselben Ort und nicht 9.500 Kilometer voneinander entfernt.