Lucie Cerveny: Klavier und Gesang (Fotos: Gertraud Gerner)

Ensemble Waldenfels-Reiserer-Cerveny im Audimax

- Tobias Fichte

Wie der Soundtrack zu einem Western

Trio Waldenfels-Reiserer-Cerveny brillierte mit multiinstrumentalem Musikpanorama

Die Reihe Musik in der Universität konnte am 30. Juni im Audimax gleich in mehrfacher Hinsicht mit einem „Special“ aufwarten: Die Bamberger Dozentin für Jazz- und Popgesang Lucie Cerveny präsentierte in einer Trioformation zusammen mit dem Universalinstrumentalisten Titus Waldenfels und dem Schlagzeuger Micha Reiserer nicht nur ein so angekündigtes „multiinstrumentales“, sondern gleichzeitig auch ein multinationales  Musikpanorama, und das entlang einer stilistischen Geschlossenheit, die dem Programm den Charakter eines Soundtracks zu einem hochklassigen Western moderner Ausprägung verlieh.

Keinen Vergleich scheuen

Zwischen einigen in den Bereichen Jazz, Folk, Pop und Rock angesiedelten amerikanischen Standards standen auch englische, deutsche, tschechische und slowakische Beiträge, aus welchen das Trio jeweils ganz eigene Versionen machte.

Der spontanen Assoziation mit den berühmten Soul- und Jazzmusikerinnen Norah Jones oder Katie Melua begegnete die stets gleichzeitig am Flügel agierende Cerveny so offensiv wie überzeugend schon zum Auftakt. Bei ihrer unter die Haut gehenden Interpretation von Crawling up a Hill begeisterte sie sogleich mit ihrer klaren, intensiven und sehr dynamischen Intonation, wie auch in allen folgenden Nummern, darunter Hits wie Stevie Wonders Sir Duke, Superwoman von Alicia Keys oder Dusty Springfields Son of a Preacherman.

Musikalisches Multitalent

Zum Rollen gebracht wurde der Zug voller imaginärer Hobos zudem durch den im instrumentalen Zentrum agierenden Waldenfels, der alle erdenklichen Saiteninstrumente mit den ungewöhnlichsten Spieltechniken zu beherrschen wusste – streichend, zupfend oder mit seinem charakteristischen Lapstyle-Gitarrenspiel, bei dem der Musiker das Instrument auf seinem Schoß liegend spielt. Der Münchener bediente dabei meist gleichzeitig mit den Füßen einen Basssynthesizer, solierte dazu bei Bedarf auf der Bassmundharmonika und mischte sich nebenbei selbst ab. Der virtuose Waldenfels prägte das musikalische Geschehen durch seine am Country-Stil orientierten Klangvorstellung.

Gute Musik mit minimalen Mitteln

Einiges dazu beigetragen hat der Schlagzeuger Micha Reiserer, der je nach Song mit verschiedenen Mallets oder Besen sensible Rhythmusbegleitungen auf sein Set zauberte. Auch er bot eine ‚Multi-Tasking‘-Vorstellung: gleichzeitiges Drum- und Akkordeonspiel, das Streichen der Singenden Säge und den Gesangspart von Gustav Gründgens’ Stück Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, das besonders gut ankam.

Dass das Trio Cerveny-Waldenfels-Reiserer auch mit minimalen Mitteln richtig gute Musik machen kann, demonstrierten die Musiker noch einmal bei der letzten Zugabe am Bühnenrand mit dem Kleinen grünen Kaktus der Comedian Harmonists – ganz ohne Konzerttechnik, dafür aber mit umso mehr stimmlichem und szenischem Ausdruck durch Cerveny – und wurden mit einem langen Applaus belohnt.