Ein altes Kofferradio gehört zu den Gegenständen ...

... von denen Karin Falkenberg täglich umgeben ist: Sie ist stellvertretende Leiterin des Rundfunkmuseums in Fürth (Bilder: Klaus Stricker/Pixelio, Andreas Christ)

- Andreas Christ

Kulturgeschichte live auf Sendung

Ehemalige Dozentin arbeitet als stellvertretende Leiterin im Rundfunkmuseum Fürth

Von Nürnberg nach Marburg, München und Wien, Würzburg, Bamberg, Fürth und Ankara. In Universitäten, bei Radiosendern, Verlagen und in Museen: Dr. Karin Falkenberg ist im Kulturbetrieb viel herumgekommen.

Donner grollt im Hintergrund und dicke Regentropfen prasseln herab, eine Tür quietscht in den Angeln, plötzlich poltern schwere Schritte heran … was sich anhört wie der Beginn einer Schauergeschichte ist visuell betrachtet ein Nachmittag im Rundfunkmuseum Fürth inklusive Hörspielproduktion. Ein Gruppe Kinder erprobt sich an dieser selten gewordenen Kunstform und versucht mit den verschiedensten Gerätschaften eine Handlung klanglich umzusetzen.

Die museumspädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen macht Dr. Karin Falkenberg, Mutter einer fünfjährigen Tochter, besonders viel Spaß. Zwischen Jukeboxen, alten Radios, Fernsehschränken jeglichen Designs und einem kompletten Hörfunk- und Fernsehstudio liegt ihr Arbeitsplatz in Fürth im Gebäude der ehemaligen Grundig-Direktion. Als Kuratorin betreut sie die Sammlung des Rundfunkmuseums Fürth, mit 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche immerhin das größte Museum seiner Art in Mitteleuropa. Mit den Ausstellungen von den Anfängen des Rundfunks bis heute präsentiert das Museum einen Längsschnitt durch die Technik- und Mediengeschichte, aber auch durch die Kultur- und Mentalitätsgeschichte Deutschlands und der (Rundfunk-)Welt.

Von der „Miss Praktikum“ zur Museumskuratorin

Ein Forschungsbereich, der Falkenberg besonders interessiert, kommt sie doch aus der Volkskunde. In Marburg und München studierte die gebürtige Nürnbergerin Wirtschaftsgeschichte und Europäische Ethnologie. Wegen ihrer zahlreichen Praktika verliehen ihr ihre Kommilitonen scherzhaft den Titel „Miss Praktikum“. Wertvolle Erfahrungen verdanke sie den vielen Arbeitsbereichen, die sie dabei kennen gelernt habe, erklärt Falkenberg, und bei der Arbeit im Museum kommen ihr die vielfältigen Fertigkeiten besonders zugute. In ihrer Zeit beim Radio und in der Kulturredaktion des Bayerischen Rundfunks gewann sie Kenntnisse in Schnitt und Regie, die sie nun in der Hörspielproduktion verwenden könne. Als Lektorin für einen Geschichtsbuchverlag in Erfurt und bei der Wissens- und Technologietransferstelle der Universität Würzburg beschäftigte sie sich mit dem Redigieren von Texten und Pressearbeit, essenziell für ihre jetzigen PR-Aufgaben und bei „Rundfunk und Museum“, der Zeitschrift des Rundfunkmuseums. Selbst die Zeit, die sie während ihrer Lehre in Kneipen und Cafés gejobbt hat, zahlen sich jetzt beim Management der Museumscafeteria aus. „Die Personaldecke ist wie bei den meisten Museen ziemlich dünn, da heißt es vielseitig sein“, so Falkenberg, „quasi ein täglicher kleiner Museumsmarathon, denn man wird nie mit allem fertig, was anstünde.“

Erforschung der Bewusstseinsgeschichte des Radiohörens

Und die Wissenschaft und Forschung? Schließlich lehrte Karin Falkenberg für zwei Semester an der Otto-Friedrich-Universität im Bereich Volkskunde und studierte nach der Geburt ihrer Tochter noch einmal Medienwissenschaften in Halle. Bei der anschließenden Promotion zur Bewusstseinsgeschichte des Radios erwies sich die Kombination volkskundlicher und medienwissenschaftlicher Ansätze als besonders fruchtbar. Mit Interviews zum Radiohören zwischen 1933 und 1950 wollte sie herauszufinden, „was vom Radio in den Köpfen hängen geblieben ist, wie sich die Menschen an Geschichte aus den Medien erinnern.“

Das Thema ihrer Doktorarbeit prädestinierte sie natürlich zu einer Zusammenarbeit mit dem Rundfunkmuseum. Als erstes Projekt beteiligte sie sich 2005 an einer Ausstellung über den „Rundfunkverbrecher“ Willi Mühlhofer, einem Verwaltungsangestellten, dem das Abhören ausländischer Radiosender im „Dritten Reich“ zum Verhängnis wurde. Mittlerweile hat sie schon an etlichen anderen Ausstellungen mitgearbeitet oder sie konzipiert. Dem universitären Betrieb widmet sich Falkenberg seit letztem Jahr auch wieder: Sie nimmt einen Lehrauftrag für Medienwissenschaft an der Elite-Universität Hacettepe in Ankara wahr. Und die nächste Ausstellung steht ebenfalls bevor: mit Hochdruck arbeitet sie an der Jubiläumsausstellung „Happy Birthday, Max Grundig, *7. Mai 1908“. Karin Falkenberg bleibt auf Sendung.