Die Multireligiöse Feier ist Ausdruck eines friedlichen Miteinanders (Fotos: Hendrik Steffens)

Das Publikum lauschte nicht nur Erzählungen...

... sondern kam auch in den Genuss von musikalischen Beiträgen.

Im Anschluss an das offizielle Programm bot sich die Gelegenheit, bei leckeren Speisen ins Gespräch zu kommen.

Aufbrüche und Neuanfänge wagen

Universität feiert Semesterstart mit Multireligiöser Feier

„Die Nacht geht zu Ende und der Tag beginnt, wenn du in das Gesicht deines Nachbarn blicken kannst und deine Schwester und deinen Bruder siehst.“ Zu diesem Fazit kommt ein Rabbi am Ende einer alten jüdischen Erzählung. Pfarrer Jürgen Harder von der Evangelischen Hochschulseelsorge griff die Geschichte in seinem Beitrag auf und sprach damit an, was in Bamberg im Rahmen der Multireligiösen Feier seit nunmehr sieben Jahren in Folge gelingt: Religiöses Miteinander.

Zu Beginn jedes Wintersemesters versammeln sich Gläubige verschiedener Religionen zu gemeinsamen Lesungen und Gebeten und lauschen musikalischen Beiträgen aus den unterschiedlichen Religionen und Kulturkreisen. Islam, Judaismus und Christentum sind in Bamberg somit nicht nur Gegenstand der Forschung und Lehre. Vielmehr werden die Religionen von Universitätsangehörigen in den Hochschulgemeinden und auch außerhalb aktiv gelebt.

Die Multireligiöse Feier als Ausdruck der kulturellen Vielfalt Bambergs

„Die Multireligiöse Feier spiegelt die kulturelle Vielfalt der Universität und der Stadt“, fasste Dr. Alfons Motschenbacher von der Katholischen Hochschulseelsorge die Bedeutung der Veranstaltung zusammen. Im Rahmen der gemeinsamen Feier wurden Schriftworte und Gebetstraditionen der verschiedenen Religionen nebeneinander gestellt. „Es geht darum, religiöse Differenz wahrzunehmen und dabei das Verbindende zu sehen“, erklärte er.
Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser griff in ihrer Ansprache Vernetzung und Verankerung als zwei zentrale Aspekte im Leitbild der Otto-Friedrich-Universität Bamberg auf. „Zwischen diesen beiden Polen entwickelt die Universität ihr Profil“, betonte sie und verwies zugleich auf die Bedeutung der beiden Aspekte im Leben eines Gläubigen: Vernetzung als verwobene Gemeinschaft und Verankerung in der Religion.

Aufbruch als gemeinsames Thema

Das übergeordnete Thema der Multireligiösen Feier lautete „Aufbruch“. Die Notwendigkeit, Aufbrüche und Neuanfänge zu wagen, findet sich in Thora, Koran und Bibel gleichermaßen. Dazu sang Smadar Becker aus der israelitischen Kultusgemeinde die Geschichte vom Aufbruch Abrahams nach Kanaan auf Hebräisch, der Sprache der Thora (Bereschit/Genesis/1. Moses 12, 1-5 (1-5)). Judaistik-Professorin Dr. Susanne Talabardon fragte in ihrer Schriftauslegung in humoristischer und erkenntnisreicher Weise gleichermaßen nach der Schwierigkeit,  Aufbrüche zu wagen. „Ein kinderloser Greis aus der hinterletzten Ecke Mesopotamiens soll in ein fremdes Land losziehen? Wie wird das nur ein Erfolgsprojekt?“

Imam Coşkun Sırrı Mert rezitierte einige Suren des Korans auf Arabisch (Sure 2, 218 und Sure 3, 19) und berichtete dabei vom Aufbruch und Ringen für Gottes Sache. Studentin Daniela Isljami erzählte die Passagen auf Deutsch nach. Anschließend verwies Dr. Abd el-Halim Ragab vom Lehrstuhl für Arabistik auf die Hidschra Mohammeds, seinen Aufbruch von Mekka nach Medina im Jahre 622 nach Christus. „Der Koran fasst den Weg des Menschen als ständiges Erhöhen und Transzendieren auf und warnt vor allzu langem Verweilen“, fasste Ragab seine Botschaft zusammen.

Wüste als Orte der Begegnung mit Gott

Mit einer Lesung aus dem Markusevangelium (Markus 1, 9-15) führte Studienrätin Katharina Köppl die Feier ins Christentum. Die Bibelstelle berichtete unter anderem von den vierzig Tagen und vierzig Nächten, die Jesus vor Beginn seines öffentlichen Wirkens in der Wüste zubrachte. „Wüsten sind zum einen lebensfeindliche Orte aber zugleich auch Orte der besonderen Begegnung mit Gott“, betonten  die beiden Theologieprofessoren Dr. Konstantin Lindner und Dr. Henrik Simojoki  in ihrer Auslegung.  Sie stellten die Bedeutung von Ruhe und Rückzug in der christlichen Tradition heraus: „Unterbrechung ist Voraussetzung, um sich für einen Aufbruch rüsten zu können.“

Mit dem sich in verschiedenen Sprachen gegenseitig zugesprochenen Friedensgruß fand die Feier ihren offiziellen Abschluss. Im Anschluss erwartete die Zuhörerinnen und Zuhörer ein Buffet mit Köstlichkeiten der traditionellen jüdischen und arabischen Küche. So bot der Abend Raum für vielfältige Begegnung und klang im Dialog der Religionsgemeinschaften über Sitten, Gebräuche und Traditionen aus.

Hinweis

Diesen Pressetext verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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