Der Kammerchor der Universität Bamberg beim dritten Semesterkonzert. Im Zentrum standen dabei Werke von Johannes Brahms. (Foto: Rudolf Hein)

Gesänge der Tiefe, des Traums und des Todes

Konzert des Kammerchors der Universität Bamberg mit Nachtliedern der Romantik

„Nächtens...“ lautete der Titel des Programms, mit dem der Kammerchor der Universität am 21. Januar Freunde der klassischen Musik so zahlreich anlockte, dass der Irmler-Musiksaal auf dem Erba-Campus auch zum dritten durch Universitäts-Ensembles an diesem Ort bestrittenen Konzert des Semesters wieder voll besetzt war.

Dirigent Wilhelm Schmidts präsentierte gemeinsam mit dem Pianisten Gregor Wind und dem erstmals in dieser Besetzung auftretenden Kammerchor eine Auswahl von Werken des 19. Jahrhunderts, deren Inspirationsquelle das Motiv der Nacht war – bekanntlich konstituierend für die romantische Geisteshaltung nicht nur jener Zeit. Dass wahre Romantik jedoch weniger mit lauen Sommernächten oder wohliger Wärme bei Kerzenschein zu tun hat, sondern vielmehr mit dem Schmerz unerfüllbarer Sehnsucht, war der rote Faden dieses Abends der Gesänge der Tiefe, des Traums und des Todes.

Und wie viele Momente erzeugte der engagierte, hochkonzentrierte, dem klaren Dirigat seines Leiters genau folgende Chor, die diesen süßen Schmerz fühlbar machten – natürlich mit Brahms, dessen Drei Gesänge Op. 42 am Beginn standen. In der Ambivalenz von Dur und Moll, diesem romantischen Helldunkel des zweiten Gesangs Vineta auf das gleichnamige Gedicht von Wilhelm Müller – Aus des Meeres (Herzens) tiefem, tiefem Grunde – oder mit den herrlich weichen Phrasierungen besonders der Tenöre in Darthulas Grabgesang, dessen Text Johann Gottfried Herder nach Ossian verfasste.

Von Harfenklängen und Waldhörnern

Die darauf folgenden Vier Gesänge Op. 17 für zwei Hörner, Harfe und Frauenchor desselben Komponisten traten schon aufgrund der besonderen Instrumentalbesetzung hervor, die von der Harfenistin Susanne Schumm sowie Sofie Lorenz und Ruth Mayers – beide Waldhorn – im guten Zusammenspiel mit dem Chor, besonders im ersten Gesang und auch in der Vertonung des Eichendorf-Gedichts Der Gärtner effektvoll umgesetzt wurde.

Neben Brahms, Rheinberger und Wolf war mit Heinrich von Herzogenberg auch ein weniger bekannter Komponist vertreten, dessen Sechs Mädchenlieder Op. 98 mit ihren teils verschmitzten, teils weniger harmlosen Texten von Paul Heyse zu einem Höhepunkt des Abends wurden, wozu die kongeniale Klavierbegleitung von Gregor Wind nicht wenig beitrug. Klaviermusik gab es zweimal auch solistisch zu hören: Zum Auftakt des zweiten Teils erklang das durch Viola Zettelmeier souverän interpretierte Chopin-Nocturne Op. 32 Nr. 2 und später das erste der Brahms’schen Intermezzi Op. 117, ein von Wind herzergreifend innig erzeugter Moment gegen Ende des Abends.

Nach diesem Programm und einem entsprechend beklatschten Finale des Kammerchors mit Abendliedern von Rheinberger und Brahms, von Schmidts noch einmal durch eine erstaunliche Bandbreite klanglicher Facetten geführt, darf man gespannt sein auf das Sommersemester, in dem das Ensemble Rossinis Petite Messe solennelle einstudieren und am 18. Juni in der Aula der Universität zur Aufführung bringen wird.

Hinweis

Diesen Text verfasste Tobias Fichte. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.