Tuba Hasir begeisterte mit türkischen Liebesliedern auf der multireligiösen Feier (Foto 1 + 3: Katharina Lampe).

Eyyub Erkan Acet berichtete von der neugegründeten muslimischen Hochschulgemeinde (Foto 2 + 4: Martin Schnurr).

"Nur in der Fremde ist der Fremde fremd", so Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser in ihrer Begrüßung.

Gläubige aus Judentum, Islam und Christentum versammelten sich beim Neujahrsempfang.

- Katharina Lampe

„Nur in der Fremde ist der Fremde fremd“

Multireligiöse Feier an der Universität Bamberg

Eyyub Erkan Acet kam im Sommer 2012 von Lübeck nach Bamberg um Realschullehramt für Deutsch und Geschichte zu studieren. Er ist Muslim, seine Familie stammt aus der Türkei. Er habe es in seiner ersten Zeit in Bamberg sehr vermisst, sich mit anderen muslimischen Studierenden austauschen zu können, erzählte er während der Multireligiösen Feier der Universität Bamberg am 17. Januar. Eyyub gründete daher im Oktober 2012 die muslimische Hochschulgemeinde (mHg), die eine neue Austauschmöglichkeit für muslimische Studierende und Interessierte sein soll. „Wir wollen Vorurteile durch interreligiösen Austausch abbauen“, erläuterte Eyyub. Alle zwei Wochen treffen sich daher Studierende verschiedener Religionen und diskutieren offen über den Einfluss des Korans auf den Alltag. Die Mulitreligiöse Feier nutzten Eyyub und seine Freunde nun, um sich und ihre neue Hochschulgruppe vorzustellen, sich gegenseitig auszutauschen und kennenzulernen.

Fremden reicher werden

Dass das multireligiöse Miteinander an der Universität Bamberg einen zentralen Platz im täglichen Universitätsalltag einnimmt, beweist die alljährliche Multireligiöse Feier. In freundschaftlicher Atmosphäre treffen hier Menschen aller Glaubensrichtungen aufeinander. Diesmal stand das Thema „Neujahrsbeginn in den Religionen“ im Vordergrund.

Etwa 100 Gäste feierten, beteten und aßen zu den Klängen türkischer Liebeslieder von Tuba Hasir und westlicher Spirituals, die Susanne Gampert und Julian Zeyher zum Besten gaben. Dr. Ab del-Halim Ragab, Dozent für Arabistik, Dr. Susanne Talabardon, Professorin für Judaistik und  der Religionspädagoge Prof. Dr. Henrik Simojoki berichteten von jüdischen, muslimischen und christlichen Neujahrstraditionen, die ihren je eigenen Kalendern, Riten und Inhalten folgen und doch auch Gedankenanstöße für Angehörige anderer Religionen bereit halten. Dass hier Stichworte wie Toleranz, Respekt und Vielfältigkeit groß geschrieben werden, ist selbstverständlich. „Nur in der Fremde ist der Fremde fremd“, zitierte Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser in ihrer Begrüßung den Kabarettisten Karl Valentin. Es sei nicht genug zu sagen: ich habe nichts gegen dich. Es bedürfe Menschen, die dieses Motto leben und so durch die Ansichten anderer reicher werden.

Fastenbrechen als interreligiöses Ereignis

„Die Multireligiöse Feier ist eine Sternstunde in diesem Jahr“, freute sich Jutta Müller-Schnurr, evangelische Hochschulseelsorgerin und eine der Organisatoren der zum sechsten Mal stattfindenden Feier. Die Veranstaltung sei in diesem Jahr so besonders, weil diesmal auch Studierende ganz explizit zu Wort kamen und von ihren eigenen, alltäglichen Erfahrungen berichteten.

Gemeinsam mit Bettina Weber von der Evangelischen Studierendengemeinde (esg) und Carola Jaeckel als Vertreterin des Café Israel berichtete Eyyub Erkan Acet vom gemeinsamen Fastenbrechen, dem abendlichen Abschluss an Fastentagen in der Bamberger Moschee im Sommer 2012. „Das Fastenbrechen hat mein Bild von Muslimen auf den Kopf gestellt. Auf einmal begegnete ich kochenden Männern und studierenden Müttern“, begeisterte sich Bettina Weber. Diesen interreligiösen Austausch erweiterten die Studierenden in der „Ringparabel“, einem einmaligen studentischen Projekt, bei dem Nichtreligiöse, Christen, Juden und Muslime zur Diskussion zusammentreffen. „Religion ist nur ein Teil der Person“, so Weber. „Die Ringparabel soll den Gemeinschaftssinn fördern und zeigen, dass uns die gleichen Themen beschäftigen, auch wenn wir verschiedene Ansichten haben“. Carola Jaeckel vom Café Israel ergänzte: „Es geht auch darum, Unterschiede aushalten zu können.“

Wie darf man Israel kritisieren?

Das Café Israel ist ein Forum für den respektvollen Austausch über die deutsch-israelische Beziehung mit einem stark politischen und kulturellen Schwerpunkt. Nach einem Jahr Aufenthalt in Haifa schuf Carola Jaeckel im Oktober 2012 eine Plattform, auf der sich Interessierte bei Vorträgen, Filmabenden oder Rollenspielen austauschen und diskutieren können. „Uns interessiert auch, wie man Israel kritisieren darf, ohne einen antisemitischen Stempel zu bekommen.“ Das Café Israel in Bamberg ist die zweite Hochschulgruppe deutschlandweit, die von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft unterstützt wird.

Das Ende der Feier bildeten Gebete in den Traditionen von Judentum, Christentum und Islam sowie die Einladung zum kulinarischen Teil des Abends, der mit einem gegenseitigen Friedensgruß in unterschiedlichen Sprachen eingeleitet wurde: Der Friede sei mit Dir – Schalom – Salam.

Weitere Informationen

Die muslimische Hochschulgemeinde trifft sich alle zwei Wochen, jeweils montags. Das nächste Treffen startet am 28. Januar, in der Moschee der Türkisch-Islamischen-Gemeinde Bamberg (Ditib). Ein Veranstaltungskalender finden Sie hier oder bei Facebook.

Das Café Israel veranstaltet zu den Wahlen in Israel in der kommenden Woche eine Wahlparty. Das Semesterprogramm des Café Israels ist hier zu finden.

Auf den Seiten der Evangelischen Hochschulseelsorge und der Katholischen Hochschulgemeinde gibt es Infos zu den regelmäßigen Veranstaltungen.