Beim Semesterschlusskonzert standen Werke von Mendelssohn (li.) und Beethoven auf dem Programm (Fotomontage: Bilder aus wikimedia/gemeinfrei).

Chor und Orchester der Universität Bamberg (Bild: Manfred Schäfer).

- Rupert Plischke

Freude über die jauchzenden Himmel

Semesterschlusskonzert der Universität Bamberg

Beethovens Messe aus dem Jahr 1807 wurde für den Privatgebrauch des Grafen Esterhazy geschrieben und ist insofern nicht nur den kirchenmusikalischen Traditionen unterworfen. Universitätsmusikdirektor Dr. Michael Goldbach arbeitete dabei mit Chor und Orchester die überwältigende Vielfalt heraus, die Beethoven in die Einzelsätze gesteckt hatte.

In geradezu verschwenderischer Fülle konnten sich die Bläser so schon im Kyrie in aller Farbigkeit entfalten und die Gesangssolisten wie zufällig die musikalische Bühne betreten. Auch das Gloria lebte von thematischer Vielfalt und emotional charakteristischen Gegensätzen. Hier zeigte sich auch die immer wieder gelungene Abstimmung zwischen den einzelnen Instrumental- bzw. Gesangsgruppen, was angesichts der Größe der Ensembles umso beachtlicher ist. Auch die opernhaften Züge im Credo sowie die etwas ins Süßliche abgleitenden Phasen des „Et incarnatus est“ sind von den Ausführenden voller Ernsthaftigkeit gemeistert worden.

Säkular-festliche Stimmung

Nach einer kurzen, wichtigen Pause wirkte das Mirakel des zunächst in ganz eigener, seltsam archaischer Tonsprache anhebenden Sanctus im eher tonartfremden A-Dur umso überraschender, bevor Goldbach die obligate Freude über die jauchzenden Himmel kraftvoll schreitend vorandrängen ließ. Eher komplex und verschlungen als gefällig wirkte sodann das Benedictus, bei dem Ulrike Heyse (Sopran), die Altistin Kerstin Rosenfeldt, der Tenor Martin Fösel sowie Thomas Rosenfeldt (Bass) nochmals als Solisten hervortreten konnten.

Als Überleitung zu Mendelssohn Psalm spielte der Bamberger Organist Karl-Heinz Böhm eine von Mendelssohns Ogelsonaten, deren säkular-festliche Stimmung etwa in den Ecksätzen doch deutlich von der religiösen Aura des Instruments überlagert wurde. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Vortragsbezeichnung des Andante „religioso“. Besonders interessant gelang hier der dreistimmig gehaltene dritte Satz, der nicht zuletzt eine eigenartige Erfahrung mit dem schier endlos langen Ostinato-Ton am Ende bot.

Mendelssohn, der effektsichere Tüftler

Hatte Beethovens Messe in ihrer romantischen Vielfalt schon weit ins 19. Jahrhundert gewiesen, so zeigt sich Mendelssohn in seiner Psalmvertonung als mindestens ebenso großartiger Instrumentator, genialer Melodiker und effektsicherer Tüftler, aber auch als Herr der raffinierten kleinen Formen sowie der geschickt disponierten Gesamtanlage – ein wahrer Könner unter den Meistern seiner Epoche.

Entsprechend konnte Goldbach auf die scheinbar natürliche Kraft und Wirkungsmacht der Musik vertrauen und die Partitur einfach umsetzen. Hatte das Orchester unter anderem bravourös die überaus heiklen Begleitpassagen gemeistert, so zeigte der (Männer-)Chor in den berüchtigten Einsätzen im Zentrum sowie am Ende des Werks, mit welch disziplinierter Leidenschaft und kontrollierter Begeisterung man auch in der großen Gruppe musizieren kann. Dafür gab es dann auch den langen, verdienten Applaus der zahlreichen Zuhörer.