Roland Rinklef/Fränkischer Tag

In der Kinder-Uni erklärte die Wissenschaftlerin Heidrun Alzheimer den jungen Studierenden, warum der 11.11. ein ganz besonderer Tag ist.

Teilen macht glücklich

Rund hundert Kinder lauschten in der Kinder-Uni den Geschichten um Sankt Martin

„Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir.“ Dieses Lied kennt jeder: Gesungen wird es am 11.11., wenn die Laternenumzüge durch die Straßen ziehen. Das ist ein Brauch. Viele Kinder machen das jedes Jahr. Aber warum eigentlich? Und warum nennt man den Tag „Martinstag“?

Auf Krieg und Militärdienst hatte Martin keine Lust

Das haben am Samstag etwa hundert Mädchen und Jungen zusammen mit Heidrun Alzheimer an der Bamberger Kinder-Uni erforscht. Heidrun Alzheimer ist Professorin an der Uni und untersucht Bräuche. „Dass wir heute Laternen anzünden, hat mit einem Mann namens Martin zu tun.“ Dieser Martin wurde vor etwa 1700 Jahren geboren und war ein römischer Offizier. „Aber Martin, der nach dem Kriegsgott Mars benannt war, und wie sein Vater ein tapferer Krieger werden sollte, war ganz sanft und sogar schüchtern“, erklärt die Professorin. „Er war in der Stadt Amiens in Frankreich stationiert.“

Ein merkwürdiger Traum

An einem richtig kalten Wintertag, so erzählt man es in Geschichten, ritt Martin auf seinem Pferd durch die Stadt und begegnete einem Bettler. Der war so gut wie nackt. „Wisst ihr, was er gemacht hat?“ Viele Kinder melden sich. „Er hat seinen Mantel mit dem Schwert durchgeschnitten und die Hälfte dem Bettler gegeben“, weiß eine junge Studentin. „Genau. Wer teilt, gewinnt. Das war Martins Botschaft. Wenn man anderen etwas von seiner Kleidung oder von seinen Spielsachen abgibt, macht das nicht nur den anderen, sondern auch uns selbst glücklich.“

Blöde Gänse!

Martin dachte noch lange über den Bettler nach. „Er hat im Traum erkannt, dass das in Wahrheit Jesus war. Und dass Jesus ihn testen wollte.“ Martin hängte daraufhin seine Uniform an den Haken, wurde Mönch und gründete ein Kloster. Er sollte sogar Bischof werden. „Das wollte er aber nicht, weil er ja bescheiden war.“ Vom Prunk in den Kirchen hielt er jedenfalls nicht viel. Um seinen Fans zu entfliehen, versteckte er sich. „In einem Gänsestall“, weiß ein Junge. „Aber die Gänse haben ganz laut geschnattert und ihn verraten.“ Die Professorin nickt. „Das ist eine Erklärung dafür, dass am heutigen Martinstag bei vielen Familien eine Martinsgans gegessen wird.“ Das ist nämlich auch ein Brauch.
Martin wurde schließlich doch Bischof und tat viel Gutes. Er wurde am 11.11. im Jahr 397 beerdigt.

Alle Lichter an - für Martin!

Und damit der gütige Mann nicht vergessen wird, heißt der 11.11. bei uns Martinstag. „Man sagte, dass Martin vom Himmel aus gerne sehen möchte, was er auf Erden bewirkt hat“, sagt die Professorin. „Also wurden am 11.11. schon immer viele Lichter angezündet.“ Und daher kommt unser Brauch, mit leuchtenden Laternen singend von Haus zu Haus zu ziehen. „Ich geh' mit meiner Laterne ...“

Hinweis

Dieser Artikel von Isabelle Epplé erschien am 13. November 2017 im Fränkischen Tag und am 12. November 2017 auf inFranken.de und wurde mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tages veröffentlicht.