Im Audimax gab das Universitätsorchester unter der Leitung von Michael Goldbach sein Semesterschlusskonzert. (Fotos: Mario Wenderoth)

Das Konzert ist geschafft: Applaus für das Orchester und den Hornisten Peter Müseler.

Fulminantes zum Semesterschluss

Universitätsorchester präsentiert Konzert im Audimax

Beethoven, Mozart und Respighi – auf den ersten Blick ein nicht besonders aufregendes Programm, das das Orchester der Universität zum Semesterende vorstellte. Doch hatte Michael Goldbach erneut ein glückliches Händchen bei der Zusammenstellung der Werke sowie der Auswahl des Solisten gehabt. Der junge Hornist Peter Müseler, den Bamberger Symphonikern seit der letzten Saison eng verbunden, spielte das erste der drei Es-Dur-Konzerte (KV 417) auf eine Art, die Mozarts teils launige, teils derb-komische Anmerkungen in den Stimmen, wie er sie etwa in KV 412 für seinen Jugendfreund Leutgeb eingefügt hatte, einerseits ganz unnötig erscheinen ließen – man lese Mozarts Warnungen wie „O welch Missklang – Ach! o weh!“ bei damals schwer zu treffenden Stopftönen. Andererseits setzte Müseler sie teils so treffend in reine Musik um, dass es reine Freude war – im Finalsatz schien das Mozartsche „Hahaha“ im scherzhaft wirbelnden Hin und Her zwischen Orchester und Solist geradezu mit Händen greifbar zu sein.

Schon zuvor hatte Müseler das lyrisch gehaltene Thema des Eingangsallegros mit wunderbar leuchtendem, geschmeidigem Klang gesanglich ausartikuliert, die Moll-Passagen in souveränem Nuancenreichtum ausschwingen lassen. Mit fein gestaltetem, inspirierendem Piano bildete das Andante den nötigen Ruhepunkt vor dem quirligen Jagdmotivfinale. Zuvor ebenfalls Mozart: die Ouverture zur Komödie „Der Schauspieldirektor“, in der sich Mozart in den frühen 1780er Jahren schon als großer Meister opernhafter Effekte, aber auch festlich-heiterer Gesten zeigte. Kraftvoll im Klang spielte das große besetzte Orchester hier, auch die Mittelstimmen wie die Bratschen traten etwa im Fugato-Teil in sattem Selbstbewusstsein hervor.

Die beliebte Respighi-Anverwandlung von Tänzen und Gesängen aus der Barockzeit lebte ebenfalls von genauer Detailarbeit in den Streicherstimmen, aber auch in der abwechslungsreichen Timbrierung des Gesamtklangs, majestätisch und gleich darauf stampfend, etwas ungelenk wuchtig in der Passacaglia, zuvor mal spätromantisch eingedunkelt oder in barocker Strenge schlank zusammengefasst: Spielmusik in elegant geistreicher Vielfalt.

Bläser mit vollem Einsatz

Interessant schon bei Mozart: die relativ große Bedeutung der Bläser, deren Rolle aber in Beethovens zweiter Sinfonie doch ungemein tragender, prägender ist. Diese frühe Sinfonie des sich in Wien gerade fest etablierenden etwa 32-jährigen Beethoven hatte Goldbach ebenfalls mit vollem Klang ins Audimax, nun ja, gewuchtet: der unvermittelte Beginn wie ein Kanonenschuss, danach praller Tuttiklang und massives Pochen der Celli, unterstützt von immerhin fünf offenbar gut trainierten Kontrabässen.

Großartig gestaltet: der fließende Übergang zur Allegro-con-brio-Haltung in großer Spannung und zugleich überzeugender Ruhe. Folgte man den fein ausgearbeiteten Themen und beachtlich klar abgestimmten Einwürfen der Instrumentengruppen, dem ständigen und ungemein dichten Zugleich und Wechsel der Stimmen in den nicht nur klanglich groß angelegten Dimensionen, so musste man sich dieser intensiven Musik und ihren Zumutungen an uns Hörer genussvoll hingeben. Welch eine Frische und Fülle, welch ein Tempo! Wer heute über die Geschwindigkeit und Dichte etwa des Internets klagt, kann sich vielleicht eine Parallele zum Gefühl der Überforderung, ja Überwältigung basteln, die der damalige durchschnittliche Hörer erlebt haben mag.

Beinahe bieder und harmlos in seiner eher aufs verständliche  Nacheinander ausgelegten Konstruktion erklang danach die Mozartouvertüre nochmals als Zugabe – welch ein musikalischer Quantensprung, in nicht einmal zwanzig Jahren!
 

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Diesen Pressetext verfasste für die Pressestelle der Universität Bamberg
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