Im neuen Wandbild der Teilbibliothek 3 rennt Pac-Man nicht nur um sein Leben. Im adaptierten Labyrinth der Kunstdidaktiker gibt es auch Freizeit, Sport und Musik.

Auch ein bißchen stolz: Rebekka Schmidt (2. v. r.) mit fünf von sieben Seminarteilnehmern, die hier zu Künstlern geworden sind.

Für das Künstlerteam ein Lieblingsbild: Die konkrete Arbeit auf dem vom Staatlichen Bauamt aufgebauten Gerüst.

Die Entwürfe mussten immer wieder geändert werden – bis sie perfekt waren.

- Monica Fröhlich

Pac-Man mit Musik

Studierende machen ein Wandbild zum Sinnbild

Die Spielfigur Pac-Man, die in den 80er Jahren mit dem gleichnamigen Videospiel auf den Markt kam, hat kein leichtes Leben: In einem Labyrinth muss Pac-Man Punkte fressen, während er von bösen Geistern gejagt wird. Manchmal hat er die Gelegenheit, eine Art Kraftpille zu essen. Sind alle Punkte gefressen, muss er auf einem höheren Level und mit erhöhter Geschwindigkeit weiterfressen.

Das erfolgreiche Videospiel ist in der Teilbibliothek 3 am Standort Feldkirchenstraße der Universität Bamberg zu Kunst geworden. Sieben Studierende der Kunstdidaktik haben unter der Anleitung von Rebekka Schmidt ein Wandbild konzipiert, das die Pac-Man-Metaphorik aufgreift und ironisiert. Running  for Education heißt das Bild im Treppenhaus der Uni-Bibliothek, das am 28. Juni der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Sein Titel gibt die Interpretation vor. Pac-Man ist Student und er frisst gewissermaßen um sein Leben: Zahlen, Daten, Fakten. Texte, Skripten, Bücher. Im zweiten Stockwerk folgt die Fortsetzung des Bildes: dem Gerenne nach dem Bachelor folgt die Jagd nach dem Master.

Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser gestand in ihrer Begrüßungsrede anlässlich der Präsentation, dass die Idee sie anfangs irritiert habe. So möchte sie die Universität nicht gerne verstanden wissen. Doch ganz so grausam, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, ist das Bild am Ende nicht geworden. Denn zum einen gibt es in dem Wandbild der jungen Kunstdidaktiker nicht nur böse Geister, sondern – graue Piktogramme im Labyrinth zeigen es an – auch Freizeit, Musik, Sport und Liebe! Zum anderen ziert ein Gandhi-Zitat die Wand neben dem Bild: „Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“ Das Bild, das sich auf ein Spiel bezieht, liefert die Kritik an diesem Spiel gleich mit. So wird das Wandbild zum Sinnbild. Das gefällt auch der Kanzlerin, die das Ergebnis „sehr gut gelungen“ findet.

Der kreative Schaffensprozess

Seminarleiterin Rebekka Schmidt und Fachleiterin Doris Eggenhofer erläuterten den Gästen den kreativen Prozess hinter dem Wandbild. Am Anfang des Kunstwerks stand der Auftrag: Die Universitätsbibliothek fragte bei den Kunstdidaktikern an, ob man sich hier betätigen wolle. Diese fanden, das sei ein passender Auftrag für die Teilnehmer am Seminar Umwelt- und Produktgestaltung. Es folgte die Konzeption: Ideen wurden gesammelt und diskutiert, Entwürfe gefertigt und verworfen, Gespräche geführt mit Universitätsleitung, Bibliothek und Staatlichem Bauamt – bis die Konzeption, die verschiedene Ideen verbindet, stand.

Bibliotheksleiter Dr. Fabian Franke bedankte sich bei allen am Kunstprozess Beteiligten. Und während Nutzer und Besucher der Universitätsbibliothek sich nun über ein Kunstwerk freuen können, das auf besondere Weise gelesen werden will, haben die Kunst-Studierenden viel gelernt. „Vor allem, dass Kunst Arbeit bedeutet“, meint Rebekka Schmidt. Das sehen die Künstlerinnen genauso: „Besonders lehrreich für mich war, dass ein solches Projekt viel mehr Planung, Organisation und Köpfe bedarf, als ich es vorher erwartet hätte“, erzählt Anika Heinl. Selbst am Wochenende der Realisierung habe man sich noch verschätzt, berichtet Nina Bischof: „Es war Freitag, 8.00 Uhr. Wir dachten: Ach, wenn wir ranklotzen, schaffen wir das heut an einem Tag. Naja, als wir dann angefangen haben, bemerkten wir, was das eigentlich für eine Arbeit mit sich bringt.“ Bei einem solchen Projekt erfahre man den kreativen Prozess sehr unmittelbar, erklärt die Seminarleiterin Rebekka Schmidt. Außerdem könne man erleben wie Teamwork funktioniert.

Nicht zuletzt stärkt ein solches Projekt auch das Selbstbewusstsein: „Wir wurden zunehmend stolzer auf unser Projekt, als wir merkten, dass es funktioniert“, freut sich Nina Bischoff. Sie bestätigt dadurch das neue Kunstwerk: Es gibt Schöneres und Wichtigeres im Leben als Punkte sammeln – zum Beispiel gemeinsam ein Stück seiner Umgebung künstlerisch zu gestalten.