Was erzählt uns die Literatur über Pest, Cholera – und Corona?

Spix-Professor Alexander Honold streift in einem virtuellen Salongespräch im Bamberger Kollegenkreis durch literarische Infektions-Szenarien.

Die Corona-Pandemie führt seit Monaten zu hitzigen politischen Diskussionen, zwingt dazu, wirtschaftlich wie gesellschaftlich kostspielige Lösungswege zu beschreiten und diese stets neu zu vermessen. Auf der Suche nach Ratschlägen sind vor allem Naturwissenschaft und Medizin gefragt. Aber was hat eigentlich die Literatur zu Formen und Auswirkungen eines solchen Ausnahmezustandes zu sagen? Sehr viel, wie der Basler Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Honold in einem virtuellen Salongespräch an der Graduiertenschule Literatur, Kultur, Medien der Universität Bamberg zeigen will. Gemeinsam mit drei Bamberger Kolleginnen und Kollegen lädt der derzeitige Spix-Gastprofessor am Mittwoch, 24. Juni 2020, ab 18 Uhr zur offenen, digitalen Gesprächsrunde „Literatur und Infektion. Szenarien der Ansteckung“ ein.

„Die Beschäftigung mit gefährlichen Infektionskrankheiten ist in der Literaturgeschichte ein weit zurückreichendes, vielfältiges Thema“, erklärt Alexander Honold. „Wohl auch deshalb, weil der unsichtbaren Gefahr so effektvoll drastische Folgen gegenüberstehen: Rapide umlaufende Krankheiten rühren an Gesellschaften: Sie können durch ein intensiveres Lebensgefühl Faszinationsmomente hervorrufen, aber auch Schreckbilder freisetzen.“ Zwei Beispiele: Der italienische Schriftsteller Giovanni Boccaccio ließ die Figuren seiner Novellensammlung „Decamerone“ aus dem Pest-bedrohten Florenz des 14. Jahrhunderts fliehen. Thomas Mann hingegen sucht in seiner Venedig-Novelle von 1912 ausgerechnet in der Cholera-verseuchten Lagunenstadt eine vitale Stärkung und den Ausweg aus einer Schreibblockade. Doch eines ist dem literarischen Motiv der Infektionskrankheit gemeinsam: In Daniel Defoes Londoner Pesttagebuch, in Jeremias Gotthelfs „Schwarzer Spinne“ oder Albert Camus’ „Die Pest“ benennt die umlaufende Infektion stets eine gesellschaftliche Krise. Im Zentrum des Gesprächs steht die Frage, ob und wie solche Bücher in der aktuellen Pandemie als Orientierungshilfe dienen können.

Einblicke in internationale Literaturwerke, die Szenarien über Infektionskrankheit beschreiben, geben neben Alexander Honold die Arabistin Prof. Dr. Lale Behzadi, der Germanist Prof. Dr. Friedhelm Marx sowie der Romanist Prof. Dr. Kai Nonnenmacher, Sprecher der Graduiertenschule Literatur, Kultur, Medien.

Weiterführende Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

Kontakt für inhaltliche Rückfragen:
Prof. Dr. Kai Nonnenmacher
Professur für Romanische Kultur- und Literaturwissenschaft
Tel.: 0951/863-3101 (Sekr.)
kai.nonnenmacher(at)uni-bamberg.de

Medienkontakt:
Tanja Eisenach
Pressereferentin/Leitung Pressestelle
Tel.: 0951/863-1023
presse(at)uni-bamberg.de