Dolmabahce-Moschee in IstanbulLorenz Korn

Ein Blick auf die Dolmabahçe-Moschee in Istanbul

Andrea Lösel/Universität Bamberg

Den Auftakt zur Türkeiwoche machte ein landeskundlicher Vortrag von Patrick Bartsch - rund 60 Interessenten lauschten gespannt.

Andrea Lösel/Universität Bamberg

Christoph Herzog (li.) und sein Mitarbeiter Patrick Bartsch (re.)

Ein Land – viele Perspektiven

Türkeiwoche an der Universität Bamberg

Nicht nur die Bamberger Turkologie lehrt und forscht intensiv zur Geschichte und Kultur der Republik Türkei. Auch andere Fächer – wie die Geschichte und Archäologie – befassen sich mit Aspekten der türkischen Kultur. Die Türkeiwoche bietet Gelegenheit, das Land am Bosporus aus verschiedensten Perspektiven kennenzulernen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Jahr 2014 zum Deutsch-Türkischen Wissenschaftsjahr erklärt. Unter dem Motto „Science Bridging Nations“ verfolgen Deutschland und die Türkei gleich mehrere gemeinsame Ziele: Beide Partner setzen sich dafür ein, die bisherige Zusammenarbeit sichtbar zu machen. Zudem geht es darum, die Kooperation in Forschung, Bildung und Innovation weiter auszubauen. Auch Hochschulen sind in das Projekt miteinbezogen.

An der Otto-Friedrich-Universität Bamberg findet vom 1. bis zum 6. Dezember 2014 die Türkeiwoche statt. Organisiert wird die Woche vom Lehrstuhl für Turkologie. „Uns geht es darum, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern in den Kontext wissenschaftlicher Grundlagenforschung zu stellen“, erklärt Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Christoph Herzog die Zielsetzung der Projektwoche.

Die Veranstaltungen der Türkeiwoche werden von einer Vielzahl an der Universität Bamberg beheimateter Fächer mitgestaltet – von der Turkologie ebenso wie von der Geschichte und Archäologie. Viele Programmpunkte richten sich hierbei an die breite Öffentlichkeit: „Bei den meisten Veranstaltungen gilt: Wir wollen einen möglichst niederschwelligen Zugang zum Land Türkei bieten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich“ Gleichermaßen beinhaltet das Programm auch Veranstaltungen für das Fachpublikum.

Ein landeskundlicher Überblick

„Unter anderem geht es darum, einen Überblick über die Türkei zu vermitteln“, erläuterte Herzog. Den Auftakt der Türkeiwoche am 1. Dezember machte daher ein landeskundlicher Vortrag des Turkologen Dr. Patrick Bartsch. Nach einer kurzen geografischen Einführung beleuchtete Bartsch die teils sehr widersprüchliche wirtschaftliche Situation der Türkei: „Den agrarischen Strukturen im wenig entwickelten Osten stehen wirtschaftlich prosperierende Großstädte wie Ankara und Istanbul gegenüber.“

Einem Abriss über die Geschichte der Türkei ausgehend vom 6. Jahrhundert folgte eine Diskussion aktueller politischer Verhältnisse. Das Verhältnis der Türkei zu Europa spielte hierbei ebenso eine Rolle wie die türkische Minderheitenpolitik. „Die türkische Minderheitenpolitik erweist sich seit dem Ende des Osmanischen Reiches eher von Repression geprägt. Insbesondere die Kurden haben unter der aktuellen Homogenisierungspolitik zu leiden“, führte Bartsch aus.

Bartsch‘ Vortrag stieß auf großes Interesse. „Ein kompakter Überblick“, lobte Lisa Schneider die Veranstaltung. Die Psychologiestudentin hat sich für das kommende Studienjahr um einen Austauschplatz an der Istanbul Sehir Universität beworben: „Da ist es interessant, vorab ein paar erste Informationen vermittelt zu bekommen.“

NMUN vertritt 2015 die Türkei

Einige der rund 60 Zuhörer und Zuhörerinnen gehörten zur Bamberger Delegation des National Model United Nations Projekts (NMUN) 2015. Für sie war der Vortrag ein wichtiger Bestandteil ihrer Vorbereitung auf das UN-Simulationsspiel in New York im April 2015. Hierbei wird die Delegation das Land Türkei vertreten.

Die beiden Teilnehmer Julia van Lottum und David Mehling schätzten die Gelegenheit, mit einem Spezialisten zum Thema türkische Geschichte und Kultur ins Gespräch zu kommen: „Untereinander haben wir bereits viele Informationen über die Türkei ausgetauscht. Jetzt mit jemandem zu sprechen, der aus dem Fachbereich kommt, bedeutet einen großen Mehrwert.“ Die NMUN-Gruppe gestaltet auch selbst die Türkeiwoche mit. Am Mittwoch, den 3. Dezember, wird die Delegation das UN-Simulationsprojekt vorstellen.

Weitere Programmpunkte im Überblick

Dienstag, 2. Dezember: „Im Rahmen der Türkeiwoche wollen wir eine breite Vergangenheitsperspektive einnehmen“, erläutert Herzog. Vor diesem Hintergrund erweise sich der Einbezug der Altertumswissenschaften als besonders fruchtbar. Prof. Dr. Hartwin Brandt, Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte, wird in seinem Vortrag am Dienstag einen Überblick über die archäologisch-historischen Forschungen zur Antike in der Türkei geben. Parallel dazu hat die Professur für Archäologie der Römischen Provinzen eine Posterpräsentation vorbereitet. „Insbesondere in Anatolien war nicht immer alles türkisch“, erläutert Herzog die Verknüpfung zwischen Türkei und Römerkultur.

Mittwoch, 3. Dezember: Einblicke in zeitgenössisches Filmschaffen in der Türkei bieten gleich zwei Veranstaltungen. Die Vorführung der lustig-heiteren Filmkomödie Vizontele Tuuba aus dem Jahr 2003 soll einen ersten Eindruck türkischen Humors geben. „Hier geht es zunächst um Unterhaltung, nicht um den Anspruch, tieferes Wissen zu vermitteln“, so Herzog. Gleichwohl wird es für Interessierte die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen und Eindrücke auszutauschen.

Donnerstag, 4. Dezember: Explizit um das Gespräch geht es bei der Veranstaltung des darauffolgenden Tages: Die Regisseure Gülseren Suzan und Jochen Menzel haben das Leben des zeitgenössischen Volkssänger und Dichters Asik Veysel verfilmt (Anatolia Blues – In Memoriam Asik Veysel). Veysel gilt in der Türkei als Musiklegende. „Sein klagender Gesang ist wie der Blues Anatoliens“ heißt es in der Filmbeschreibung. Die beiden Regisseure werden im Rahmen der Türkeiwoche in Bamberg zu Besuch sein. „Wir wollen mit ihnen über das Filmemachen diskutieren“, so Herzog.

Samstag, 6. Dezember: Daneben ermöglicht die Türkeiwoche den Austausch von Forschern aus Deutschland und der Türkei. Am Samstag veranstaltet die Bamberger Turkologie gemeinsam mit dem Orient-Institut Istanbul einen Workshop zu türkischer und osmanischer Erinnerungskultur. Der Workshop findet im Rahmen eines Kooperations-Forschungsprojekts „Istanbul Memories“ statt. „Somit beziehen wir in die Türkeiwoche auch unsere eigenen Forschungsschwerpunkte ein“, betont Herzog.

Hinweis

Diesen Text verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er kann für redaktionelle Zwecke verwendet werden.

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