Im Audimax spielte das Uniorchester wieder einmal mit Hingabe und Schwung... (Fotos: Manfred Koch)

... das letzte Mal unter der Leitung von Michael Goldbach.

Wenn das Orchester sitzen bleibt

Publikum und Musiker feiern den Dirigenten Michael Goldbach

Beim Semesterschlusskonzert im Audimax bot das Universitätsorchester wieder ein tolles Programm. Es war das letzte Konzert unter der Leitung von Michael Goldbach, der von seinen Musikern und dem Publikum tosend gefeiert wurde.

Viel zu entdecken und wiederzuentdecken gab es bei der Matinee des Bamberger Universitätsorchesters am 6. Juli, was sich einerseits aus der Auswahl der Werke und zum anderen aus deren Realisierung durch die Ausführenden ergab.

Böhmisches mit Hörnern

Abgesehen vom Telemannschen „Konzert für drei Trompeten, Pauken, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo“ standen Kompositionen des 19. Jahrhunderts auf dem Programm: Mendelssohns „Hebriden-Ouvertüre“, Schuberts 3. Symphonie und, zum Auftakt, die Ouvertüre F-Dur op. 44 des heute in Vergessenheit geratenen, zu Lebzeiten dagegen sehr gerühmten böhmischen Komponisten Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866). Auf die einleitenden „klassischen“ Hornquinten ließen die Streicher sogleich eine „romantische“ Antwort folgen und setzten den – wenn  man so will - komponierten Übergang der Epochen mit großem Klangzauber um. Im weiteren Verlauf des Satzes wechselten sich von den Solisten ausdrucksvoll phrasierte lyrische Dialoge zwischen Bläsern und Streichern mit schwungvollen Passagen ab, die an Schumann und Mendelssohn denken ließen.

Paukenwirbel und Klarinettenromantik bei Mendelssohn

Letzterer entwickelte bekanntlich die Konzertouvertüre zu einer programmatischen Gattung, wofür der Satz „Die Hebriden oder Die Fingalshöhle“ ein herausragendes Beispiel ist. Warum wohl Brahms sich zu der Bemerkung hinreißen ließen, er wollte seine sämtlichen Werke dafür hingeben, wenn ihm ein Werk wie die Hebriden-Ouvertüre gelungen wäre, machte das Orchester in eindrucksvoller Weise hörbar. In den ersten Takten hatte daran der Pauker Michael Schmidt nicht geringen Anteil, indem er seine an- und abschwellenden Wirbel perfekt mit der orchestralen Dynamik verwob. Wie schon bei Kalliwoda spielten im weiteren Verlauf die Klarinetten eine besondere Rolle beim Erzeugen des so ergreifenden romantischen „Helldunkels“, eine Aufgabe, der Anna-Luise Ringlstetter zusammen mit ihrer Pultnachbarin Claudia Goller in hervorragender Weise gerecht wurde.

Auch das Konzert von Telemann, das zwischen den beiden Ouvertüren erklang, hatte an solistischen Bläserpartien einiges zu bieten. Sebastian Saffer, Michael Philipp und Andreas Stieler brillierten im dreistimmigen Trompetensatz, die Oboistin Ines Roid ließ mit – besonders im Largo - dazu kontrastierenden Passagen aufhorchen.

Hohes klangliches Niveau

Den zweiten Teil des Konzerts nahm die Schubert-Symphonie ein, die nicht nur äußerst gut einstudiert wirkte, sondern in der das Orchester, an entsprechende Stellen im Mendelssohn anknüpfend, angeführt von der Konzertmeisterin Susanne Rödel zur klanglichen Höchstform auflief. Angefangen vom rhythmisch einheitlichen Pulsieren der schnellen Ecksätze bis hin zum tänzerischen Grazie der Ländler und Walzer schien dieses frühe Werk Schuberts auf einmal mit Beethovens 7. Symphonie als „Apotheose des Tanzes“ in Konkurrenz treten zu können. Welches schöneres Geschenk hätte das Orchester seinem Leiter (und dem Publikum) zum Abschied machen können, als ihm gerade im Finale noch einmal so einheitlich zu folgen, die Phrasierungen und Akzentuierungen so überzeugend umzusetzen?

Jubel für Michael Goldbach

Als die Musiker beim tosenden Schlussapplaus dann trotz der gegenteiligen Aufforderung des Dirigenten sitzen blieben und das Publikum umso lauter jubelte, war das die Botschaft der Begeisterung, des großen Respekts und der Dankbarkeit an den vor der Pensionierung stehenden Universitätsmusikdirektor Dr. Michael Goldbach, der das Uniorchester in jahrzehntelanger Arbeit zu diesem Besonderen gemacht hat, was es heute ist:  Ein Klangkörper der musikalischen Geschlossenheit und menschlichen Wärme.

Hinweis

Diesen Text verfasste Tobias Fichte für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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